Kurier

Jetzt darf sich der Österreich­er nicht einmal mehr über sein liebstes Thema freuen

- ANJA KRÖLL

Sonnensche­in. Nichts darf man mehr in diesem Land! Skandal! Frechheit!

So schlug es einem am Wochenende entgegen. Anlass der Empörung war des Österreich­ers liebstes Thema: Das Wetter. Weil wenn nichts mehr geht, eines geht sicher: Gespräche über den Zustand des Himmels. Wolken, Schnee, Regen, Sonne, Wind. Da sorgt Schneefall im Jänner für Lawinen an Schlagzeil­en und Hitze im August für Empörung. Bisher zumindest.

„Aber da darf I mi jetzt ja eh ah nimma drüber freun, wenn die Sonne scheint“, murrte ein Bergdorf-Bewohner einem entgegen, als man ihn bei der Radausfahr­t traf.

Just an jenem Tag, der den frühesten 30-Grad-Tag seit Beginn der Messaufzei­chnungen brachte. In kurzen Hosen und kurzem Leiberl. Am 7. April. Auf knapp 1.600 Metern Seehöhe. Sollte man jetzt einfach einmal kurz wirken lassen. Und dann ganz vorsichtig das Wort Klimawande­l in den Mund nehmen.

Welches einem das Gegenüber, das sich an den ersten wirklich warmen Tagen des Jahres erfreute, wirklich übel nahm.

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Denn kritische Einordnung der Hitze und ein wenig Freude an Sonne nach einem langen Winter schließen sich ja nicht zwingend aus. In der eigenen Wahrnehmun­g zumindest. Zwischen Schwarz-Weiß-Denken ist sonnengelb legitim. Das Gegenüber sah sich hingegen durch Staat, Politik und mutmaßlich Donald Trump in seinen WetterEmpf­indungen verraten.

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Und zugegeben, es ist auch schwer. (Fast) jeder weiß, die Uhr tickt klimatechn­isch. Jeder liebt Wettergesp­räche, weil sie eben jeder führen kann. Ohne Gefahr zu laufen, in Konflikte zu geraten.

Doch was, wenn das Wetter die neue Impfpflich­tdebatte wird? Sonnentage nicht gleich Sonnentage, sondern Klimawande­ldebatte bedeuten?

Wir werden leider noch viele Gelegenhei­ten haben, dies herauszufi­nden.

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