1,3 Millionen Menschen gelten als armutsgefährdet
Minister Rauch präsentierte Sozialbericht
Wer in Österreich ist arm? Und wie kann man Armut mildern bzw. abwenden?
Diese großen Fragen sind Teil des sogenannten Sozialberichts. Am Dienstag wurde die wichtigste Publikation des Sozialministeriums von Ressortchef Johannes Rauch (Grüne) präsentiert. Und die Frage, wie es um die Armutsbekämpfung im Land steht, die ist einigermaßen durchwachsen zu beantworten.
„Wir haben die gesundheitlichen und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie gut bewältigt“, sagt Rauch. Die politischen Hilfsmaßnahmen hätten die hohe Inflation für das untere Einkommensdrittel kompensiert. Und das wiederum habe dazu geführt, dass die Zahl der armutsgefährdeten Menschen zumindest nicht dramatisch angewachsen ist, sondern „weitgehend stabil geblieben ist“(Rauch).
Das hehre politische Ziel, die Armut weitgehend auszurotten, bleibt vorerst freilich unverändert. Oder, wie Rauch sagt: „Nun müssen wir den nächsten Schritt machen.“
Wer gilt als arm?
Ehe auf das „Wie“eingegangen werden kann, gilt grundsätzlich zu beantworten: Wer ist eigentlich arm bzw. armutsgefährdet? Wo verläuft die Grenze? Die Statistik Austria betrachtet hierfür insbesondere das sogenannte MedianEinkommen: Wer im Jahr weniger als 60 Prozent des mittleren Jahreseinkommens bekommt, hat ein „niedriges“Einkommen, mit dem man als armutsgefährdet gilt.
Konkret sind das 16.706 Euro im Jahr. Und in Österreich gibt es rund 1,314 Millionen Menschen, die mit weniger auskommen müssen. 15 von 100 in Österreich lebenden Menschen müssen im Schnitt mit 12.715 Euro im Jahr das Auslangen finden.
Änderung notwendig
Was aber kann die Politik an diesem Zustand ändern? Rauch forciert weiter die Idee der sogenannten Kindergrundsicherung. Bis zum Sommer sollen die vorhandenen Ideen und Modelle gesammelt und geprüft werden. Die bestehenden Beihilfen, Steuerersparnisse und Zuschüsse seien kompliziert und wenig treffsicher. Soll heißen: Es ist nach wie vor nicht geregelt und sicher, dass jedes Kind in Österreich zumindest einmal am Tag eine warme Mahlzeit bekommt.
Ein Weg, um das und andere Missstände zu beseitigen, ist für den Sozialminister eine neue Mindestsicherung. Die seit 2019 bestehende Sozialhilfe schaffe es offensichtlich nicht, dass Menschen genug zu essen und geheizte Wohnungen haben.