Ein deutscher Bürgermeister für Florenz?
Italien. Eike Schmidt, früherer Direktor der Uffizien, kandidiert nun offiziell für das Amt des Stadtchefs. Schmidt gilt als Wunschkandidat von Giorgia Meloni. Auch in Österreich sorgte er für Schlagzeilen
„Mein Traum ist es, Florenz wieder magnifica zu machen“, verkündete Eike Schmidt, 55, bis vor Kurzem Direktor der Uffizien, in einem Theater etwas außerhalb der Altstadt. Anlass dazu war der offizielle Start ins Rennen zum Bürgermeister. Gewählt wird am 8. und 9. Juni, zeitgleich mit den EU-Wahlen.
Der gebürtige Deutsche aus Freiburg im Breisgau wird von den Parteien der Rechts-Mitte-Koalition, die auch in Rom regieren, unterstützt. Florenz wird zwar seit 40 Jahren von Mitte-Links aus verwaltet, trotzdem stehen Schmidts Chancen nicht schlecht. Zum einen, weil das Mitte-Links-Lager wieder einmal zerstritten ist und mit zwei Kandidatinnen ins Rennen geht. Zum anderen, weil er sich in seinen acht Jahren als Uffizien Direktor allgemeine Anerkennung verschafft hat. Von 2015 bis zum Vorjahr leitete er das Museum, das zu den berühmtesten der Welt zählt.
Fast schon Direktor
In Österreich hatte Schmidt vor sechs Jahren rund um die Neubesetzung im Kunsthistorischen Museum (KHM) für Schlagzeilen gesorgt. Obwohl er bereits als Nachfolger für Sabine Haag als neuer KHMDirektor feststand, sagte Schmidt kurzfristig ab. Der Grund: Sein Vertrag mit den Uffizien war doch noch verlängert worden.
Beim Treffen auf der Terrasse seines Hauptquartiers, von wo aus man einen einzigartigen Blick auf die Stadt genießt, erzählt Schmidt dem KURIER, dass es nicht seine eigene Idee gewesen sei, zu kandidieren, sondern die der Bürger. Weil er kein drittes Mal als Uffizien-Direktor kandidieren durfte, „wurde ich immer wieder von den Leuten auf der Straße aufgehalten und gebeten, mich der Wahl zum Bürgermeister zu stellen“.
Er verspricht den städtischen Park le Cascine, der im Laufe der Jahre immer gefährlicher geworden sei, zum Central Park von Florenz zu verwandeln und erklärt, wie er den Massen-, beziehungsweise Fast-Food-Tourismus unter Kontrolle bringen werde. Unter anderem, indem man für einen längeren Besuch Rabatte bekommen könnte. Mangelnde Sicherheit und der Overtourismus sind die zwei Themen, die alle Florentiner umtreiben.
Aber geht das überhaupt: Ein Deutscher, der Florenz regiert?
Italienischer Pass
Seit einigen Jahren besitzt der mit einer Italienerin verheiratete Deutsche auch einen italienischen Pass. Wie kommt es, dass gerade eine nationalistische Partei wie Fratelli d’Italia von Premierministerin Giorgia Meloni ihn unterstützt?
Der Blick von außen
Auf die Frage antwortete eine Bewohnerin von Florenz: „Wir Florentiner benehmen uns noch immer wie die politisch verfeindeten Guelfen und Ghibellinen von einst. Deswegen hat einer der von draußen kommt mehr Chancen.“Schmidt selber, auf die politische Richtung seiner Unterstützer hinweisend, sagt: „Ich halte nichts von ideologisch zugespitzter Kommunalpolitik. Ich bin ein unabhängiger Kandidat, der von einer konservativ-liberalen Koalition unterstützt wird und ein bürgerlich-pragmatisches Programm vertritt.“
Er wolle gar nicht Politiker werden, meint er. „Ich will Administrator sein.“Und die Fähigkeiten, die er im Museumsbereich und im privaten Sektor erworben habe, zum Nutzen dieser Stadt einsetzen.