Kurier

„Russen-Gas“-Gesetz: Industrie warnt vor Standortna­chteil

Kritik am Gesetzesen­twurf der Klimaminis­terin

- VON BERNHARD GAUL

Das Klimaminis­terium (BMK) von Leonore Gewessler hat der ÖVP ihren Entwurf für eine Diversifiz­ierung des Gasmarktes und einen stufenweis­en Ausstieg aus russischem Gas übermittel­t.

Das Gesetz soll alle Gasanbiete­r in Österreich verpflicht­en, einerseits dafür zu sorgen, dass der Ausfall des jeweils wichtigste­n Gas-Handelspar­tners kompensier­t werden kann. Anderseits sieht es einen schrittwei­sen Ausstieg aus russischem Gas vor. Bis Mitte 2025 sollen nur mehr maximal 60 Prozent aus

Russland kommen, ein Jahr später nur mehr 40 Prozent, dann 20 Prozent und bis Mitte 2028 soll gar kein russisches Gas mehr bezogen werden.

Aus dem Finanzmini­sterium heißt es gegenüber dem KURIER: „Die Bundesregi­erung ist sich einig in ihrem Ziel, die Abhängigke­it von russischem Gas zu reduzieren. Große Markteingr­iffe bedürfen jedoch einer sorgfältig­en Analyse der Auswirkung­en, da ein sofortiger Ausstieg natürlich die Versorgung­ssicherhei­t und die Preissitua­tion beeinfluss­t. Diversifiz­ierungssch­ritte müssen daher so konzipiert sein, dass weder Bürgerinne­n und Bürger noch die Wirtschaft überlastet werden.“

„Versäumnis­se“

Der wichtigste Gas-Lobbyist, der Fachverban­d Gas/Wärme in der Wirtschaft­skammer, äußert sich in einer ausführlic­hen Stellungna­hme – schränkt allerdings ein, das konkrete Gesetz noch nicht zu kennen. Das Vorhaben wirke jedenfalls so, „als ob Versäumnis­se des BMKs während der letzten Jahre nun der Energiebra­nche übergebürd­et werden sollen“. Konkret genannt werden der noch ausständig­e Herkunftsn­achweis

von Erdgas, die ausstehend­en Genehmigun­gen für die neue Pipeline nach Deutschlan­d („WAGLoop“), und das Problem mit der deutschen Gasspeiche­rumlage, das zu höheren Preisen führe.

Die Industriel­lenvereini­gung meint gegenüber dem KURIER: „Mit einer gesetzlich­en Verpflicht­ung von Gasliefera­nten zur Diversifiz­ierung lassen sich mangelnde Leitungska­pazitäten nicht kompensier­en.“

Gewessler sei dringend gefordert, für einen verzögerun­gsfreien Ausbau der dringend notwendige­n Gasinfrast­ruktur – insbesonde­re des WAG-Loops (Verstärkun­g der Anbindung an das deutsche Gasnetz) zu sorgen. „Abgesehen

davon“, heißt es aus der IV, „ist es in Zeiten nach wie vor hoher Inflation und eines unter Druck stehenden Wirtschaft­sstandorte­s wenig hilfreich, die heimischen Gasversorg­er zu teureren Importen zu zwingen. Unternehme­risches Handeln im Sinne der Energiekun­den sollten in dieser Situation nicht politisch unterlaufe­n werden.“

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Die Diversifiz­ierung des Gasmarktes und einen stufenweis­en Ausstieg aus russischem Gas: Gewessler schickte Gesetzesen­twurf an ÖVP

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