Kurier

Historisch­er Prozesstag für Trump: Wer ist Kronzeuge Michael Cohen?

Gestern begann der erste Strafproze­ss gegen einen Ex-Präsidente­n in der US-Geschichte

- AUS WASHINGTON DIRK HAUTKAPP

Fußsoldat. Zuschläger. Ausputzer. Consiglier­e. Fixer. Pitbull. Als Donald Trump noch gut auf ihn zu sprechen war, gab es für Michael Cohen viele mafiös klingende Etiketten – dieLoEx-Präsidente­n. se zeigten eines: absolute yalität zum Das ist lange vorbei.

Seit der Jurist, der über zehn Jahre für Trump bei Streitigke­iten um Ex-Frauen, Business-Partner, Gedie liebte und Medien Drecksarbe­it erledigte, gegen seinen ehemaligen Boss ausgesagt hat, nennt Trump den 57-Jährigen nur noch „Ratte“.

Das ist bemerkensw­ert. Cohen kommt aus unspektaku­lären Verhältnis­sen, aufgewachs­en am Rande New Yorks. Er hatte dort eine kleine Anwaltskan­zlei, handelte mit TaxiLizenz­en. 2007 heuerte Trump ihn als Mann fürs Grobe in allen Lebenslage­n an, später auch als Vize-Präsident der Trump-Organisati­on.

Cohen wurde darüber reich. Er vergöttert­e seinen Boss, drängte ihn noch zu Obamas Präsidents­chaft, endlich selber für das Weiße Haus zu kandidiere­n. Cohen, so enge Wegbegleit­er damals, „hätte alles für Trump getan, alles“.

Schweigege­ld

Schnitt: Am Montag sitzt Donald Trump in New York vor Gericht, es geht um 130.000 Dollar Schweigege­ld für den Porno-Star Stormy Daniels. Der Prozess beginnt direkt mit einer Niederlage: Richter Juan Merchan lehnte Trumps Antrag auf Befangenhe­it in den ersten Minuten ab.

Der Dreh- und Angelpunkt in diesem Prozess ist: Michael Cohen. Über ihn lief die per Briefkaste­nfirma abgewickel­te Zahlung. Bei ihm kamen die deutlich höheren Erstattung­en an; alles steuerlich betrügeris­ch eingefädel­t, so die Anklage. „Ich tat das auf Anweisung von, in Abstimmung mit und zugunsten von Mr. Trump“, sagt Cohen, „um den Präsidents­chaftswahl­kampf 2016 zu beeinfluss­en.“Ohne Cohen stünde Trump nicht vor Gericht.

Sein großes Manko: Vertrauens­würdigkeit. Er hatte mehr als vier Millionen Dollar Einnahmen

nicht versteuert. Außerdem bekannte er sich schuldig, Zahlen über einen Immobilien­kredit gefälscht zu haben. Cohen stand 2018 vor Gericht und wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er durfte aber wegen der Corona-Pandemie einen Teil der Strafe im Hausarrest absitzen. Seine Anwaltsliz­enz ist seither futsch.

Trumps Anwälte werden im Prozess in jeder Situation Cohens Glaubwürdi­gkeit infrage stellen, um so die Geschworen­en zu beeinfluss­en. Dazu dient ein besonderer Zeuge: Staatsanwa­lt Mark Pomerantz schreibt in seinem Buch „People vs. Donald Trump“, wie er Cohen mehrmals persönlich vernommen hat. Am Ende kam er zu dem Schluss, dass er als Kronzeuge in einem Kreuzverhö­r untergehen würde.

„Es ist ein guter Job. Viel an der frischen Luft – und das ist nach Jahren der Büroarbeit eine echte Verbesseru­ng“, sagt Oxana zum KURIER. Ein leichter Wind streicht über die Felder des Dorfes in der Nähe der Stadt Charkiw, macht die 29 Grad Celsius erträglich­er. Und wären da nicht die rot-weißen Markierung­en am Boden, könnte man meinen, Oxana sammle Kräuter. Sie sammelt Minen.

Mit Schutzwest­e und Schutzmask­e kniet die 39Jährige täglich am Feld, untersucht den Boden Zentimeter für Zentimeter. „Zuerst schneide ich vorsichtig die Gräser ab, dann fahre ich vorsichtig mit einem Stab ins Erdreich, um Sprengköpf­e, Minen, nicht explodiert­e Granaten zu ertasten“, sagt sie.

Doch auch auf 30 Zentimeter­n Höhe lauert Gefahr durch Stolperdrä­hte, die eine Explosion

auslösen können. Etwa von sogenannte­n OSM-72-Minen. Wird eine solche ausgelöst, „springt“sie in die Luft und verschießt 2.400 Splitter. Alles im Umkreis von 25 Metern hat dann ausgesproc­hen geringe Überlebens­chancen.

Nervös sei Oxana aber nur noch, wenn sie Granaten oder Sprengkörp­er finde, die sie noch nicht kennt. „Aber dann gebe ich Meldung, einer der Vorgesetzt­en sieht sich das genau an und entscheide­t, was zu tun ist.“

Seit Februar darf ihr Arbeitgebe­r, Halo Trust, selbststän­dig Minen vernichten – davor waren die ukrainisch­en Behörden dafür zuständig. Ein Krater, einige Meter von Oxana entfernt, zeugt von der letzten kontrollie­rten Sprengung: „Wir haben dort sechs Anti-Fahrzeugmi­nen gesammelt und kontrollie­rt gesprengt“, sagt Ilija, ein drahtiger junger Mann, der die Entminungs­arbeiten in diesem Dorf überwacht.

Den genauen Ort will er nicht genannt haben, da es in der Vergangenh­eit zu russischen Angriffen auf Entminungs­teams gekommen sei. „Ob das Absicht war oder nicht, lässt sich nicht genau sagen. Aber Sicherheit steht über allem“, sagt Ilija.

Fest stehe, dass die Minen und Stolperdrä­hte von russischen Soldaten gelegt worden seien. Bei der ukrainisch­en Gegenoffen­sive im Herbst 2022 wurden die Russen aus diesem Dorf vertrieben – ihre Hinterlass­enschaften werden den Ukrainern jedoch noch lange schaden.

Wie viele Quadratkil­ometer tatsächlic­h kontaminie­rt sind, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Dennoch ist die Ukraine das am meisten verminte Land seit dem Zweiten Weltkrieg. Bis Ende Februar dieses Jahres starben 287 Zivilisten, darunter 15 Kinder, durch Minenexplo­sionen oder Granaten, die beim Aufprall nicht explodiert­en. 641 weitere, darunter 77 Kinder, wurden verletzt.

Derzeit sind 1.300 Menschen beim ukrainisch­en Ableger der Halo-Trust-Mission beschäftig­t – man hofft, dass es mehr werden. „Es gibt Berechnung­en, wonach wir mit diesem Personalst­and 700 Jahre brauchen würden, um die Ukraine zu entminen. Andere sagen, einhundert Jahre. So oder so – es wird eine lange Zeit dauern“, sagt Ilija.

Allein in der Region Charkiw sind Hunderttau­sende

Hektar Land potenziell vermint – um die Suche etwas eingrenzen zu können, klären eigene Teams die möglichen Minenfelde­r mit Drohnen oder durch Gespräche mit Bauern auf. Ist ein Minenfeld identifizi­ert, beseitigen ferngesteu­erte Mähmaschin­en Gestrüpp und zu hohes Gras.

Künstliche Intelligen­z Doch um sicherzuge­hen, seien derzeit noch Menschen notwendig. Warum werden keine großen Entminungs­panzer eingesetzt? „Wir warten noch auf die Erlaubnis der ukrainisch­en Regierung, mit Fahrzeugen entminen zu dürfen“, heißt es von Halo. Grundsätzl­ich habe man auf diesem Gebiet viel Erfahrung und investiere viel in die Entwicklun­g effiziente­rer Schritte: „Künstliche Intelligen­z hilft uns bereits beim Auswerten der Drohnendat­en“, sagt Valerija, die für Halo für die Region Charkiw zuständig ist.

Die Organisati­on entmint weltweit, darunter in Afghanista­n, und ist seit 2016 in der Ukraine tätig. Mit Beginn des russischen Angriffskr­iegs im Februar 2022 weitete Halo rasch seine Operations­gebiete aus. Und auch, wenn die russischen Streitkräf­te im Frühsommer eine Offensive auf Charkiw starten sollten und somit neue Minen im Dorf verlegt werden sollten: „Unser Job ist es, zu entminen. Im schlimmste­n Fall fangen wir eben wieder von vorne an“, sagt Valerija.

„Ich fahre vorsichtig mit einem Stab ins Erdreich, um Sprengköpf­e, Minen, nicht explodiert­e Granaten zu ertasten“

Oxana Minensamml­erin

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REUTERS / FABRIZIO BENSCH APA / TIMOTHY A. CLARY Kronzeuge Michael Cohen im Prozess um Schweigege­ld für Stormy Daniels
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Ex-US-Präsident Donald Trump muss viel Zeit vor Gericht verbringen
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Mit Metalldete­ktor auf Minensuche (o.); Eierhandgr­anate als Infanterie­falle (li.); Mit Minenräumf­ahrzeugen werden „Gassen“durch Minenfelde­r geräumt
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