Kurier

Wie die Spionage-Affäre jetzt aufgeklärt werden soll

SPÖ und Neos wenden sich mit Kontrollau­ftrag an die DSN

- VON RAFFAELA LINDORFER

Die Frage, inwieweit Egisto Ott und sein Netzwerk den Staatsschu­tz untergrabe­n haben und wie die FPÖ in all das verstrickt ist, beschäftig­t auch die politische­n Parteien. Sie fordern Aufklärung. Fragt sich: wie? Das sind die Optionen:

• U-Ausschuss In U-Ausschüsse­n geht es um die politische Verantwort­ung bzw. um Vorgänge in der öffentlich­en Verwaltung. Im Aktuellen zum „rotblauen Machtmissb­rauch“war die Spionage-Causa Thema. So wurde Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl am 11. April befragt. Nicht alle Fragen wurden zugelassen. Kickl soll im Mai trotzdem noch einmal geladen werden. Ein neuer UAusschuss, der sich gezielt diesem Thema widmet, geht sich in dieser Legislatur­periode nicht mehr aus.

• DSN-Kontrollko­mmission Reinhard Einwallner, SPÖ, will mit der Aufklärung nicht bis nach der Wahl warten und stellt mit den Neos einen Prüfauftra­g an die unabhängig­e Kommission, die per Gesetz in der Direktion Staatsschu­tz und Nachrichte­ndienst (DSN, Nachfolgeo­rganisatio­n des BVT) eingericht­et ist.

Den Vorsitz des fünfköpfig­en Gremiums hat die Strafrecht­sexpertin Ingeborg Zerbes, die zuvor die Kommission zur Aufarbeitu­ng des Wiener Terroransc­hlags geleitet hat.

Einwallner erklärt, es gehe ihm um den Status quo des jetzigen. „Wir wollen wissen: Wie resilient ist die DSN gegen Spionagene­tzwerke?“Der Vorteil des Prüfauftra­ges sei, dass es in ca. drei Monaten ein Ergebnis geben werde, so Einwallner. Unterdesse­n hat auch Innenminis­ter Gerhard Karner bereits mit Zerbes Kontakt aufgenomme­n.

• Geheimdien­stausschus­s im Parlament Der Bericht der DSN-Kontrollko­mmission wird dann im „ständigen Unteraussc­huss für innere Angelegenh­eiten“behandelt – allerdings im Geheimen. Die 13 Abgeordnet­en dürfen nichts nach außen tragen. Für strukturel­le Verbesseru­ngen könnte der Bericht genutzt werden, für den politische­n Diskurs nicht.

• Untersuchu­ngskommiss­ion im BMI Vorgänge im BVT könnten auch durch eine interne Untersuchu­ngskommiss­ion aufgearbei­tet werden – ähnlich wie jene, die zur Causa Pilnacek im Justizmini­sterium eingericht­et wurde. Im Innenminis­terium (BMI) heißt es aber, dass das nicht geplant sei. Die Aufklärung der Causa Ott sei bei Kriminalpo­lizei und Staatsanwa­ltschaft in besten Händen.

• Strafverfa­hren Seit Juli 2020 ermittelt die „AG Fama“, eine Sondergrup­pe im Bundeskrim­inalamt. Es geht um rund 20 Delikte – u. a. Spionage, Verletzung des Amtsgeheim­nisses und Amtsmissbr­auch. Im Fokus stehen neben Ott auch sein früherer Chef Martin Weiss und Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek. Letztere sind abgetaucht und für die Behörden nicht greifbar. Durch eine Aktenliefe­rung an den U-Ausschuss wurde publik, dass auch gegen den Ex-FPÖ-Mandatar HansJörg Jenewein und eine frühere Mitarbeite­rin aus Kickls Kabinett ermittelt wird.

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Ingeborg Zerbes hat den Vorsitz in der Kontrollko­mmission

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