Plakolm: „Wer das hinterfragt, ist in Österreich einfach nicht richtig“
Wie die Staatssekretärin Digitalisierung in jede Gemeinde bringen will und was sie unter „Leitkultur“versteht
Interview. Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) übernimmt ab 1. Mai die Digitalisierungsagenden von Florian Tursky.
KURIER: Sie haben noch ein paar Monate Zeit bis zur NRWahl. Was wollen Sie konkret in Ihrem neuen Bereich umsetzen?
Claudia Plakolm: Es gibt Bevölkerungsgruppen, die – meistens auch berechtigte – Vorbehalte gegenüber der Digitalisierung haben. Deshalb ist mir wichtig, digitale Kompetenzen überall zu ermöglichen und ein großes Bildungsangebot auszurollen. Wir haben gerade die Digitale Kompetenzoffensive mit einem Budget von 30 Millionen Euro gestartet. Österreichweit sind da zum Beispiel
Was machen die?
Zum einen sollen sie Digitalisierung für die Menschen in ihrer Gemeinde verständlich machen, zum anderen sollen sie uns direkt rückmelden, wo wir Barrieren abbauen müssen. Wenn zum Beispiel die ID Austria neue Funktionen bekommt, sind die Digi-Dolmetscher unsere ersten Ansprechpartner.
Der US-Bundesstaat Florida hat unter 14-Jährigen die
Nutzung sozialer Netzwerke verboten. Sollten wir darüber auch in Österreich nachdenken?
Ich bin kein Fan von Verboten. Mir ist viel wichtiger, dass in der Schule und zu Hause über die Gefahren von Social Media aufgeklärt wird. Wir haben gerade erst mit saferinternet.at eine Studie präsentiert, die zeigt, dass junge Menschen mit ihren Eltern gerne mehr über das Erlebte auf Social Media sprechen würden.
Sie sind für die Herabsetzung der Strafmündigkeit. Ab wann sind Vergewaltiger alt genug fürs Gefängnis? Wir müssen Kinder und Jugendliche auch vor jungen Menschen schützen, die keinen moralischen Kompass mitgekriegt haben. Hier geht es um grauenvolle Straftaten wie Vergewaltigung, Raub, Mord. Wenn 12- bis 13-Jährige glauben, sie sind reif genug, solche Straftaten zu begehen, kann man doch nicht tatenlos zusehen. Entsteht der Eindruck, Gerichte und die Politik haben diese Situation nicht im Griff, würde das zur Selbstjustiz führen. Ich glaube, das ist ein Zustand, den wir niemals in unserem Land haben wollen. Wenn eine 12-Jährige über Monate mehrfach von einer Gruppe junger Burschen, die zum großen Teil minderjährig waren, vergewaltigt wird, braucht es Konsequenzen – auch in Form von Haftstrafen.
Sie spielen in der Blasmusik und tragen hin und wieder ein Dirndl. Verkörpert Claudia Plakolm aus Sicht der ÖVP Österreichs Leitkultur?
Wir haben bereits eine Leitkultur in unserem Land. Sie ist über Jahrhunderte gewachsen und spiegelt genau das wider, was ich mir aus Österreich nicht wegdenken könnte. Dass wir ein christlich geprägtes Land sind, unabhängig davon, woran jeder Einzelne glaubt. Dass sich jeder Zweite ab 14 Jahren ehrenamtlich engagiert, was unser gutes Zusammenleben garantiert. Und dass ein Bursch und ein Mädel die gleichen Chancen haben müssen. Wer das alles hinterfragt, ist in Österreich ganz einfach nicht richtig.
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