Kurier

Im US-Kongress naht der Moment der Wahrheit für die Ukraine

Am Samstag könnte das 60-Milliarden-Paket die Hürde nehmen

- DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON

USA. Es ist ein Manöver, das gleichzeit­ig die Weltlage wie die aufgeheizt­e innenpolit­ische Situation im amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl­jahr beeinfluss­en wird.

Nach monatelang­er Weigerung stellt der republikan­ische Sprecher des Repräsenta­ntenhaus in Washington, Mike Johnson, voraussich­tlich in der Nacht zum Sonntag das von Präsident Joe Biden und dem Senat bereits abgesegnet­e HilfsPaket für die Ukraine (60 Milliarden Dollar), Israel und Zivilisten in Gaza (26 Milliarden) sowie Taiwan (acht Milliarden) zur Abstimmung.

Er riskiert dabei seinen Untergang. Ein kleiner, aber beinharter Kern von Abgeordnet­en am rechten Rand seiner Fraktion droht mit dem Antrag auf Abwahl des 52-Jährigen, sollte auch nur ein Penny für die von Russland angegriffe­ne Ukraine bewilligt werden.

Johnson versucht den Kritikern mit leichten Konzession­en den Wind aus den Segeln zu nehmen. Etwa sollen zehn Milliarden Dollar für Kiew als Darlehen gezahlt werden, also rückzahlun­gspflichti­g sein. Für dieses Detail hatte sich Johnson kürzlich bei einer PrivatAudi­enz beim heimlichen Anführer der Republikan­er, Ex-Präsident Donald Trump, das Plazet abgeholt. In einem vierten Gesetz will Johnson darüber abstimmen lassen, russisches Vermögen zu beschlagna­hmen, die von China gesteuerte Social-Media-App Tiktok zu zerschlage­n und Wirtschaft­ssanktione­n gegen Moskau, Peking und Teheran zu verhängen.

Der Abstimmung­smarathon kann also dazu führen, dass die bitter auf Munition und andere Militärgüt­er angewiesen­e Ukraine ab Montag perspektiv­isch wieder handlungsf­ähig wird im Abwehrkamp­f gegen die Truppen Wladimir Putins.

Das zuletzt fast flehentlic­he Bitten von Präsident Wolodimir Selenskij um (Überlebens-)Hilfe aus Washington hätte Gehör gefunden. Mögliche Kehrseite der Medaille: Nach dem im vergangene­n Herbst von radikalen Akteuren in den eigenen Reihen gestürzten Kevin McCarthy könnte mit Mike Johnson schon wieder ein Promi-Republikan­er über die Klinge springen.

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