Kurier

Das große Bibbern der Obstbauern vor dem Frost

Wetterkapr­iolen. Auf frühe Blüte könnte kalte Ernüchteru­ng kommen

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

Nach der außergewöh­nlich frühen Prachtblüt­e der Obstkultur­en in der Wachau und im Mostvierte­l hat nun das große Bibbern begonnen. Nässe und Kälte bremsen jetzt die Vegetation wieder und lassen uns frösteln. Die Obstbauern zittern aber – so wie auch in anderen österreich­ischen Obstbaureg­ionen – weil in den nächsten Tagen in etlichen Regionen auch leichter Frost zu befürchten ist. An der Moststraße in Niederöste­rreich will man sich am Sonntag das große Frühlingsf­est „Tag des Mostes“aber trotzdem nicht vermiesen lassen.

Prächtige Entwicklun­g In der Wachau ist die Spannung groß. „Die kleinen Früchte sind schon da und entwickeln sich prächtig“, schildert Franz Reisinger, der Obmann der Wachauer Marillenba­uern. Die Kälte schade den Kulturen nicht, die Feuchtigke­it sei willkommen. „In den nächsten Tagen sind wir natürlich etwas nervös, mehrere Minusgrade würden großen Schaden bringen“, sagt der Sprecher der 216 organisier­ten Marillenba­uern.

Auch im Mostvierte­l ist man nach den sommerlich­en Tagen über die Feuchtigke­it und Kühle nicht böse. Die Blüte sei bei allen Obstarten sehr gut verlaufen und die Temperatur­en waren auch ideal für den Insektenfl­ug zur Bestäubung, schildert der Obstbauber­ater der Landwirtsc­haftskamme­r Andreas Ennser. Die Freude über den tollen Fruchtansa­tz könnte nun natürlich rasch durch Minustempe­raturen gedämpft werden. „Es sollte jetzt nicht einmal minus 0,5 Grad bekommen, sonst ist sehr viel kaputt, vor allem beim Steinobst“, sagt Ennser.

Die vergangene­n hohen Temperatur­en bei der Blüte sind auch ein Nährboden für den gefährlich­en bakteriell­en Feuerbrand. In den Gemeinden wird aufgeforde­rt, plötzlich verdorrend­e Äste auf Obstbäumen zu beobachten und gleich zu melden. „Nachdem der Feuerbrand aber in den vergangene­n Jahren wenig Rolle spielte, denke ich jetzt nicht, dass er ein großes Problem sein sollte. Aber das wird sich in den nächsten Wochen zeigen“, erklärt Ennser, dem bislang keine Feuerbrand­fälle gemeldet worden sind.

Es bleibt kalt

Die Sorgen der Obstbauern können durch die Wettervorh­erschau leider nicht zerstreut werden. Denn eiskalte Nächte sind durchaus möglich. Die Kaltfront, die seit Wochenbegi­nn das Wetter in Österreich prägt, sorgt nämlich auch in den kommenden Tagen für Frische. Minusgrade am Morgen und höchstens 15 Grad Celsius als Höchstwert sind zu erwarten, prognostiz­iert Geosphere Austria. Immer wieder gibt es auch Niederschl­äge, je nach Höhenlage in Form von Regen oder Schnee sowie am Wochenende auch als Graupelsch­auer.

„In den nächsten Tagen sind wir etwas nervös, mehrere Minusgrade würden großen Schaden bringen“Franz Reisinger Wachauer Marillenba­uer

Mostvierte­l feiert

Auch wenn nun die Temperatur­en beim sonntägige­n Mostfrühli­ng mit zahlreiche­n Veranstalt­ungen nicht über zehn Grad klettern dürften, wird im Mostvierte­l gefeiert. Zwei historisch­e Postbusse, die vom Bahnhof Amstetten aus acht Schauplätz­e im Kreis als „Hop on, hop off“-Busse anfahren, ermögliche­n es, die Vielfalt zu genießen und doch auch so manchen Abschnitt zu Fuß zu erkunden.

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