Rennen um die Top-Jobs in der Notenbank
Personalkarussell. Die Bewerbungsfrist für das neue Direktorium der Nationalbank läuft bis Ende April. An der Gerüchtebörse werden ein paar sehr honorige Banker und Ökonominnen gehandelt
Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann wurde im Februar 75. Er wird sich altersbedingt nicht mehr für eine zweite, sechsjährige Amtsperiode bewerben. Nationalbank-Präsident Harald Mahrer nutzt die Gunst der Stunde und hat vorzeitig die Neuausschreibung des vierköpfigen OeNB-Direktoriums, dem Holzmann bisher vorsteht, veranlasst.
Das geht, weil nicht nur Holzmanns Mandat im kommenden Jahr endet, sondern auch jenes der anderen drei Direktoren: Vize-Gouverneur Gottfried Haber und Thomas Steiner (beide auf ÖVPTicket) sowie Eduard Schock (auf FPÖ-Ticket wie auch Holzmann).
Die Bewerbungsfrist für das neue Direktorium läuft bis Ende April. Die Opposition schäumt und spricht von einem „Mahnmal der Postenschacherei“, weil die türkisgrüne Regierung noch schnell ihr genehme Leute an die Nationalbank-Spitze berufe. Und auf diese Weise – so eine rechtzeitiger Beschluss erfolgt – die künftige Regierung für die kommenden sechs Jahre binde. Mahrers Argument lautet: Eine möglicherweise langwierige Regierungsbildung nach der Nationalratswahl dürfe die Arbeit in der OeNB nicht stören. Ein intaktes Direktorium sei dafür unumgänglich.
Viele Gerüchte
In der Gerüchteküche hat es zu brodeln begonnen, seit Gottfried Haber medial als möglicher Kandidat für einen Vorstandsposten in der Finanzmarktaufsicht genannt wurde. Obwohl der VizeGouverneur von der Papierform her der logische Holzmann-Nachfolger wäre, wird ihm hinter vorgehaltener Hand die öffentliche Verteidigung der in Bank- und Regierungskreisen verhassten strengeren Kreditvergaberegeln angelastet.
Abhängig von den anderen Kandidaten und türkisgrünen Befindlichkeiten dürften Habers Chancen auf den Chefsessel in der OeNB aber noch intakt sein. Wirklich fix ist bisher nur, dass neben Holzmann (auf eigenen Wunsch) auch Schock gemäß der politischen Farbenlehre nicht verlängert wird. Das Rennen um die Top-Jobs in der Nationalbank ist jedenfalls eröffnet. Insider nennen folgende mögliche Kandidaten und Kandidatinnen:
• Willi Cernko Er ist seit Juli 2022 Vorstandschef der Erste Group, wird im Juli 68 und scheidet in der Großbank aus. Sein Nachfolger ist mit Peter Bosek bereits fix. Cernko, früher Bank-Austria-Chef, ist auch Sprecher der Banken in der Wirtschaftskammer und kämpft dort gegen eine EUEinlagensicherung, die das heimische System schwächen könnte (siehe unten). Dass der umtriebige Top-Banker wirklich in Pension geht und damit aus der Öffentlichkeit verschwindet, glaubt niemand.
• Heinrich Schaller Er ist seit 2012 Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Schaller wird im November 65, ihm werden Ambitionen auf die Notenbank nachgesagt. Von 1987 bis 2000 war er bei der Raiffeisen Zentralbank tätig, ab 2006 war er Chef der Wiener Börse. Schallers Vertrag bei der RLB OÖ läuft bis Ende 2025, aber auch Holzmanns Vertrag in endet erst im August 2025.
• Herta Stockbauer Das Mandat der Vorstandschefin der BKS-Bank läuft Ende Juni aus. Sie kann auf 20 Jahre Erfahrung im Vorstand des Instituts verweisen. Stockbauer ist die einzige Frau an der Spitze einer heimischen Bank.
• Birgit Niessner Die Ökonomin wäre die interne Besetzung. Niessner ist seit Oktober 2021 die Chefökonomin der Nationalbank. Vorher war sie bei der Raiffeisen Bank International und in der Erste Group tätig. Vor ihrer BankKarriere war die aktuelle Präsidentin von CARE Österreich 10 Jahre lang in der Entwicklungszusammenarbeit tätig.
• Helene Schuberth Die ÖGBChefökonomin (62) könnte Außenseiterchancen haben, weil die Grünen ein Personalproblem haben dürften. Zuletzt kam die rote Top-Gewerkschafterin Ingrid Reischl mit grünem Segen in den Generalrat der OeNB. Das könnte auch Schuberth im operativ verantwortlichen Direktorium gelingen. Schuberth war viele Jahre lang in der Notenbank tätig, 2007/’08 war sie zudem wirtschaftspolitische Beraterin des Bundeskanzlers und später des Bundespräsidenten.