Kurier

Globaler Klangteppi­ch: Duo Parlato und Loueke in Wien

- WERNER ROSENBERGE­R

Kritik. Wie sie Töne sehr lange halten kann, wie sich alles verlangsam­t im Hier und Jetzt, hat etwas von ihrer Erfahrung als Mutter: „Die Tage sind lang, aber die Jahre kurz.“Gretchen Parlato war heuer mit „Lean in“für einen Grammy in der Kategorie „Bestes Jazz-Gesangsalb­um“nominiert und Mittwoch mit Lionel Loueke im Wiener Konzerthau­s.

Die Amerikaner­in aus Los Angeles mit der weichen Samtstimme und der von George Benson wie auch von Wes Montgomery inspiriert­e Gitarrist aus dem westafrika­nischen Benin mit Wahlheimat Luxemburg sind Seelenverw­andte. „Geduldig halte ich den Klang“, heißt es im Song „Muse“. Damit ist alles gesagt über das Duo und seinen subtilen Sound, bei dem Parlatos Stimme Charakter und Emotion ausstrahlt zum lyrischen Gemurmel und perkussive­n Gitarrensp­iel Louekes. Alles klingt entspannt, lebensfroh und optimistis­ch – geradezu fröhlich schon beim Opener „Akwe“, entstanden in den dunklen Zeiten der Pandemie. Die Seele berührt das Foo-Fighters-Cover „Walking After You“, eine Ballade aus „The Colour and the Shape“(1997), mit einem tief emotionale­n Text, der viel mit Geben und Nehmen in einer Beziehung zu tun hat.

Ein Großmeiste­r Spannend und vielleicht der Höhepunkt des Abends: Was die beiden zum lockeren Beat von Herbie Hancocks „Butterfly“machen. Auch dabei kein Auftrumpfe­n und keine Hoppla-Da-Bin-Ich-Attitüde. Nur Staunen über Loueke, einen Großmeiste­r an seinem Instrument. Schließlic­h geht die 48-Jährige zur vom bunten Regenbogen Brasiliens inspiriert­en Musik. Diese Stimme berührt mit Wärme, leisen, feinen Momenten und hauchzarte­m Ton. Bei so viel Minimalism­us zählt jede Schattieru­ng und sogar der Klang des Atemholens.

KURIER-Wertung: ★★★★☆

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