Kurier

„Damit die Sucht noch größer wird“

Seit Mitte März wird wieder für die große ORF-Serienhoff­nung „Biester“gedreht. Das zentrale Darsteller-Quartett und die Macher im Gespräch

- VON PETER TEMEL

Sie „biestern“wieder.

Seit 11. März laufen die Dreharbeit­en für die zweite Staffel der ORF-Serie, die als eine Art Nachfolgep­rojekt für die „Vorstadtwe­iber“gilt – nur für ein jüngeres Publikum. Gedreht wurde vergangene Woche im obersten Stock des Wiener Sofitel, dem Schauplatz gemäß ging es um eine schicke Partyszene.

Die erste Staffel wurde vor zwei Jahren gedreht. Anja Pichler, Teil des zentralen „Biester“-Quartetts, stellte sich daher die Frage: „Okay, wie wird das jetzt sein, nach zwei Jahren wieder in die Jennifer zu kommen? Dann hatte ich aber mein Kostüm an, stand da im Gemeindeba­u und es war alles sofort wieder da. Das war ein cooles Gefühl.“Mara Romei, die ihre Freundin Vero spielt, steigt erst in die Dreharbeit­en ein. Ihre Handlung drehe sich nun noch stärker um den bettlägrig­en Siegfried (Wolfgang Hübsch), den sie betreut. „Jede Figur ist irgendwie auf einem Selbstfind­ungstrip, auch die älteren Charaktere, die vielleicht viel Geld haben, aber selber noch voll auf der Suche sind. Das macht die Serie so spannend.“

Für Fanni Schneider – sie spielt die Nelly Sund aus sehr wohlhabend­em Hause – war der Drehbeginn „eigentlich so ein bisschen wie nach Hause kommen. Wir kennen die Figuren, wir kennen das Team und deswegen hat sich das recht organisch und natürlich für mich angefühlt.“

Welten „verwurscht­eln“

Theresa Riess spielt Nellys Schwester Tiz Sund. Sie ortet eine „gewisse Entspannth­eit beim aktuellen Dreh. „Man hat die Figur schon gebaut und darf sie jetzt ausbauen und noch mehr Farben rein reinbringe­n.“Sie finde es interessan­t, „dass sich die Figuren so stark entwickeln. Diese zwei Welten, die überkreuze­n sich nicht nur, sondern sie verwurscht­eln sich richtig.“

Tiz zum Beispiel arbeitet jetzt im Nagelstudi­o, in dem Jennifer und Vero gearbeitet haben. „Wo man so landet im Leben, wenn man nicht aufpasst“, sagt Romei lachend. Die noble Villa der Sunds ist am Ende der ersten Staffel in der Konkursmas­se aufgegange­n. Wo werden jetzt in Staffel zwei die Partys stattfinde­n? „Die Party ist dort, wo Nelly ist, daher ist das in meinem Fall gar kein Problem“, sagt Schneider mit einem Lachen. Es gebe aber nicht nur neue Gesichter, sondern auch neue Schauplätz­e. Riess meint: „Wir sind quasi durch diese Feuertaufe gegangen. Da jetzt aber klar ist, dass die Serie ein Erfolg ist, kann man es jetzt wirklich genießen, noch mehr als zuvor.“

Der Erfolg der Serie wird nicht nur an den Werten im linearen Fernsehen gemessen, sondern auch an den Streamingz­ahlen, weil „Biester“bereits seit Anfang des Jahres auf der neuen Streamingp­lattform ORF ON verfügbar ist. „Also die Menschen, die ich kenne, hatten es schon durchgesüc­htet gehabt, bevor es ins Fernsehen kam“, sagt Romei. „Aber es gab ein paar Leute, die nicht so streaminga­ffin sind, die haben dann schon den Fernseher eingeschal­tet und waren froh, dass man sich jede Woche darauf freuen kann. Ich kenne aber auch Leute, die das Anfang Jänner gesüchtet haben, und dann nochmal im Fernsehen geschaut haben.“

Romei spricht also von „süchten“, die anderen bleiben beim „bingen“– als Ausdruck fürs Schauen mehrerer Folgen hintereina­nder. Riess: „Das Ziel für die nächste Staffel ist jedenfalls: Dass die Sucht noch größer wird.“

Wien-Hype

Regisseuri­n Mirjam Unger findet es gut, dass der Weg über Streaming first gegangen worden ist, „es ist online richtig die Post abgegangen.“Sie beobachte derzeit einen „Wien-Hype“, wenn man auch nach Deutschlan­d schaue. Unger nennt etwa die Netflix-Serie „Crooks“von Marvin Kren, die derzeit weltweit im nichtengli­schen Bereich auf Platz 3 rangiere. „Biester passt da gut rein, weil wir auch die Dialekte zulassen, um die reiche und die arme Welt auch im Idiom zu unterschei­den.“Mittlerwei­le gehe es nicht mehr nur um Arm und Reich, sondern: „Worum geht’s wirklich im Leben? Alle Figuren stellen sich jetzt die Frage nach dem tieferen Sinn.“

Für Drehbuchau­tor Uli Brée ist die Zusammenar­beit mit Unger wie ein „DreamTeam“. Weniger gut hat das Ende 2021 beim Hamburger „Tatort“von Regisseur Detlev Buck funktionie­rt (wie im KURIER dokumentie­rt wurde). Den „Tatort“hat Brée mittlerwei­le ad acta gelegt. Aber: „Es gibt einen, den ich gern noch schreiben würde, und das wäre der letzte mit Harry und Adele – wenn die beiden irgendwann einmal daran denken, aufzuhören.“

 ?? ?? Gemeindeba­uspross und (Ex-)Villenbewo­hnerin: Marvin (Felix Oitzinger), Nelly (Fanni Schneider)
Gemeindeba­uspross und (Ex-)Villenbewo­hnerin: Marvin (Felix Oitzinger), Nelly (Fanni Schneider)
 ?? ?? Uli Brée und Mirjam Unger; die „Biester“Fanni Schneider, Mara Romei, Theresa Riess, Anja Pichler (von links)
Uli Brée und Mirjam Unger; die „Biester“Fanni Schneider, Mara Romei, Theresa Riess, Anja Pichler (von links)
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