Rewe-Chef will länger aufsperren
Marcel Haraszti will sich von „veralteten“Öffnungszeiten verabschieden. Die Gewerkschaft erteilt dem Vorschlag eine klare Absage: Die Belastung für Arbeitnehmer sei zu hoch
Die Diskussion um längere Öffnungszeiten in den Supermärkten ist nicht neu, dennoch erhitzt sie wieder einmal die Gemüter. Rewe-Vorstand Marcel Haraszti fordert eine Ausweitung von aktuell maximal 72 Stunden auf 80 Stunden zwischen Montag und Samstag.
Auf KURIER-Nachfrage sagt er: „Es gibt für mich kein Argument, warum wir unter der Woche nicht so lange aufsperren dürfen, wie wir wollen.“Das Kundenverhalten habe sich über die vergangenen Jahre „massiv verändert“: „Man kann sich 24/7 online eine Pizza bestellen oder sich Essen zustellen lassen“, erklärt Haraszti. Es sei an der Zeit, sich von dem „nostalgischen Konstrukt alter Öffnungszeiten“zu verabschieden.
Ganz anders sieht das die Gewerkschaft GPA. Dem Vorschlag des Rewe-Vorstands erteilte sie eine klare Absage mit der Begründung: „Schon jetzt leiden die Angestellten unter enormem Stress und Arbeitsdruck aufgrund von Personalmangel. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten würde die Situation noch weiter verschärfen.“
Marcel Haraszti spricht wiederum von einem absurden Vorwurf: „Jemand, der einen 30-Stunden-Vertrag hat, wird auch weiterhin 30 Stunden arbeiten. Wir haben außerdem zu Randzeiten nie Besetzungsprobleme, ganz im Gegenteil. Wir haben sehr viele Studenten beispielsweise, die genau da arbeiten wollen, weil die Zuschläge da spannend sind und man auch mehr verdienen kann.“
Die deutsche Rewe-Gruppe gab am Dienstagvormittag ihren Brutto-Gesamtumsatz aus dem Vorjahr bekannt. Mit Billa, Billa Plus, Bipa, Adeg und Rewe Austria Touristik hat sich dieser um 9,6 Prozent auf 10,45 Milliarden Euro gesteigert.
Gegenüber dem KURIER erklärt Haraszti die Umsatzsteigerung so: „Unser Eigenmarkenanteil ist um zwei Prozentpunkte auf 32 Prozent gestiegen, außerdem ist unser Bio-Umsatz überproportional gestiegen, nämlich um 9,7 Prozent bei Billa.“
Aktionsanteil
Auch ein höherer Aktionsanteil – Rabatte – hätte zu Mehreinkäufen geführt. Tatsächlich liegt dieser bei Billa, Billa Plus und Co. derzeit fast bei 39 Prozent. Im Vergleich: In Deutschland liegt dieser bei etwa 12 bis 15 Prozent. Doch wieso senke man die Preise nicht generell? „Man kann den Habitus des Kunden nicht komplett verändern. Der Österreicher mag Aktionen eben sehr gerne“, so Haraszti. Auf die immer wiederkehrende Kritik der günstigeren Supermarktpreise in Deutschland reagiert der Rewe-Vorstand gelassen: „Das ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.“In Deutschland sei von zehn Artikeln einer in Aktion, während bei uns vier von zehn Produkten in Aktion seien. „Man muss schon schauen, was der Kunde am Ende unterm Strich bezahlt.“
Haraszti räumt aber ein, dass Markenartikel in Österreich tatsächlich oft teurer als in Deutschland seien. „Es gibt einen Österreich-Aufschlag. Wir verhandeln hart mit den Lieferanten, dass wir faire Einkaufspreise bekommen.“
Mit Eigenmarken konnte Rewe im vergangenen Jahr besonders punkten. Bei der Billigmarke „Clever“verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus von 27 Prozent, aber auch die Biomarken „Ja!Natürlich“und „Billa Bio“wuchsen um 10 bzw. 18 Prozent.
In den vergangenen zehn Jahren sei der Eigenmarkenanteil bei Rewe von 22 auf 32 Prozent gestiegen. Haraszti: „Wir wollen unseren Eigenmarkenanteil weiterhin stark ausbauen.“