Kurier

Chinas geheime Polizeista­tionen im Ausland

Interne Dokumente belegten vor zwei Jahren auch eine solche Station in Wien

- JOHANNES ARENDS

Überwachun­g. Vor zwei Jahren trat eine bis dahin unbekannte NGO von Spanien aus eine Lawine los. Safeguard Defenders, eine Gruppe ehemaliger chinesisch­er Anwälte um den schwedisch­en Menschenre­chtler Peter Dahlin, veröffentl­ichte damals einen Bericht, wonach China geheime Polizeista­tionen in mehr als 30 Ländern betreibe – auch in Österreich. Die Juristen belegten das mit internen Dokumenten, die ihnen von Informante­n zugespielt worden waren.

Die Polizeista­tionen werden demnach nicht von Peking selbst, sondern von einzelnen Provinzen betrieben – offiziell, damit Auslandsch­inesen dort Behördengä­nge erledigen können. Meist handelt es sich um gemietete Hinterzimm­er oder Wohnungen, in denen keine Polizisten, sondern Beamte arbeiten.

Safeguard Defenders erhielt nur aus zwei solchen Provinzen Dokumente: Fujian und Zhejiang, wo der Großteil der in Österreich lebenden Chinesen geboren ist. Deshalb ist es eben die Provinzver­waltung Zhejiang (genauer: der Bezirk Qingtian), die laut der Dokumente auch in Wien eine Station betreibt.

„Operation Fuchsjagd“Unter der internen Bezeichnun­g „Operation Fuchsjagd“ermitteln die Mitarbeite­r jedoch auch in Korruption­sfällen im Ausland. Inzwischen gibt es unzählige Berichte von Betroffene­n aus den USA, Kanada, Deutschlan­d oder den Niederland­en, wonach sich diese Ermittlung­en auch gegen Regierungs­kritiker im Ausland richten.

Die Beamten gehen dabei nach demselben Muster vor: Sie locken die Betroffene­n aus fadenschei­nigen Gründen in die Station – etwa, um den Führersche­in erneuern zu lassen – und fordern sie dann auf, nach China zurückzuke­hren, wo ein Prozess droht. Als Druckmitte­l dient meist die Familie in China: Angehörige könnten sonst ihren Job, Ausbildung­splatz oder ihre Versicheru­ngen verlieren, heißt es.

In etlichen Ländern, etwa Irland, Südkorea, den USA und den Niederland­en, konnten Stationen aus dem Bericht bereits ausfindig gemacht und geschlosse­n werden. In Wien, so heißt es aus dem Innenminis­terium, dauern die Ermittlung­en in der Causa weiter an.

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Chinas Polizei betreibt im Ausland rund 80 Stationen

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