Höchste Virtuosität: Buchbinder spielt Beethoven
Konzert mit dem Philharmonia Orchestra unter Santtu-Matias Rouvali im Musikverein
Kritik. Ludwig van Beethoven und Rudolf Buchbinder: Einmal mehr konnte man die große Affinität des österreichischen Ausnahmepianisten für die Klaviermusik dieses Komponisten feststellen. Diesmal bei dessen innerlich und äußerlich größtem Klavierkonzert, dem „Fünften“im Wiener Musikverein, wo Buchbinder den virtuosen Solopart auch bei den vertracktesten Stellen mit phänomenaler Technik, absoluter Griffsicherheit, perlenden Läufen und mit ungemeiner Leichtigkeit sowie emotionalen Ausdruck traf.
Dabei wurden er wie auch das begleitende Orchester dem heroisch-optimistischen Grundcharakter des Werkes voll gerecht.
Dieses, das Philharmonia Orchestra aus London unter seinem 38-jährigen Chefdirigenten Santtu-Matias Rouvali, musizierte mit ihm einfühlsam als gleichberechtigter Partner. Für den riesigen Jubel bedankte sich Buchbinder mit einer Zugabe – dem Finale der sogenannten „Sturm“-Sonate Nr. 17, natürlich ebenfalls von Beethoven.
Dann folgte Dmitrij Schostakowitschs 10. Symphonie: Sie ist als großes Seelengemälde zu sehen, das die Schrecken, Wunden und schließlich die triumphale Überwindung der Stalin-Ära Klang werden lässt. Sie ist die Abrechnung des Komponisten mit dem kurz zuvor verstorbenen Diktator. In unentwegter Steigerung wurde hier die Musik vorangepeitscht, während die kleine Trommel den Drill markierte. Die großflächigen Dimensionen des Werks, die schneidende Schärfe, aber auch die Nähe zur ironischen Verfremdung wurden von den Musikern unter dem jeden Einsatz zeigenden, stets animierenden finnischen Dirigenten nuancen- und farbenreich wie auch spannungsvoll wiedergegeben. Wiederum Jubel und gleich zwei Zugaben: Schostakowitsch, Galopp aus der Operette „Moskau, Tscherjomuschki“, und Jean Sibelius’ „Valse triste“.