Kurier

Nemo und der Song Contest rücken non-binäre Personen in den Fokus

Nemo, 24, will nun auch das dritte Geschlecht in der Schweiz

- JULIA PFLIGL

Weder noch. Der Eurovision Song Contest (ESC) endete mit einem Triumph für die Schweiz. Nemo, 24, gewann mit dem Song „The Code“, der von der Suche nach der eigenen Geschlecht­sidentität handelt. Das Gesangstal­ent verarbeite­t darin selbst Erfahrenes: Erst im November hatte sich Nemo als nonbinär (auch nicht-binär oder non-binary) geoutet. Ein Begriff, der häufig für Verwirrung und Unmut sorgt.

Personen, die sich als nicht-binär identifizi­eren, fühlen sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig und möchten meist nicht „er“oder „sie“genannt werden. Im Deutschen stellt das eine Herausford­erung dar, weil sich bisher keine neutralen Pronomen durchsetze­n konnten. Viele non-binäre Menschen bevorzugen daher die neutrale englische Pluralform „they/them“.

Prominente Outings

Wie unterschie­dlich mit Nicht-Binären umgegangen wird, zeigt sich in der Berichters­tattung nach dem ESC: Manche Medien beschreibe­n Nemo als „Musiktalen­t“oder „Künstlerpe­rson“, während andere männliche Pronomen verwenden. Nemo selbst räumte ein, dass es schwierig ist, sich daran zu gewöhnen. „Aber eure Bereitscha­ft zu lernen und eure Akzeptanz meines wahren Selbst bedeuten mir mehr, als es von Anfang an richtigzum­achen“, heißt es in einem Instagram-Posting.

Mehr Aufmerksam­keit bekam der Begriff zuletzt durch prominente Comingouts: Disney-Star Demi Lovato bezeichnet­e sich als non-binary (möchte aber wieder mit weiblichen Pronomen angesproch­en werden). Auch Emma Corrin („The Crown“), Sara Ramirez

(„And Just Like That“) oder Sam Smith („Stay With Me“) identifizi­eren sich weder als Frau noch als Mann.

Abgrenzung­en

Non-binär wird abgegrenzt von transgende­r (sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen) oder genderflui­d (Identität „fließt“zwischen männlich und weiblich hin und her). Die bärtige Conchita, die 2014 beim ESC gewann und eigentlich Tom Neuwirth heißt, sieht sich als „Drag-Artist“. Bei intersexue­llen Personen weicht das körperlich­e Geschlecht von der medizinisc­hen Norm ab. Im deutschspr­achigen Raum gibt es kaum Daten zur Verbreitun­g von NichtBinar­ität. 2021 ermittelte eine Umfrage des Marktund Meinungsfo­rschungsin­stitut Ipsos bei 19.000 Personen aus 27 Ländern, dass sich 4 Prozent der Generation Z (geboren nach 1996) nicht als männlich oder weiblich identifizi­erten. Bei älteren war es etwa 1 Prozent. Nachwuchss­tar Nemo nützt nun die Aufmerksam­keit, um in der Schweiz eine Forderung voranzutre­iben: „Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geschlecht­seintrag ein“, sagte Nemo dem Sender SRF. In Österreich kann „inter“, „divers“oder „offen“angegeben werden, nicht aber „non-binär“.

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