„Damit die Sucht noch größer wird“
Seit Mitte März wird wieder für die große ORF-Serienhoffnung „Biester“gedreht. Das zentrale Darsteller-Quartett und die Macher im Gespräch
Sie „biestern“wieder.
Seit 11. März laufen die Dreharbeiten für die zweite Staffel der ORF-Serie, die als eine Art Nachfolgeprojekt für die „Vorstadtweiber“gilt – nur für ein jüngeres Publikum. Gedreht wurde vergangene Woche im obersten Stock des Wiener Sofitel, dem Schauplatz gemäß ging es um eine schicke Partyszene.
Die erste Staffel wurde vor zwei Jahren gedreht. Anja Pichler, Teil des zentralen „Biester“-Quartetts, stellte sich daher die Frage: „Okay, wie wird das jetzt sein, nach zwei Jahren wieder in die Jennifer zu kommen? Dann hatte ich aber mein Kostüm an, stand da im Gemeindebau und es war alles sofort wieder da. Das war ein cooles Gefühl.“Mara Romei, die ihre Freundin Vero spielt, steigt erst in die Dreharbeiten ein. Ihre Handlung drehe sich nun noch stärker um den bettlägrigen Siegfried (Wolfgang Hübsch), den sie betreut. „Jede Figur ist irgendwie auf einem Selbstfindungstrip, auch die älteren Charaktere, die vielleicht viel Geld haben, aber selber noch voll auf der Suche sind. Das macht die Serie so spannend.“
Für Fanni Schneider – sie spielt die Nelly Sund aus sehr wohlhabendem Hause – war der Drehbeginn „eigentlich so ein bisschen wie nach Hause kommen. Wir kennen die Figuren, wir kennen das Team und deswegen hat sich das recht organisch und natürlich für mich angefühlt.“
Welten „verwurschteln“
Theresa Riess spielt Nellys Schwester Tiz Sund. Sie ortet eine „gewisse Entspanntheit beim aktuellen Dreh. „Man hat die Figur schon gebaut und darf sie jetzt ausbauen und noch mehr Farben rein reinbringen.“Sie finde es interessant, „dass sich die Figuren so stark entwickeln. Diese zwei Welten, die überkreuzen sich nicht nur, sondern sie verwurschteln sich richtig.“
Tiz zum Beispiel arbeitet jetzt im Nagelstudio, in dem Jennifer und Vero gearbeitet haben. „Wo man so landet im Leben, wenn man nicht aufpasst“, sagt Romei lachend. Die noble Villa der Sunds ist am Ende der ersten Staffel in der Konkursmasse aufgegangen. Wo werden jetzt in Staffel zwei die Partys stattfinden? „Die Party ist dort, wo Nelly ist, daher ist das in meinem Fall gar kein Problem“, sagt Schneider mit einem Lachen. Es gebe aber nicht nur neue Gesichter, sondern auch neue Schauplätze. Riess meint: „Wir sind quasi durch diese Feuertaufe gegangen. Da jetzt aber klar ist, dass die Serie ein Erfolg ist, kann man es jetzt wirklich genießen, noch mehr als zuvor.“
Der Erfolg der Serie wird nicht nur an den Werten im linearen Fernsehen gemessen, sondern auch an den Streamingzahlen, weil „Biester“bereits seit Anfang des Jahres auf der neuen Streamingplattform ORF ON verfügbar ist. „Also die Menschen, die ich kenne, hatten es schon durchgesüchtet gehabt, bevor es ins Fernsehen kam“, sagt Romei. „Aber es gab ein paar Leute, die nicht so streamingaffin sind, die haben dann schon den Fernseher eingeschaltet und waren froh, dass man sich jede Woche darauf freuen kann. Ich kenne aber auch Leute, die das Anfang Jänner gesüchtet haben, und dann nochmal im Fernsehen geschaut haben.“
Romei spricht also von „süchten“, die anderen bleiben beim „bingen“– als Ausdruck fürs Schauen mehrerer Folgen hintereinander. Riess: „Das Ziel für die nächste Staffel ist jedenfalls: Dass die Sucht noch größer wird.“
Wien-Hype
Regisseurin Mirjam Unger findet es gut, dass der Weg über Streaming first gegangen worden ist, „es ist online richtig die Post abgegangen.“Sie beobachte derzeit einen „Wien-Hype“, wenn man auch nach Deutschland schaue. Unger nennt etwa die Netflix-Serie „Crooks“von Marvin Kren, die derzeit weltweit im nichtenglischen Bereich auf Platz 3 rangiere. „Biester passt da gut rein, weil wir auch die Dialekte zulassen, um die reiche und die arme Welt auch im Idiom zu unterscheiden.“Mittlerweile gehe es nicht mehr nur um Arm und Reich, sondern: „Worum geht’s wirklich im Leben? Alle Figuren stellen sich jetzt die Frage nach dem tieferen Sinn.“
Für Drehbuchautor Uli Brée ist die Zusammenarbeit mit Unger wie ein „DreamTeam“. Weniger gut hat das Ende 2021 beim Hamburger „Tatort“von Regisseur Detlev Buck funktioniert (wie im KURIER dokumentiert wurde). Den „Tatort“hat Brée mittlerweile ad acta gelegt. Aber: „Es gibt einen, den ich gern noch schreiben würde, und das wäre der letzte mit Harry und Adele – wenn die beiden irgendwann einmal daran denken, aufzuhören.“