Die Messis vom Wienerberg
Rund 140 junge Fußballerinnen und Fußballer können in der ersten Ferienwoche im Süden Wiens auf den Spuren der Stars vom FC Barcelona wandeln
44 Jahre nachdem der „Goleador“Hans Krankl beim FC Barcelona gespielt hat, fällt Aitor Fernández immer noch der Stürmer aus Wien ein, wenn man ihn fragt, was er über den österreichischen Fußball weiß. Der katalanische Jugendtrainer nennt die heimische Fußballlegende „Hansi Krankl“und fügt hinzu: „Er war ein sehr wichtiger Spieler in Barcelona und Torschützenkönig der spanischen Liga.“Aber natürlich kenne er auch Yusuf Demir, der 2021 beim FC Barcelona spielte, sagt der Katalane.
Aitor Fernández ist Trainer der Barça Academy. Das Subunternehmen des FC Barcelona veranstaltet in 40 Ländern weltweit Camps für Kinder und Jugendliche. Im Vorjahr leitete Fernández bereits ein Sommercamp in Wien.
Der Ball im Mittelpunkt
Auch heuer macht einer der bekanntesten Fußballvereine der Welt wieder in Wien halt, um hier fünf Tage lang auf der Anlage des SV Wienerberg an den Fußball-Fertigkeiten von Mädchen und Buben zwischen sechs und 16 Jahren zu feilen. Die Werte des Klubs sollen dabei groß geschrieben werden – auf und neben dem Platz. „Bescheidenheit, Bemühen, Ehrgeiz, Respekt und Teamwork“, zählt Fernández auf.
Daniel Karger kann das bestätigen. Der Niederösterreicher ist einer von zwölf österreichischen Jugendtrainern, die gemeinsam mit fünf katalanischen Betreuern mit den Kindern bzw. Jugendlichen trainieren.
Dabei wird sehr viel Wert auf das Spiel mit dem Ball gelegt. „Alles spielerisch, alles mit Ball, viel Passspiel“– es sei ein großer Unterschied zu den Trainings, die er aus Österreich kennt, sagt Karger.
Auf dem Platz falle vor allem die Disziplin auf. Wer schon einmal versucht hat, Kinder im Fußball zu trainieren, weiß wie wichtig sie ist. Karger war beim ersten Mal gleich beeindruckt: „Das
Spielfeld ist in sechs Teile geteilt, auf denen je 12 Spieler bzw. Spielerinnen stehen. Alle machen zur selben Zeit genau dasselbe. Bis der Leiter pfeift.“Ausscheren oder Streitereien hätten hier keinen Platz. „Die Leiberl stecken während des Trainings in den Hosen, die Stutzen sind bis zum Knie hochgezogen, keiner hat eine Kappe auf“, fiel dem österreichischen Coach gleich auf. Selbes
gilt für die Trainer. Außerdem werde viel Wert auf Fair Play gelegt. „Jeder geht nach einem Foul hin, um sich zu entschuldigen“, sagt Karger. Das sehe man auch oft später bei den Profis.
Die Jungen als Trumpf
Apropos Profis. So viel älter sind die Leistungsträger im aktuellen Profikader des FC Barcelona gar nicht. Pau Cubarsí ist 17, Lamine Yamal 16. Die beiden Absolventen der berühmten BarcelonaAkademie „La Masia“sind derzeit Punktegaranten in der Primera División. Cubarsí in der Innenverteidigung, Yamal am Flügel.
Seit Xavi 2021 Cheftrainer wurde, hat der Spanier – teils notgedrungen wegen finanzieller Engpässe – massiv auf den eigenen Nachwuchs zurückgegriffen. Und dabei wertvolle Stammspieler gefunden. Auch Xavi selbst hat einst, wie die Superstars Messi, Iniesta, Busquets oder Puyol, die weltbekannte Ausbildung der Masia genossen.
Eines stellt Aitor Fernández allerdings klar: „Das hier ist kein Scouting.“Man wolle aber „die Werte des FC Barcelona“verbreiten und „die Leidenschaft für diesen Klub global ausweiten“, sagt er.