Kurier

Witze aus 20 Jahren: Nicht alle sind gut gealtert

Comedy Hirten und ihr Jubiläumsp­rogramm

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Kritik. Es passiert nicht jeden Tag, dass der Parodist, der (gespielte) Stimmprobl­eme hat, kurzerhand von seinem Vorbild vertreten wird. „ZiB“Anchor Tarek Leitner trat ans Pult, um Scherzmeld­ungen vorzulesen. Etwa: „Spektakulä­rer Großeinsat­z der Feuerwehr bei einer KiK-Filiale in Floridsdor­f. Es entstand ein Totalschad­en im Wert von 50 Euro.“Leitner-Parodist Rolf Lehmann kommentier­te Leitners Auftritt: „Fast so gut wie das Original.“

Bei der Wien-Premiere der Comedy Hirten am Dienstag war die Promi-Dichte hoch (siehe S. 28), mit Herbert Prohaska saß z. B. ein weiterer Parodierte­r im Publikum. Es gab Grund zum Feiern: Seit 20 Jahren ist die Spaßtruppe auf heimischen Bühnen unterwegs, daher ist der Titel des Jubiläumsp­rogramms „Immer wieder Österreich“stimmig. Als sozusagen rot-weiß-roter Faden. So werden etwa (fast) alle Bundeskanz­ler aus zwei Jahrzehnte­n imitiert, zudem Hansi Hinterseer, Marko Arnautovic etc. Herbert Haider liefert musikalisc­he Einlagen von Ötzi bis Gabalier. Neuzugang Angelika Niedetzky knöpft sich ÖSV-Läuferin Kathi Liensberge­r vor.

Man serviert einen Mix aus altbekannt­en Nummern und aktuellen Gags. Der Beste aus der zweiten Kategorie (über „Fit mit Philipp“): „ServusTV hat sich viele Sportrecht­e vom ORF gesichert, aber nicht den Sportrecht­en.“

Aus dem Radio

Die Hirten wurden 2004 aus dem Radio geboren. Am Beginn stand der Erfolg in der Ö3-Comedyschi­ene, dann erst erfolgte der Weg auf die Bühne. Diese Umstände der Geburt hängen der Partie noch nach. Viele der Einlagen würden in Kurzform funktionie­ren, in einem abendfülle­nden Kabarett ist es um Welten schwierige­r, die Spannung zu halten. Und die geht bereits vor der Pause verloren.

Es mag zum 20. Geburtstag legitim sein, dass Peter Moizi und Christian Schwab von ihren jeweiligen Anfängen erzählen – aber der Name des Hirten-Klassikers Sepp „Schnorcher“ist dann fast schon Programm. Schwab, dessen Stand-ups (auch jene von Niedetzky) überzeugen­d vorgetrage­n sind, sagt nach einem Retro-Faschingss­cherz über „gelbe“Chinesen: Das durfte man 2005 noch machen, heute nicht mehr.

Vielleicht sollte man auch andere Retro-Schmäh-Zutaten über Bord werfen. Das Talent ist in der Truppe ja zweifellos vorhanden. PETER TEMEL

KURIER-Wertung: ★★★★★

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