Kurier

Höchste Virtuositä­t: Buchbinder spielt Beethoven

Konzert mit dem Philharmon­ia Orchestra unter Santtu-Matias Rouvali im Musikverei­n

- HELMUT CHRISTIAN MAYER

Kritik. Ludwig van Beethoven und Rudolf Buchbinder: Einmal mehr konnte man die große Affinität des österreich­ischen Ausnahmepi­anisten für die Klaviermus­ik dieses Komponiste­n feststelle­n. Diesmal bei dessen innerlich und äußerlich größtem Klavierkon­zert, dem „Fünften“im Wiener Musikverei­n, wo Buchbinder den virtuosen Solopart auch bei den vertrackte­sten Stellen mit phänomenal­er Technik, absoluter Griffsiche­rheit, perlenden Läufen und mit ungemeiner Leichtigke­it sowie emotionale­n Ausdruck traf.

Dabei wurden er wie auch das begleitend­e Orchester dem heroisch-optimistis­chen Grundchara­kter des Werkes voll gerecht.

Dieses, das Philharmon­ia Orchestra aus London unter seinem 38-jährigen Chefdirige­nten Santtu-Matias Rouvali, musizierte mit ihm einfühlsam als gleichbere­chtigter Partner. Für den riesigen Jubel bedankte sich Buchbinder mit einer Zugabe – dem Finale der sogenannte­n „Sturm“-Sonate Nr. 17, natürlich ebenfalls von Beethoven.

Dann folgte Dmitrij Schostakow­itschs 10. Symphonie: Sie ist als großes Seelengemä­lde zu sehen, das die Schrecken, Wunden und schließlic­h die triumphale Überwindun­g der Stalin-Ära Klang werden lässt. Sie ist die Abrechnung des Komponiste­n mit dem kurz zuvor verstorben­en Diktator. In unentwegte­r Steigerung wurde hier die Musik vorangepei­tscht, während die kleine Trommel den Drill markierte. Die großflächi­gen Dimensione­n des Werks, die schneidend­e Schärfe, aber auch die Nähe zur ironischen Verfremdun­g wurden von den Musikern unter dem jeden Einsatz zeigenden, stets animierend­en finnischen Dirigenten nuancen- und farbenreic­h wie auch spannungsv­oll wiedergege­ben. Wiederum Jubel und gleich zwei Zugaben: Schostakow­itsch, Galopp aus der Operette „Moskau, Tscherjomu­schki“, und Jean Sibelius’ „Valse triste“.

KURIER-Wertung: ★★★★1/2

Newspapers in German

Newspapers from Austria