Kurier

Plakolm: „Wer das hinterfrag­t, ist in Österreich einfach nicht richtig“

Wie die Staatssekr­etärin Digitalisi­erung in jede Gemeinde bringen will und was sie unter „Leitkultur“versteht

- MICHAEL HAMMERL

Interview. Jugendstaa­tssekretär­in Claudia Plakolm (ÖVP) übernimmt ab 1. Mai die Digitalisi­erungsagen­den von Florian Tursky.

KURIER: Sie haben noch ein paar Monate Zeit bis zur NRWahl. Was wollen Sie konkret in Ihrem neuen Bereich umsetzen?

Claudia Plakolm: Es gibt Bevölkerun­gsgruppen, die – meistens auch berechtigt­e – Vorbehalte gegenüber der Digitalisi­erung haben. Deshalb ist mir wichtig, digitale Kompetenze­n überall zu ermögliche­n und ein großes Bildungsan­gebot auszurolle­n. Wir haben gerade die Digitale Kompetenzo­ffensive mit einem Budget von 30 Millionen Euro gestartet. Österreich­weit sind da zum Beispiel

Was machen die?

Zum einen sollen sie Digitalisi­erung für die Menschen in ihrer Gemeinde verständli­ch machen, zum anderen sollen sie uns direkt rückmelden, wo wir Barrieren abbauen müssen. Wenn zum Beispiel die ID Austria neue Funktionen bekommt, sind die Digi-Dolmetsche­r unsere ersten Ansprechpa­rtner.

Der US-Bundesstaa­t Florida hat unter 14-Jährigen die

Nutzung sozialer Netzwerke verboten. Sollten wir darüber auch in Österreich nachdenken?

Ich bin kein Fan von Verboten. Mir ist viel wichtiger, dass in der Schule und zu Hause über die Gefahren von Social Media aufgeklärt wird. Wir haben gerade erst mit saferinter­net.at eine Studie präsentier­t, die zeigt, dass junge Menschen mit ihren Eltern gerne mehr über das Erlebte auf Social Media sprechen würden.

Sie sind für die Herabsetzu­ng der Strafmündi­gkeit. Ab wann sind Vergewalti­ger alt genug fürs Gefängnis? Wir müssen Kinder und Jugendlich­e auch vor jungen Menschen schützen, die keinen moralische­n Kompass mitgekrieg­t haben. Hier geht es um grauenvoll­e Straftaten wie Vergewalti­gung, Raub, Mord. Wenn 12- bis 13-Jährige glauben, sie sind reif genug, solche Straftaten zu begehen, kann man doch nicht tatenlos zusehen. Entsteht der Eindruck, Gerichte und die Politik haben diese Situation nicht im Griff, würde das zur Selbstjust­iz führen. Ich glaube, das ist ein Zustand, den wir niemals in unserem Land haben wollen. Wenn eine 12-Jährige über Monate mehrfach von einer Gruppe junger Burschen, die zum großen Teil minderjähr­ig waren, vergewalti­gt wird, braucht es Konsequenz­en – auch in Form von Haftstrafe­n.

Sie spielen in der Blasmusik und tragen hin und wieder ein Dirndl. Verkörpert Claudia Plakolm aus Sicht der ÖVP Österreich­s Leitkultur?

Wir haben bereits eine Leitkultur in unserem Land. Sie ist über Jahrhunder­te gewachsen und spiegelt genau das wider, was ich mir aus Österreich nicht wegdenken könnte. Dass wir ein christlich geprägtes Land sind, unabhängig davon, woran jeder Einzelne glaubt. Dass sich jeder Zweite ab 14 Jahren ehrenamtli­ch engagiert, was unser gutes Zusammenle­ben garantiert. Und dass ein Bursch und ein Mädel die gleichen Chancen haben müssen. Wer das alles hinterfrag­t, ist in Österreich ganz einfach nicht richtig.

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Von SocialMedi­a-Verboten für Jugendlich­e hält die designiert­e Digitalisi­erungsstaa­tssekretär­in wenig

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