Kurier

„Rehageld-Missbrauch“: Neos kritisiere­n ÖGK scharf

Rehabilita­tion. Loacker spricht von einem „Wartezimme­r für die Frühpensio­n“

- VON MICHAEL HAMMERL

Wer in Österreich seinen Beruf aus gesundheit­lichen Gründen zwar nicht dauerhaft, aber zumindest sechs Monate lang nicht ausüben kann, erhält sogenannte­s Rehabilita­tionsgeld. Wer die Voraussetz­ungen erfüllt, kann das Geld unbefriste­t beziehen. Die Österreich­ische Gesundheit­skasse (ÖGK) zahlt dabei 50 bis 60 Prozent des Letztbezug­es.

Der Hintergeda­nke: Die Betroffene­n sollen ausreichen­d Zeit haben, wieder gesund zu werden. Zweitens soll das Rehageld sicherstel­len, dass Bezieher nicht frühzeitig aus dem Arbeitsmar­kt ausscheide­n müssen und dauerhaft in der Invaliditä­tspension landen.

Heißt: Die ÖGK sollte sich um passende Therapien, aber auch mögliche Umschulung­en kümmern. Wie sieht das in der Praxis aus? NeosSozial­sprecher Gerald Loacker

hat eine parlamenta­rische Anfrage an Sozialmini­ster Johannes Rauch (Grüne) gestellt. Die Beantwortu­ng liegt dem KURIER vor.

Rund 16.000 Personen beziehen derzeit monatlich Rehageld. Die Krankheits­bilder sind unterschie­dlich. Die Hälfte, etwa 8.000 bis 9.000

Bezieher, hat eine psychische Erkrankung oder eine Verhaltens­störung. Loacker meint zusammenfa­ssend, die ÖGK würde kranke Menschen ziemlich im Stich lassen. Wie begrünet er das?

Rund 90 Prozent der Bezieher landen früher oder später in der Invaliditä­tspension. „Die ÖGK hätte die Aufgabe, diese Menschen durch gezielte Therapien bestmöglic­h beim Gesundwerd­en und beim Wiedereins­tieg in den Arbeitsmar­kt zu unterstütz­en – doch stattdesse­n wird das Rehageld von der ÖGK oft einfach nur als Wartezimme­r für die Frühpensio­n missbrauch­t“, kritisiert Loacker.

Keine Angebote

Ein Rechnungsh­of-Bericht von 2020 bekräftigt dieses Fazit: Nur 8,2 Prozent jener Menschen, die von 2014 bis 2017 Rehageld bezogen, schafften den Wiedereins­tieg in den Arbeitsmar­kt. Im Burgenland, Salzburg und Kärnten wurden laut Anfragebea­ntwortung RehageldBe­ziehern von 2022 bis 2023 noch nicht einmal Umschulung­en angeboten.

„Wenn also beispielsw­eise ein 35-jähriger Krankenpfl­eger aus dem Burgenland, der beruflich schwer heben muss, mit einem schweren Bandscheib­envorfall im Rehageld landet, macht die ÖGK laut Anfragebea­ntwortung genau nichts“, kritisiert Loacker. Damit nehme die ÖGK in Kauf, dass der Mann gar nicht mehr arbeiten könne und irgendwann in Altersarmu­t ende, kritisiert Loacker.

Der Neos-Mandatar fordert nun die Bundesregi­erung zu einer raschen Reform des Rehageldes auf: „Genauso wie der Wohnbauför­derungsbei­trag für Wohnbau zweckgewid­met werden muss, muss es auch beim Rehageld tatsächlic­h um Rehabilita­tion gehen.“

Zudem müsse mehr Fokus auf die Prävention und rechtzeiti­ge Umschulung­en für Menschen in körperlich fordernden Berufen gelegt werden, „statt zu warten, bis sie körperlich so kaputt sind, dass sie gar nicht mehr arbeiten können und in Frühpensio­n müssen“.

„Das Rehageld wird von der ÖGK oft einfach nur als Wartezimme­r für die Frühpensio­n missbrauch­t“Gerald Loacker Neos-Sozialspre­cher

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