Jerusalem ohne die sonst üblichen Pilgermassen
Karwoche verlief bisher ruhig, keine Zusammenstöße zwischen Palästinensern und Polizei
Ostern. Die Karwoche wie auch der in diesem Jahr gleichzeitig stattfindende muslimische Fastenmonat Ramadan sind bisher weitgehend ruhig verlaufen. In früheren Jahren stießen oft vor der Al-Aksa-Moschee randalierende Jugendliche auf Polizisten mit Schlagstöcken. Tränengas vernebelte die Sicht.
Heuer aber bleibt das wie immer aufgestockte israelische Polizeiaufgebot im Hintergrund. Auch die Zahl der Jugendlichen, die protestieren wollen, scheint nicht hoch zu sein. Die EinreiseSperre für jüngere Palästinenser aus den besetzten Gebieten im Westjordanland zeigt Wirkung.
Der Jerusalemer Polizeichef erklärt es fachlich: „Wir haben aus unseren Erfahrungen der Vergangenheit gelernt.“Wobei die Polizei in dieser Stadt aber ständig neue Erfahrungen machen muss. Dieses Mal vor dem Hintergrund des seit dem bereits fast sechs Monate andauernden Krieges gegen die Hamas im nahen Gazastreifen. Anlass für das militärische Vorgehen der israelischen Armee gegen die islamistische Terrorgruppe war deren Massaker gegen Israelis am 7. Oktober.
Umliegende Klöster
Im Vergleich zu früheren Ramadan-Tagen sind heuer weniger Käufer in Jerusalems Gassen zu sehen. Es fehlen auch die Pilgermassen, die sich hier sonst in der Karwoche drängen. Vor allem Priester und Nonnen aus den umliegenden Klöstern sind gekommen, um in Jerusalem zu beten.
Zu sehen sind auch christliche Gastarbeiter aus Israel. Eva, eine Altenpflegerin von den Philippinen, wartet zum ersten Mal auf Einlass vor der Grabeskirche. Bis drei Uhr ist die Kirche traditionell am Gründonnerstag geschlossen. Ihre Freundin Ilana war aber schon fünf Mal hier und freut sich: „In diesem Jahr werden wir nicht lange vor dem Grab in der Warteschlange stehen müssen.“
Eine Gruppe Nigerianer in weißer Tracht fällt auf. Yoruba wundert sich, warum nicht viel mehr mit ihnen auf dem Weg zum Heiligen Grabe Jesus sind: „Wir sind doch Gläubige. Da haben wir keine Angst. Gott schützt uns doch und bringt uns Frieden.“
Dennoch bleibt eine gewisse Anspannung zu spüren: Der militärische Arm der radikalislamischen Hamas hat am Mittwoch eine Audioaufnahme veröffentlicht, auf der Muslime und Musliminnen auf der ganzen Welt zur „Befreiung“der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem aufgerufen werden. Die Moschee steht auf dem Tempelberg in Jerusalem, der drittheiligsten Stätte im Islam. Die Anlage ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Muslime beten dort während des Fastenmonats Ramadan.