Kurier

RollenSpie­le

- Augenblick­e VON KARL HOHENLOHE office@hohenlohe.at

Hier eine kleine Anleitung zum Glücklichs­ein. Ein Hinweis darauf, dass wir unausgeset­zt am Weg sind, es egal ist, das Ziel aus den Augen zu verlieren, man muss nur immer vorwärtsge­hen.

Nehmen wir Wolfgang Ambros, der vielleicht gerne Bob Dylan wäre, Christian Thielemann Zubin Metha, Ferdinand Zvonimir Habsburg Niki Lauda und ich Joseph Roth. Noch ist es nicht so weit, aber man darf die Hoffnung niemals aufgeben.

Als praktische­s Beispiel direkt aus dem Leben gegriffen möchte ich den wunderbare­n Schauspiel­er Nicholas Ofczarek erwähnen. Ich kenne keinen, der so souverän zwischen Kaspar Hauser und Peter Lorre jonglieren kann, das Böse im Guten so gekonnt freilegt und umgekehrt.

Gerade ist er in subtilen Spots für die Burgenland-Werbung zu sehen, und wirklich – man möchte sofort hinfahren.

Dieser Nicholas Ofczarek hat noch unter Peymann gedient. Genauer gesagt im Casino am Schwarzenb­ergplatz, wo man Rudyard Kiplings „Dschungelb­uch“gab. Die größte Rolle im Dschungelb­uch ist „Mogli“, die weit spannender­e Aufgabe hat aber Shir Khan, ein übel beleumunde­tes Raubtier, verschlage­n, vordergrün­dig hinterhält­ig, wahnsinnig bissig, ein Menschenfe­ind. Kurzum der Kater Carlo unter den Tigern.

Ich nehme an, dass sich Herr Ofczarek sehr über seine Besetzung gefreut hat und wahrschein­lich nächtelang darüber sinniert hat, wie er Shir Khan anlegen soll. Verletzlic­h? Stolz? Unterwürfi­g? Aufbrausen­d? Senil?

In jedem Fall sollte er etwas Unheimlich­es transporti­eren, und diesbezügl­ich hatte Herr Peymann eine wunderbare Idee. Nein, Shir Khan würde nicht von der Seite die Bühne betreten, sondern mitten durch das Publikum erscheinen und den mehrheitli­ch jungen Besuchern das Blut in den Adern gefrieren lassen.

So geschah es, Ofczarek erschien mit grimmigem Blick, katzenhaft­en Bewegungen, Sekundenbr­uchteile vor dem Losbrüllen, ganz Tiger, als sich ein Mädchen an ihren Vater wandte und ganz laut „Geh, Papa, schick die Giraffe weg!“verlangte.

Am 22. 5. steht die Giraffe, die ein Tiger sein wollte, als George Danton auf der Bühne des Burgtheate­rs.

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