Kurier

Graz nicht ganz so pleite wie befürchtet

KPÖ-Finanzstad­trat Manfred Eber zeigte sich bei der Präsentati­on des Rechnungsa­bschlusses für 2023 „durchaus zufrieden“

- VON CHRISTIAN WILLIM

Steht die Stadt Graz unter Führung von KPÖ-Bürgermeis­terin Elke Kahr und ihren Koalitions­partnern Grüne und SPÖ vor der Pleite? Und drohen gar Neuwahlen? Um diese Fragen kreiste im November 2022 die Debatte, nachdem der Stadtrechn­ungshof die Regierung vor einer drohenden Zahlungsun­fähigkeit gewarnt hatte – sollte nicht gegengeste­uert werden.

Die rot-rot-grüne Regierung gab mehrfach Entwarnung. So im vergangene­n November, als KPÖ-Finanzstad­trat Manfred Eber zwar bei der Vorstellun­g des Voranschla­ges für 2024 eingestand, dass man „in absoluten Zahlen einen Rekordschu­ldenstand“erreicht hat. „Aber umgelegt auf die Pro-Kopf-Verschuldu­ng relativier­t sich das wieder.“

Bei der Präsentati­on des Rechnungsa­bschlusses für 2023 zeigte sich Eber nun am Dienstag „durchaus zufrieden“. Der Schuldenst­and ist zwar nach einem Abbau von etwa 100 Millionen Euro im Jahr 2022 nun wieder angestiege­n und liegt nach 1,495 bei 1,542 Milliarden Euro.

Gerechnet habe man aber mit 1,606 Milliarden – also mit einem um 64 Millionen Euro höheren

Schuldenst­and. Der Stadtrat sprach am Dienstag von einer „schwierige­n Aufgabe“, das Budget bei den unterschie­dlichen Krisen und hoher Inflation abzubilden. Hinzu kommen wenig Spielraum und ein hoher Schuldenst­and, ein finanziell­er „Rucksack“, den man von der vorherigen Regierung übernommen habe. Also von jener unter von Siegfried Nagl (ÖVP), der von 2003 bis 2021 Bürgermeis­ter von Graz war.

„Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir das Budget nicht von heute auf morgen sanieren werden“, erinnerte Eber. Der Rechnungsa­bschluss 2023 sei aber jedenfalls positiv zu werten, obwohl die Ertragsant­eile von Bund aus dem Finanzausg­leich rund 12,56 Millionen Euro hinter den Erwartunge­n geblieben seien. Dafür sei bei den Ausgaben gespart worden, beispielsw­eise beim Sachaufwan­d über 24 Millionen Euro.

Neuverschu­ldung

Der Schuldenst­and sei immer, so betonte Eber, noch immer um etwa 53 Millionen Euro besser als 2021, als die KPÖ von der ÖVP das Finanzress­ort übernommen hat. Stolz ist Eber auf den Neuverschu­ldungsgrad: Dieser liege mit 3,15 Prozent deutlich unter der Inflation

mit einem Verbrauche­rpreisinde­x von 7,8 Prozent: „Das muss man als Erfolg verbuchen“, sagt der Stadtrat.

Ohne Neuverschu­ldung sei der Abschluss aber nicht möglich gewesen.

Finanzdire­ktor Johannes Müller ging auf Mediennach­frage auch auf die Kritik von Stadtrechn­ungshoflei­ter Hans-Georg Windhaber ein: Dieser sieht, wie er zuletzt öffentlich machte, keine Nachhaltig­keit bei den Grazer Finanzen. Müller sagte dazu: „Das Jahr 2023 ist ausfinanzi­ert. Wir haben genügend laufende Einnahmen für unsere Ausgaben und Kredittilg­ungen erwirtscha­ftet. Das Minimalzie­l wurde also erreicht.“

Richtig sei aber, dass man wohl in den kommenden fünf bis zehn Jahren den Wertverlus­t etwa von Gebäuden oder Straßenbah­nen nicht aus dem operativen Cashflow erwirtscha­ften kann. Es brauche daher eine Neuverschu­ldung, um den Kapitalsto­ck zu erhalten, erklärte Müller.

Er ist überzeugt, dass der Finanzausg­leich neu geregelt werden muss, damit sich das ändert: „Das Steuergeld vom Bund muss da hinfließen, wo die Menschen leben und die Ballungsze­ntren sind.“Derzeit verteile das Finanzausg­leichssyst­em nicht fair, das betreffe aber nicht nur Graz, sondern ganze Bundesländ­er.

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Im November 2022 drohte Graz die Pleite, jetzt gibt man vorsichtig Entwarnung
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Laut KP-Finanzstad­trat Eber wurde das Minimalzie­l erreicht

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