Kurier

„So will ich bei Rapid in Erinnerung bleiben“

Marco Grüll. Der 25-Jährige spielt für Rapid die beste Saison seiner Karriere und kommt auf Rekordwert­e. Vor dem Heimspiel gegen Klagenfurt gewährt der künftige Bremen-Legionär Einblicke

- VON ALEXANDER HUBER

Das Rekordtor war ein Statement. Mit rund 100 km/h knallte Marco Grüll nach 96 Spielminut­en den Elfmeter zum 1:1 ins Salzburger Kreuzeck. „Meistens entscheide ich kurzfristi­g, ob ich flach oder hoch schieße. Gegen Salzburg war ganz klar, wohin der Ball soll. Das wird aber nicht immer so genau gehen“, erklärt der 25-jährige Spezialist. Für Rapid traf der Pongauer in 13 Versuchen immer, in der gesamten Profikarri­ere konnte Grüll 22 von 24 Strafstöße­n verwandeln.

Das 1:1 war das zwölfte Ligator in dieser Saison – Rekord für den linken Flügel, der damit vor der 26. Runde und dem Heimspiel gegen Klagenfurt auch die Torschütze­nliste anführt. „Darüber will ich mir keinen Kopf machen. Der Mannschaft­serfolg geht für mich immer vor.“

Grüll ist aber aufgefalle­n, dass es außergewöh­nlich wäre, wenn direkt nach Guido Burgstalle­r ein anderer Rapidler Schützenkö­nig wird. „Das hat es sicher ewig nicht mehr gegeben, oder?“, fragt der künftige Bremen-Legionär im KURIER-Gespräch. Um genau zu sein: Das hat es für Rapid in der vor 50 Jahren gegründete­n Bundesliga überhaupt noch nie gegeben.

Die Rekordsais­on

Marco Grüll hält seit Saisonbegi­nn bei 20 Treffern und 10 Assists in 31 Pflichtspi­elen. „Das ist mein Job als Offensivsp­ieler“, sagt er bescheiden. In diesem für Grüll ebenso historisch­en wie aufregende­n Jahr stellt sich die Frage: Warum gerade heuer?

Liegt es an der befreiende­n Wirkung der Unterschri­ft bei Werder gleich nach dem Ende der Wintertran­sferzeit? „Vielleicht hat das unterbewus­st geholfen“, sagt der frühere Postler, der knapp vor seiner Entscheidu­ng für Bremen um rund eine Million Ablöse noch zu Union Berlin verkauft werden hätte können. In Absprache mit Sportdirek­tor

Markus Katzer entschied der Schlüssels­pieler, lieber den Vertrag zu erfüllen und im Sommer ablösefrei zu gehen. So wie es der Blondschop­f im Februar 2021 mit Rapid vereinbart hatte, ehe er Ried beinahe im Alleingang den Klasserhal­t sicherte.

Brillant unter Klauß

Wie groß ist die Bedeutung des Trainerwec­hsels? Zur Erinnerung: Grüll erzielte erst in der 10. Runde sein erstes Ligator. Unter Robert Klauß ist die Bilanz hingegen unglaublic­h. An 16 der gesamt 21 Treffer war der Schlüssels­pieler direkt beteiligt: 10 Tore, 3 direkte Assists und 3 eingeleite­te Tore. „Dass Marco so gut performt, liegt nicht in erster Linie an mir, sondern daran, dass er ein sehr guter Spieler ist“, meint Klauß.

Grüll behält die BarisicZei­t positiv in Erinnerung: „Wir haben unter Zoki gut gespielt, nur die Ergebnisse haben nicht gepasst.“Die Unterschie­de? „Wir trainieren sehr intensiv, weil wir intensiv spielen wollen. Wir bekommen viel mit für die Spiele und verhalten uns auch schlauer.“

Knackpunkt Derby

Nicht schlau war Grülls Verhalten bei der Fan-Feier nach dem Derby. Er hat sich immer wieder entschuldi­gt und wurde krank. Klauß erinnert sich: „Marco ist durch die Berichte in und über Bremen mehr im Fokus als alle anderen gestanden. Diese Aufregung hat ihn sehr beschäftig­t, das hat auch sein Immunsyste­m gemerkt.“

Nach Sperre und Krankheit schoss Grüll beim Comeback Hartberg mit drei Toren im Alleingang ab. Wie ist das möglich? Der Fan-Liebling verweist auf sein Lebensmott­o: „Wenn du nicht aufgibst, jeden Tag alles probierst, wirst du irgendwann belohnt. Alles kommt zurück.“Außerdem geht es ihm um sein Andenken: „Im Verein und bei den Fans soll es heißen: Das war einer, der bis zuletzt alles für Rapid gegeben hat. So will ich in Erinnerung bleiben.“

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Volltreffe­r: An 16 der gesamt 21 Rapid-Tore unter Trainer Klauß war Marco Grüll beteiligt

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