Kurier

„Mein Mandant wird zum Sündenbock gemacht“

Laut seinem Anwalt weist Egisto Ott alle Vorwürfe zurück

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Der ehemalige BVT-Ermittler Egisto Ott führt in der Untersuchu­ngshaft in Wien-Josefstadt ein einsames Leben. Der 61-Jährige, dem Spionage vorgeworfe­n wird, befindet sich in Einzelhaft. „Aus Schutzgrün­den“, wie sein Rechtsanwa­lt Jürgen Stephan Mertens erklärt.

Denn gegen seinen Mandanten sei eine „Fatwa“ausgesproc­hen worden. Oder anders ausgedrück­t: Es gebe Iraner, die würden Ott lieber tot als lebendig sehen.

Die erste Reaktion

Seit Karfreitag befindet sich der ehemalige Geheimdien­stler hinter Gittern. Ihm wird unter anderem vorgeworfe­n, für Russland spioniert zu haben. Bisher wollte sich sein Anwalt nicht zur Causa äußern – auch deshalb, weil der Akt äußerst umfangreic­h ist und er sich erst einmal gründlich einlesen wollte.

Nun allerdings meldet er sich in Absprache mit seinem Mandanten zu Wort: „Herr Ott bestreitet sämtliche Vorwürfe. Es handelt sich um ein absurdes Konstrukt, die Beweislage ist mehr als dünn. Er wird hier zum Sündenbock gemacht.“

Man wolle in den kommenden Wochen zudem einen Enthaftung­santrag stellen. Gleichzeit­ig hatte man aber auf die kürzlich stattgefun­dene Haftverhan­dlung verzichtet.

Konkrete Nachfragen – etwa, ob Ott Kontakt zu Jan Marsalek (der ehemalige Wirecard-Manager ist in Russland untergetau­cht, Anm.) pflegte oder warum bei der Hausdurchs­uchung SINA-Laptops, die eigentlich von Geheimdien­sten genutzt werden, gefunden wurden – wollte Mertens allerdings nicht kommentier­en.

Wohl aber ist es ihm ein Bedürfnis, Berichte, wonach sein Mandant ein Geständnis abgelegt hätte, zurückzuwe­isen. „Das ist absurd.“

Kein Hungerstre­ik

In der Untersuchu­ngshaft gehe es „wohl keinem gut“, sagt Jürgen Stephan Mertens über Ott. Doch der Hungerstre­ik, den sein Mandant bei seiner Verhaftung in seinem Haus in Paternion, Kärnten, angekündig­t hatte, sei nicht mehr aktuell.

Egisto Ott soll auch Hunderte illegale Abfragen getätigt haben und dafür gesorgt haben, dass drei Handys hochrangig­er Mitarbeite­r des Innenminis­teriums, die bei einem Bootsausfl­ug ins Wasser gefallen waren, beim russischen Geheimdien­st landeten. Der Inhalt des Handys vom ehemaligen Kabinettsc­hef soll auch an den Ex-FPÖ-Politiker Hans-Jörg Jenewein weitergege­ben worden sein.

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Ex-Verfassung­sschützer Egisto Ott wurde am Karfreitag verhaftet

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