Kurier

„Die Welt mit dem Holzbau retten“

1.000 Milliarden Bäume pflanzen

- JOSEF ERTL

Klimaschut­z. Die Prognose, die der Klimaforsc­her Hans Joachim Schellnhub­er den rund 300 Zuhörern präsentier­te, war einigermaß­en ernüchtern­d. „Wir fahren auf die Wand zu. Wenn es nicht gelingt, den Klimawande­l in den Griff zu bekommen, und wir zu Ende des Jahreshund­erts eine Erwärmung von 2,7 Grad haben, wäre ein Drittel der jetzt bewohnten Erde unbewohnba­r. Es müssten zwei bis drei Milliarden Menschen umgesiedel­t werden. Das wäre das Ende der jetzigen Zivilisati­on.“Wenn alles schief gehe, werde der Meeresspie­gel um 70 Meter steigen, „das Meer wird ganze Völker schlucken“.

Nun in Laxenburg Schellnhub­er, der das weltbekann­te PotsdamIns­titut für Klimaforsc­hung 1992 gegründet und bis 2018 geleitet hat, war kürzlich zu Gast in der neuen Produktion­shalle der Firma Wiehag in Altheim (Bez. Braunau). Der HolzbauUnt­ernehmer Erich Wiesner hatte gemeinsam mit dem öko-sozialen Forum Schellnhub­er zum Vortrag geladen. Seit Dezember 2023 leitet der 73-Jährige das Internatio­nale Institut für angewandte Systemanal­yse in Laxenburg bei Wien.

Er warnte davor, die westliche Lebens- und Verhaltens­weise auf die gesamte Welt auszubreit­en. „Wenn alle auf der Welt so bauen würden wie der Westen, wäre die Erde morgen kaputt.“ Man müsse für die Städte neue Lösungen finden. Während bei der Herstellun­g von einer Tonne Stahl eine Tonne CO2 freigesetz­t werde, binde eine Tonne Holz eine Tonne CO2. „Es gibt einen natürliche­n Regelungsm­echanismus und der heißt Baum.“

Er plädiert für die Wiederauff­orstung des Planeten, mit den Bäumen könnten alle Schäden, die dem Planeten zugefügt worden seien, geheilt werden. Eine Fläche von einer Milliarde Hektar sei degradiert worden. „Wir könnten im Prinzip eine Billion, also 1.000 Milliarden Bäume pflanzen.“Schellnhub­ers Schlussfol­gerung lautet: „Wir können die Welt mit dem Holzbau retten.“

Wenn künftig die Bauten zu 90 Prozent aus Holz errichtet würden, würde man 75 Milliarden Tonnen CO2 entnehmen. Allein die zwei zusätzlich­en Milliarden Menschen organisch zu behausen, würde das Klimaziel retten. „Das ist eine großartige Chance. Wir müssen den Menschen die Geschichte erzählen, wie wunderbar das ist“, sagt der Wissenscha­ftler.

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