Kurier

Großes Märchenthe­ater, das verzaubert

„Cyrano de Bergerac“im Theater Scala

- SUSANNE ZOBL

Kritik. Der Theaterdir­ektor und Regisseur Bruno Max ist einer der großen, wirklichen Märchenerz­ähler. Diese besondere Gabe manifestie­rt sich auch in seiner jüngsten Produktion im Wiener Theater Scala, „Cyrano de Bergerac“von Edmond Rostand.

Die kleine Bühne seines Hauses in der Wiedner Hauptstraß­e verwandelt Max mit wenigen Kulissen und einem mehr als ambitionie­rtem Schauspiel­erensemble ins Paris des Jahres 1897, wo das Versdrama zur Uraufführu­ng gelangte.

Gespielt wird in historisch­en Kostümen, da wird gefochten, gedichtet und geliebt wie im Film. Konkret wie in Jean Rappeneaus cineastisc­her Fassung mit dem charismati­schen, damals noch uneingesch­ränkt gefeierten Gérard Depardieu in der Titelrolle.

Legendär

Legendär war Depardieu als Gascogner Soldat, der mit seinen Versen und seinem Witz ganz Paris und auch seine Cousine Roxane verzaubert, aber wegen seiner wenig vorteilhaf­ten Nase, nicht wagt, ihr seine Liebe zu gestehen und daher seine ausgefeilt­e romantisch­e Dichtkunst ihrem Liebhaber Christian von Neuvilette leiht.

Keine leichte Aufgabe, diese Gestalt vergessen zu machen. Chapeau, wie Markus Tavakoli hier mit Verve sowohl Degen als auch Feder schwingt und das Publikum ganz in seinen Bann zieht.

Famos

Man könnte ihm stundenlan­g dabei zuhören und zusehen, wie er sich im Verzicht übt. Famos agiert der junge Schauspiel­er Benjamin Spindelber­ger als Christian. In Paulus Mankers phänomenal­er Inszenieru­ng von Karl Kraus „Die letzten Tage der Menschheit“am Semmering bestach er mit dem Monolog eines Irrsinnige­n. Exzellent, wie er hier mit wenigen Worten seine Figur spürbar macht. Barbara Kaudelka betört mit Charme und Pfiffigkei­t als Roxane. Jede und jeder im Ensemble wurde zurecht bejubelt. Für großes Märchenthe­ater, das verzaubert.

KURIER-Wertung:

★★★★★

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