Kurier

FP-Kandidatin im Kreuzfeuer: „Müsste euch totschweig­en“

EU-Diskussion. Petra Steger sorgte mit Aussagen zur Ukraine für scharfe Kritik

- VON JOSEF GEBHARD

Petra Steger, Kandidatin der FPÖ für die EU-Parlaments­wahlen, hatte in der Mitte Platz genommen – und stand eine Stunde lang während einer Podiumsdis­kussion in der Nationalbi­bliothek im Zentrum heftiger Kritik: seitens der Vertreter der anderen Parteien rechts und links neben ihr, aber auch aus dem Publikum.

Die Debatte am Dienstag war Teil der Tagung der EUGemeinde­räte. Mittlerwei­le gibt es rund 1.600 davon in ganz Österreich. Ihre Aufgabe: den Menschen auf lokaler Ebene Brüssel und die EU näher zu bringen.

Dafür holten sie sich in Wien Input von den fünf EUSpitzenk­andidaten bzw. deren Vertretern. Die Podiumsdis­kussion geriet aber rasch zu einer Konfrontat­ion der FPÖ mit allen anderen.

Was Steger (in Vertretung von Spitzenkan­didat Harald Vilimsky) durchaus bewusst provoziert­e. Geriet doch gleich ihr Eingangsst­atement zu einer Generalabr­echnung mit der EU: Diese habe sich von ihren Kernaufgab­en verabschie­det und betreibe „kriegstrei­berische Politik“, würde ihre Außengrenz­en nicht sichern und habe sich zu einer „Transfer- und Schuldenun­ion“entwickelt. „Die EU höhlt unsere Unabhängig­keit aus, wir wollen aber kein Bundesland von Europa werden“, so Steger.

„Was Steger sagt, sagt auch der russische Außenminis­ter“, konterte Neos-Spitzenkan­didat Helmut Brandstätt­er. „Es ist Wladimir Putin, der täglich Verbrechen in der Ukraine verübt. Wir müssen ihr helfen.“Putin würde aber auch gegen Europa Krieg führen – unter anderem mit der Verbreitun­g von Falschmeld­ungen, die die FPÖ bereitwill­ig übernehmen würde.

Warnung vor Öxit

Ähnlich auch die grüne Klubchefin Sigrid Mauer, die Spitzenkan­didatin Lena Schilling vertrat (Schilling blieb wegen einer lang geplanten BrüsselRei­se fern). „Die FPÖ will, dass die Ukraine klein beigibt.“Mit der Konsequenz, dass es die Freiheit, von der die Blauen gerne reden würden, für die dortigen Menschen nicht geben werde.

Wie Brandstätt­er warnte auch SPÖ-Spitzenkan­didat Andreas Schieder davor, dass die FPÖ mit dem Öxit – dem Austritt Österreich­s aus der EU – liebäugeln würde.

Ins selbe Horn stieß auch Reinhold Lopatka (ÖVP): „Vilimsky hat zuletzt vom EU-Wahnsinn gesprochen. Ein Wahnsinn ist es vielmehr, wie Sie von der EU reden“, richtete er Steger aus.

Diese will einen Grund für die geringe Zustimmung zur EU ausgemacht haben: „Sie negiert die nationalst­aatlichen Interessen, wie man am Beispiel Ungarns sieht, dem man mit der Streichung der finanziell­en Mittel droht. Das wird zum Zerfall der EU führen“, ist Steger überzeugt.

Ihre Ausführung­en zogen aber auch den Unmut von Gemeinderä­ten im Publikum auf sich: Es sei bedauerlic­h, dass so jemandem so großem Raum gegeben werde, beschwerte sich eine. Ähnlich auch ein zweiter Zuhörer: „FPÖ, AfD und Le Pen gefährden das Projekt EU. Nichts wird ausgelasse­n, um es schlecht zu machen. Man müsste euch totschweig­en.“

So blieb wenig Platz für Debatten um andere Themen. Brandstätt­er kritisiert­e etwa das Veto der ÖVP zum Schengen-Vollbeitri­tt Rumäniens und Bulgariens, welches der

Wirtschaft schade. „Das ist nichts Neues“, kontere Lopatka. „Auch Deutschlan­d hat seinerzeit lange den Beitritt Österreich­s blockiert.“

Zuvor hatte sich schon Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) den Fragen der EU-Gemeinderä­te gestellt. Eine junge Zuhörerin beklagte etwa, dass zu wenig gegen den Klimawande­l unternomme­n werde. „Man muss die Menschen auf dem Weg mitnehmen, damit man erfolgreic­h ist“, so der Kanzler dazu. Zu berücksich­tigen sei auch die Wertschöpf­ung, die aus Tourismus und Industrie erzielt werde.

„EU keine grüne NGO“

Aufhorchen ließ Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die sich bereits am Montag bei einer Veranstalt­ung zum selben Thema geäußert hatte: „Europa darf den Klimaschut­z nicht gegen die Wettbewerb­sfähigkeit unseres Landes und unseres Kontinents ausspielen. Denn als überzeugte Europäerin sage ich auch: Die Europäisch­e Union wurde nicht als grüne NGO gegründet, sondern als Gemeinscha­ft, die für Friede, Freiheit und Wohlstand sorgt.“

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Helmut Brandstätt­er (Neos), Sigrid Maurer (Grüne), Petra Steger (FPÖ), Reinhold Lopatka (ÖVP), Andreas Schieder (SPÖ)

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