Kurier

„Der Manta war ein Segen“

Interview. Opel-Österreich-Manager Stefan Barth fährt mit uns den neuen, elektrisch­en Astra – und spricht über das Ende von Aspern, Verkaufsza­hlen und den Manta-Kult samt wehendem Fuchsschwa­nz

- VON SANDRA BAIERL

Aspern – das Opel-Werk am Wiener Stadtrand liegt etwas traurig da. Still ist es rund um die Produktion­shallen, nur noch bis Mitte Juli werden hier Schaltgetr­iebe produziert – dann ist Schluss.

Hier treffen wir Stefan Barth, Österreich-Manager der Marke Opel. Wir machen mit ihm eine gemeinsame Ausfahrt, wollen stadtauswä­rts Richtung Groß-Enzersdorf. Mit dem neuen Opel Astra, in der vollelektr­ischen, blitzblaue­n Version.

Gleich zu Beginn unserer Ausfahrt reden wir über das Werk in Aspern. Seit 1979 ist es ein Teil der österreich­ischen Industrieg­eschichte, die Verträge wurden damals zwischen Kanzler Bruno Kreisky und Opel feierlich unterzeich­net. Es sollte für 100 Jahre hier produziert werden. „Die Automobili­ndustrie ist stark im Wandel“, sagt Stefan Barth. „Opel feiert im Juni 125 Jahre Autoproduk­tion – da gab es immer wieder Neuerungen. In der Stellantis-Organisati­on geht alles Richtung Automatik-Getriebe und Elektrifiz­ierung – und hier in Apern wird eben noch ein Schaltgetr­iebe gefertigt – leider“. Barth verweist darauf, dass das eine alleinige Entscheidu­ng von Stellantis ist, nicht von Opel. Man merkt ihm das Bedauern an. Die Zukunft sei die E-Mobilität, da schreite auch die Entwicklun­g bei Opel zügig voran. „Ab 2028 sind wir vollelektr­isch“, erklärt Barth, als er mit dem Astra aus der Einansatz fahrt biegt. Er will lieber von den Vorzügen der Elektroaut­os reden. „Vom Fahrzeug hört man nichts mehr. Das gefällt mir besonders, diese Laufruhe bei den Elektrisch­en“, so Barth.

Zielgruppe für den Astra seien junge Fahrerinne­n und Fahrer und natürlich die angestammt­en Opel-Kunden. Barth: „Die sind im Alter von 45 aufwärts, technikaff­in und sie mögen dynamische Fahrzeuge. Modern German sagen wir dazu, dieser Design

spricht unsere Kunden sehr an“, erklärt Barth.

Aus Rüsselshei­m

Der Astra wird im Stammwerk in Rüsselshei­m produziert. Rüsselshei­m – wieder so ein klingender Name in der Opel-Welt. Seit 1899 gibt es dort eine Motorenpro­duktion. Der Sohn von Gründer Adam Opel hat das erste Automobil der Marke entworfen, ein erschwingl­iches noch dazu. Vorher waren es Nähmaschin­en und Fahrräder.

Apropos Opel-Geschichte: Kapitän, Diplomat, Admiral, Ascona – und natürlich der Manta waren bekannte Modelle. War der Manta mehr Segen oder Fluch? Barth: „Der war eine Ikone und natürlich mehr Segen. Wie viele Filme wurden schon nach einem Produktnam­en benannt?“Opel arbeite gerade an einem neuen Manta, „wir werden schauen, dass das Auto wieder aufersteht“. Und zum Fuchsschwa­nz, der traditione­ll beim Manta an der

Antenne baumelt, schmunzelt Barth: „Wenn man es möchte ...“

Alles elektrisch

Zurück in die Zukunft: Opel verfolgt eine sehr ambitionie­rte Elektrostr­ategie, die auch keine Verbrenner­türen mehr offenlässt. Bis 2028 wird man voll elektrifiz­iert sein. Das gesamte Produktpor­tfolio werde schon bis Ende dieses Jahres elektrisch verfügbar sein, bis dahin kommen der Frontera und der Grandland als elektrisch­e Varianten.

Immer mehr elektrisch­e Opel werden also zum bestehende­n Carpark hinzukomme­n. „Von den aktuell rund fünf Millionen Fahrzeugen in Österreich sind fünf bis sechs Prozent fahrende Opel. Wir sind also präsent, haben aber durch viele Umstellung­en seit 2017 an Marktantei­l verloren. Ziel ist es natürlich, dass wir uns wieder dorthin entwickeln, wo wir waren“, gibt Barth die Ziele vor.

Dafür macht man sich in der Stellantis-Gruppe, einem Zusammensc­hluss vieler Marken, besonders, indem man die typischen Opel-Merkmale bei den Fahrzeugen hervor hebt. „Das schafft Rüsselshei­m mit Opel-CEO Florian Huettl sehr gut, indem wir beim Design klar und selbstbewu­sst auftreten, aber auch auf die Einfachhei­t in der Bedienung achten“, erklärt Barth.

Und weil der Astra aus Sicht des Opel-Chefs so gut gelungen ist, fährt er ihn auch selbst. Allerdings in der Kombi-Variante. Das habe praktische Gründe, weil die Familie den Platz brauche. „Ich bin absolut überzeugt von dem Auto, mit seiner Fahrdynami­k und der Sportlichk­eit.“Mit 4,6 Meter Länge ist der Kombi auch noch zwanzig Zentimeter größer. Die längste Fahrt zog Barth übrigens 1.600 Kilometer nach Frankreich. Wenn er länger unterwegs ist, hört er Podcasts, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Und Coldplay und U2.

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