2,3 Milliarden: Gewessler wirbt für Kesseltausch
Energie. Neue Kampagne gestartet. Seit Jahresbeginn gibt es 32.000 Anfragen
Bis zu 75 Prozent der Kosten für einen Kesseltausch werden derzeit vom Staat ersetzt. Diese Förderung besteht jedenfalls noch 2024 und 2025 – und ist mit viel Steuergeld ausgestattet: Derzeit sind noch rund 2,29 Milliarden Euro in den Fördertöpfen vorhanden, bestätigt das Klimaministerium.
„Der Kesseltausch darf keine Frage des Geldbörsels sein“, erklärt Klimaministerin Leonore Gewessler zu Beginn eines ungewöhnlichen Medientermins am Donnerstag. An ihrer Seite steht die Installateurin Maria Kollar, vom gleichnamigen Installationsbetrieb aus Lilienfeld in Niederösterreich. Kollars Betrieb gibt es seit 1867 (!), die Diplomingenieurin leitet den Betrieb in der sechsten Generation, seit 35 Jahren sei man auf erneuerbare Energiesysteme spezialisiert, erzählt sie.
„K.O. für alte Kessel“
Gewessler hatte sich ein Fitnessstudio in Wien-Währing als Präsentationsort ausgesucht – als Referenz an das Werbevideo der neuen Kampagne, das eine Frau zeigt, die mit einem Heizkessel Wrestling vollführt, daher auch der Slogan „K.O. für alte Öl- und Gaskessel“.
Aber braucht man überhaupt eine Kampagne? Schließlich seien Österreichs Installateure mit bis zu 90.000 Heizkesseltausch-Installationen ohnehin ausgelastet. „Ja, es braucht eine Kampagne“, findet die Klimaschutzministerin. „Wir haben jetzt schon sehr viele Anfragen, und wir sehen, dass die Förderung wirkt. Wir haben noch ein Budget von 2,3 Milliarden Euro, das soll an den Mann und die Frau kommen. Weil jeder einzelne Heizkesseltausch wichtig ist.“
Dafür stelle das Klimaschutzministerium auf kesseltausch.at Entscheidungshilfen zur Verfügung, die einen Überblick geben, welche „grünen“Heizsysteme verfügbar seien und in welchen Gebäuden welches System am besten sei.
Aber wie soll so eine große Förderung aussehen? Laut einer aktuellen Umfrage von TQS im Auftrag des Klimaministeriums geben zwei Drittel der Befragten an, einen Heizungstausch ohne Unterstützung nicht stemmen zu können, finanziell und aufgrund der Komplexität des Vorhabens. Genau diese Menschen spreche die Kampagne zum Kesseltausch an, sagt Gewessler.
Als Beispiel: Für den Ausbau eines fossilen Heizsystems und einen Fern- oder Nahwärmeanschluss schießt der Staat bis zu 15.000 Euro zu (maximal 75 Prozent der Kosten), wenn dann eine Pelletsheizung eingebaut wird bis zu 18.000 Euro, Wärmepumpen werden mit bis zu 16.000 Euro bezuschusst, Sole-Wasserwärmepumpen mit bis zu 23.000 Euro. Und es gibt noch diverse Zuschläge wie einen Bohrbonus (für Wärmepumpen) von 5.000 Euro oder 1.200 Euro, wenn der Gasherd entsorgt wird. Installateurin Kollar erklärt, dass ihr Betrieb sich auch – wie viele andere Betriebe – um die Abwicklung der Förderung kümmert.
Gewessler und Kollar wurden aber auch auf die Probleme angesprochen, die es beim Heizungstausch im mehrgeschoßigen Wohnbau gibt. „Das kann schwierig sein, denn es müssen mehr als die Hälfte der Eigentümer zustimmen“, erklärt Kollar. Davon kann übrigens der Geschäftsführer des Fitnessund Boxstudios, Hannes Woschner, berichten: Sein Studio werde mit einer Gasheizung warm gehalten. Aber er sei nur Mieter, verrät er dem KURIER, das Haus im Besitz mehrerer Eigentümer, und bisher sei er noch nicht wegen eines Heizungstausches kontaktiert worden, verlangen oder bestimmen dürfe er das nicht. „Ich wäre aber sehr dafür.“