„Man braucht eine dicke Haut“
George Lucas. Der „Star Wars“-Regisseur feiert seinen 80. Geburtstag, spricht über die Filme und seine Freundschaft mit Coppola und Spielberg
George Lucas’ Kindheit war geprägt von Nüssen. Er wuchs auf einer Walnuss-Farm auf, in einem kalifornischen Kaff namens Modesto, nördlich von San Francisco, in dem es kein Buchgeschäft gab, geschweige denn ein Kino. Er war fasziniert von Straßenrennen, aber ein schrecklicher Autounfall zerstörte den Traum, selbst Rennfahrer zu werden.
Seine Faszination führte später zu „American Graffiti“, für den er einen Golden Globe gewann.
Francis Ford Coppola, Steven Spielberg und er bildeten ein junges Trio an Filmemachern, die Hollywood revolutionierten. Mitte der 1970er hielten ihn alle für verrückt, als er versuchte eine Finanzierung für eine sonderbare Story über eine weitentfernte Galaxie zu bekommen. Zwei Jahre später, nachdem er seine Gage für 40 % der Kasseneinnahmen und alle Merchandisingrechte eingetauscht hatte, wurde „Star Wars“zum größten Kassenschlager aller Zeiten und bekam sieben Oscars.
Er hat drei erwachsene Adoptivkinder und einen zehnjährigen Sohn, Everest, mit seiner zweiten Frau Mellody. Heute, Dienstag, feiert er seinen 80. Geburtstag.
KURIER: Sie gelten als einer der ganz großen Erfinder und Innovatoren in der Geschichte des Films. Wie schafft es ein Bub, der auf einer Walnussfarm aufwächst an den Zenit der Filmindustrie?
George Lucas: Ich war nie daran interessiert, mächtig oder berühmt zu werden. Aber in dem Moment, als ich die Filmschule auf der Universität in Los Angeles besuchte und alles über Film lernte, habe ich mich in die Kunstform verliebt. Es war mir gleichgültig, welche Art von Filmen ich mache.
Sie sind über Nacht von einem jungen Wilden, dessen Ideen niemand verstanden hat, zu einem megaberühmten Star-Regisseur aufgestiegen. Wie haben Sie das verkraftet?
Ja, innerhalb von zwei Jahren von einem hungernden, um Aufmerksamkeit kämpfenden Filmemacher so erfolgreich zu werden, ist eine sehr starke Erfahrung und nicht unbedingt eine gute.
In welcher Hinsicht? Sie und Ihre Zeitgenossen Coppola und Spielberg waren sehr ambitioniert und mehr oder weniger Konkurrenten, nicht wahr?
Ich hatte eine stark schwankende Beziehung zu Francis Coppola, und das war beidseitig. Es war, als wären wir verheiratet und hatten eine schreckliche Scheidung und fanden dann wieder zueinander. Das ist wahrscheinlich die beste und engste Freundschaft meines Lebens.
Warum, glauben Sie, sind die „Star Wars“-Filme und die daraus resultierenden TVSerien bis heute so erfolgreich?
Weil sie sich mit Themen auseinandersetzten, die historisch seit Beginn der Menschheit wichtig sind. Sie sind nicht nur Action-Abenteuer voller Imagination. Sie setzen sich mit Demokratie auseinander und wie Menschen durch die Geschichte hindurch zugelassen haben, dass Demokratien in den Händen von Tyrannen untergehen. Diese Themen kommen in allen „Star Wars“-Filmen vor.
Vor 20 Jahren haben wir übers Klonen gesprochen. Heute reden alle von Künstlicher Intelligenz. Machten und machen Ihnen diese technischen Errungenschaften eigentlich Angst?
Ich habe schon vor 50 Jahren Dinge in mein erstes*
Drehbuch geschrieben, die andere als problematisch bezeichnet haben. Jeder Animateur hat einen Spiegel auf seinem Schreibtisch, wo er neben dem Computer seine eigenen Gesichtszüge und das Mienenspiel kontrollieren kann. Digitales Schauspiel. 15 verschiedene ComputerAnimateure haben Yoda kreiert. Seinen Körper, seine Kleider, seine Haare und sein Gesicht. Wenn ich Kader für Kader abspiele, sieht man, dass er ganz genaue Gesichtsausdrücke hat, die sich mit jedem Kader verändern. Also nein, ich habe keine Angst vor Klonen und auch nicht vor KI. Nichts, was das menschliche Gehirn auskocht, macht mir Sorge, solange es ums Überleben der Menschheit geht.
Sie haben immer wieder inhaltliche Kritik geerntet – selbst von eingefleischten „Star Wars“-Fans. Hat Sie das je gestört?
Nein, ich habe immer genau die Filme gedreht, die ich drehen wollte. Die mochten irgendwas nicht, aber die Umfragen haben immer bewiesen, dass 80 % der Zuschauer meine Filme gefallen. Man braucht eine dicke Haut. Das Interessante ist, dass ich keinen einzigen Film mit Ausnahme von „Indiana Jones“für ein Massenpublikum geplant habe, keiner hätte gedacht, dass „American Graffiti“oder „Star Wars“je erfolgreich wird.
Was treibt Sie heute an?
Eine Geschichte zu erzählen, die mir vor 50 Jahren einfiel.
Ich war auf Ihrer Skywalker Ranch, die heute eine Arbeitsstätte ist. Sie leben am angrenzenden Grundstück. Was hat Sie davon abgehalten, nach Beverly Hills oder Malibu zu ziehen?
Ich habe hier meine Ruhe, lebe mitten in der Natur. Und ich habe von meiner Veranda einen Blick von Alcatraz bis zur Golden Gate Brücke.
„Ich war nie daran interessiert, mächtig oder berühmt zu werden“ George Lucas Regisseur