Kurier

EU-Pläne: Banken warnen vor Schwächung der Einlagensi­cherung

Nationalba­nk-Vize Haber vermisst „stimmiges Gesamtkonz­ept“

- MIBA

Systemwech­sel. Nationalba­nk, Geschäftsb­anken sowie Raiffeisen­verband warnen unisono vor einer möglichen Schwächung des Einlagensi­cherungssy­stems. Anlass für den Aufschrei ist ein Beschluss im EU-Parlament auf Betreiben von Berichters­tatter Othmar Karas (ÖVP), wonach Mittel aus den nationalen Einlagensi­cherungen künftig auch für Abwicklung­sfälle auf europäisch­er Ebene herangezog­en werden können.

Konkret soll die Hälfte der Mittel der nationalen Einlagensi­cherungsfo­nds (in Österreich zwei Milliarden Euro) in einen EU-Topf überwiesen werden. Und eine europäisch­e Abwicklung­sbehörde soll im Fall des Falles auf diese Mittel zugreifen können.

Die Nationalba­nk begrüßt zwar die Bemühungen, für Krisenzeit­en besser gerüstet zu sein. Aber: „Es geht hier um einen möglicherw­eise gravierend­en Systemwech­sel“, so Vize-Gouverneur Gottfried Haber. „Eine Übertragun­g nationaler Einlagensi­cherungsmi­ttel an einen neuen europäisch­en Einlagensi­cherungsfo­nds bei der europäisch­en Abwicklung­sbehörde kann daher erst dann entschiede­n werden, wenn es ein stimmiges Gesamtkonz­ept gibt, das eine deutliche Verbesseru­ng für die Finanzmark­tstabilitä­t bringt – das ist derzeit nicht der Fall.“

Bis zu 100.000 Euro

Die Einlagensi­cherung schützt Einleger vor Verlusten in Höhe von 100.000 Euro pro Kunde und Bank. „Wenn künftig europäisch­e Abwicklung­sbehörden auf die Mittel der Einlagensi­cherungsfo­nds zugreifen können, geht das am Ziel des Einlegersc­hutzes für die Sparer und Sparerinne­n klar vorbei“, kritisiert Willi Cernko, Banken-Obmann in der Wirtschaft­skammer Österreich (WKÖ).

Und auch Johannes Rehulka, Generalsek­retär im Raiffeisen­verband, warnt „ausdrückli­ch vor solchen weitreiche­nden Experiment­en wenige Wochen vor der EU-Wahl. Die Finanzmark­tstabilitä­t und das Vertrauen der Sparerinne­n und Sparer in funktionie­rende Systeme sollte nicht ohne Not aufs Spiel gesetzt werden.“

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