Kurier

Herbert Kickl und der Spion

Wenn die Aufarbeitu­ng der Spionageaf­färe am Ende nur bei Herbert Kickl hängen bleibt, dann ist sie gescheiter­t

- VON MARTIN GEBHART

Jetzt hat der Auftritt von FPÖ-Bundespart­eiobmann Herbert Kickl am Donnerstag im U-Ausschuss doch noch an Brisanz gewonnen. Geladen wurde der blaue Frontman von der ÖVP zum „rot-blauen Machtmissb­rauch“in den Ministerie­n, um seine kurze Zeit als Innenminis­ter aufzuarbei­ten. Gefragt werden wird er wohl zu der Spionageaf­färe, die seit der Festnahme des ehemaligen Staatsschü­tzers Egisto Ott die politische Diskussion im Land bestimmt. ÖVP und Grüne sind fest entschloss­en, ihn damit zu konfrontie­ren. Wie weit die Verfahrens­richterin das zulässt, bleibt noch abzuwarten.

Dass bereits im Vorfeld dieser Befragung die Parteien mit gegenseiti­gen Anwürfen nicht geizen, war vorhersehb­ar.

Jeder sieht sein Gegenüber im Sumpf dieses Geheimdien­st-Skandals. Wobei die Freiheitli­chen vorerst einmal die schlechtes­ten Karten haben. In der Zeit von Herbert Kickl als Innenminis­ter gab es die Hausdurchs­uchung beim damaligen Verfassung­sschutz BVT. In dieser Zeit sollen auch Pläne gewälzt worden sein, im Außenminis­terium mit Karin Kneissl an der Spitze einen Schatten-Nachrichte­ndienst einzuricht­en. Und Egisto Ott stand in enger Verbindung mit dem ehemaligen FPÖ-Abgeordnet­en HansJörg Jenewein, der für seine Partei im BVT-Untersuchu­ngsausschu­ss gesessen ist. Das alles gipfelt in der Person von Jan Marsalek, dem ehemaligen Wirecard-Vorstand, der jetzt von Moskau aus die Fäden ziehen dürfte.

Wenn sich aber diese Spionage-, besser gesagt Staatsaffä­re nur in einem parteipoli­tischen Geplänkel verfängt, das am Ende zwar Scherben, aber keine Lösungen vorweisen kann, dann ist das bei Weitem zu wenig. Natürlich erfreut es so manchen nicht-blauen Parteistra­tegen, dass wenige Monate vor der Nationalra­tswahl dem unumstritt­enen Spitzenrei­ter in den Sonntagsum­fragen etwas umgehängt werden kann. Es muss auch ans Tageslicht, wie weit Freiheitli­che ein Teil des Egisto-OttNetzwer­kes waren. Aber genauso muss darauf geschaut werden, wie weit die anderen Parteien auf die Informatio­nen des illegalen Spionageri­ngs zugegriffe­n haben.

Es reicht aber nicht, wenn man auf dieser Ebene stehen bleibt. Das Auffliegen der Spione, die sich darauf verstanden haben, den Staat zu manipulier­en, verlangt nach Konsequenz­en, die über die Parteipoli­tik hinausgehe­n. Ministerin Alma Zadić hat endlich angekündig­t, dass der Spionagepa­ragraf verschärft wird, nachdem die Justiz da jahrelang geschlafen hat. Notwendig sind auch Änderungen im Dienstrech­t, damit gegen solche Zellen besser vorgegange­n werden kann. Und natürlich brauchen unsere Staatsschü­tzer mehr Befugnisse, etwa bei der Überwachun­g von Plattforme­n wie Whatsapp. Da wird es Zeit, dass die Grünen endlich über ihren Schatten springen und den Weg dafür freigeben.

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