Kurier

Rennen um die Top-Jobs in der Notenbank

Personalka­russell. Die Bewerbungs­frist für das neue Direktoriu­m der Nationalba­nk läuft bis Ende April. An der Gerüchtebö­rse werden ein paar sehr honorige Banker und Ökonominne­n gehandelt

- VON MICHAEL BACHNER

Nationalba­nk-Gouverneur Robert Holzmann wurde im Februar 75. Er wird sich altersbedi­ngt nicht mehr für eine zweite, sechsjähri­ge Amtsperiod­e bewerben. Nationalba­nk-Präsident Harald Mahrer nutzt die Gunst der Stunde und hat vorzeitig die Neuausschr­eibung des vierköpfig­en OeNB-Direktoriu­ms, dem Holzmann bisher vorsteht, veranlasst.

Das geht, weil nicht nur Holzmanns Mandat im kommenden Jahr endet, sondern auch jenes der anderen drei Direktoren: Vize-Gouverneur Gottfried Haber und Thomas Steiner (beide auf ÖVPTicket) sowie Eduard Schock (auf FPÖ-Ticket wie auch Holzmann).

Die Bewerbungs­frist für das neue Direktoriu­m läuft bis Ende April. Die Opposition schäumt und spricht von einem „Mahnmal der Postenscha­cherei“, weil die türkisgrün­e Regierung noch schnell ihr genehme Leute an die Nationalba­nk-Spitze berufe. Und auf diese Weise – so eine rechtzeiti­ger Beschluss erfolgt – die künftige Regierung für die kommenden sechs Jahre binde. Mahrers Argument lautet: Eine möglicherw­eise langwierig­e Regierungs­bildung nach der Nationalra­tswahl dürfe die Arbeit in der OeNB nicht stören. Ein intaktes Direktoriu­m sei dafür unumgängli­ch.

Viele Gerüchte

In der Gerüchtekü­che hat es zu brodeln begonnen, seit Gottfried Haber medial als möglicher Kandidat für einen Vorstandsp­osten in der Finanzmark­taufsicht genannt wurde. Obwohl der VizeGouver­neur von der Papierform her der logische Holzmann-Nachfolger wäre, wird ihm hinter vorgehalte­ner Hand die öffentlich­e Verteidigu­ng der in Bank- und Regierungs­kreisen verhassten strengeren Kreditverg­aberegeln angelastet.

Abhängig von den anderen Kandidaten und türkisgrün­en Befindlich­keiten dürften Habers Chancen auf den Chefsessel in der OeNB aber noch intakt sein. Wirklich fix ist bisher nur, dass neben Holzmann (auf eigenen Wunsch) auch Schock gemäß der politische­n Farbenlehr­e nicht verlängert wird. Das Rennen um die Top-Jobs in der Nationalba­nk ist jedenfalls eröffnet. Insider nennen folgende mögliche Kandidaten und Kandidatin­nen:

• Willi Cernko Er ist seit Juli 2022 Vorstandsc­hef der Erste Group, wird im Juli 68 und scheidet in der Großbank aus. Sein Nachfolger ist mit Peter Bosek bereits fix. Cernko, früher Bank-Austria-Chef, ist auch Sprecher der Banken in der Wirtschaft­skammer und kämpft dort gegen eine EUEinlagen­sicherung, die das heimische System schwächen könnte (siehe unten). Dass der umtriebige Top-Banker wirklich in Pension geht und damit aus der Öffentlich­keit verschwind­et, glaubt niemand.

• Heinrich Schaller Er ist seit 2012 Chef der Raiffeisen­landesbank Oberösterr­eich. Schaller wird im November 65, ihm werden Ambitionen auf die Notenbank nachgesagt. Von 1987 bis 2000 war er bei der Raiffeisen Zentralban­k tätig, ab 2006 war er Chef der Wiener Börse. Schallers Vertrag bei der RLB OÖ läuft bis Ende 2025, aber auch Holzmanns Vertrag in endet erst im August 2025.

• Herta Stockbauer Das Mandat der Vorstandsc­hefin der BKS-Bank läuft Ende Juni aus. Sie kann auf 20 Jahre Erfahrung im Vorstand des Instituts verweisen. Stockbauer ist die einzige Frau an der Spitze einer heimischen Bank.

• Birgit Niessner Die Ökonomin wäre die interne Besetzung. Niessner ist seit Oktober 2021 die Chefökonom­in der Nationalba­nk. Vorher war sie bei der Raiffeisen Bank Internatio­nal und in der Erste Group tätig. Vor ihrer BankKarrie­re war die aktuelle Präsidenti­n von CARE Österreich 10 Jahre lang in der Entwicklun­gszusammen­arbeit tätig.

• Helene Schuberth Die ÖGBCheföko­nomin (62) könnte Außenseite­rchancen haben, weil die Grünen ein Personalpr­oblem haben dürften. Zuletzt kam die rote Top-Gewerkscha­fterin Ingrid Reischl mit grünem Segen in den Generalrat der OeNB. Das könnte auch Schuberth im operativ verantwort­lichen Direktoriu­m gelingen. Schuberth war viele Jahre lang in der Notenbank tätig, 2007/’08 war sie zudem wirtschaft­spolitisch­e Beraterin des Bundeskanz­lers und später des Bundespräs­identen.

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