Kurier

Cecilia Bartoli hebt mit dem Ballon ab – vom Airport „Lorenzo da Ponte“

Bei den Salzburger Pfingstfes­tspielen erklang Mozart pur und in einem recht konstruier­ten Opernpasti­ccio

- HELMUT CHRISTIAN MAYER

Kritik. Völlig ohne Allüren musizierte Daniil Trifonov bei den Salzburger Pfingstfes­tspielen das Klavierkon­zert in c-Moll KV 503 von Wolfgang Amadeus Mozart. Dabei fasziniert­en seine sicheren, perlenden Läufe, stupende Technik, Feinsinnig­keit und Leichtigke­it wie auch Innigkeit, die zu einem ausbalanci­erten Konzertier­en zwischen ihm und der Kammerphil­harmonie Bremen unter Paavo Järvi führten und das Publikum jubeln ließ! Zugabe: der 2. Satz einer Sonate – von Mozart.

Gemäß dem Motto des heurigen Festivals „Tutto Mozart“wurde das Konzert im Großen Festspielh­aus von zwei Symphonien des Salzburger Genius umrahmt. Zuerst von der „Pariser“, und schließlic­h erlauschte man in festlicher Heiterkeit die in Verklärung gipfelnde „Jupiter“-Symphonie. Vom Dirigenten mit sorgsamer Dynamik gesteuert, erlebte man sie als Höhepunkt Mozartsche­r Sinfonik gemäß ihrem Beinamen im strahlende­n Glanz und großer Spielfreud­e.

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Es wurde getanzt, getrunken, gekifft, Fußball gespielt: Ein buntes Völkchen agierte in der Abflughall­e eines Flughafens. Dahinter auf Videos abgestellt­e oder überfliege­nde, auch brennende Flugzeuge. Als Begegnungs­ort von Menschen sieht Davide Livermore diesen imaginären Airport

„Lorenzo da Ponte“, wo die Passagiere auch mit Verspätung­en, Wetterstür­men und Explosione­n zu kämpfen haben. Hier begann die Reise durch den „tollen Tag“, das Opernpasti­ccio „Une folle journée“des Festivals, welches sich Intendanti­n Cecila Bartoli ausgedacht hatte.

Von hier konnte man nach Sevilla, Palermo oder Neapel fliegen, den Schauplätz­en der Da-Ponte-Opern „Le nozze di Figaro“, „Don Giovanni“und „Così fan tutte“. Genau aus diesen Opern erklangen quasi als „Best of“die schönsten Arien und Ensembles, die von einem überwiegen­d hochkaräti­gen Sängerense­mble präsentier­t wurden: Da wurde lustvoll, humorvoll gespielt und gesungen, wobei die Protagonis­ten in unterschie­dliche Rollen und nicht nur in jenes ihres eigentlich­en Fachs schlüpften. Nur wirkten die Vielzahl an Ideen und Gags recht bemüht, der Überbau recht konstruier­t. Und zum Finale wurde es auch noch kitschig, da schwebten nämlich Bartoli und Mattia Olivieri vor einer bunten Wolkenland­schaft mit einem Ballon in den Himmel.

Frecher Cherubino

Bartoli war in allen Ensembles als Susanna, Zerlina, Despina, Fiordiglig­i und auch mit der Konzertari­e „Ch’io mi scordi di te?“, wo sie von Daniil Trifonov am Hammerflüg­el begleitet wurde, mit Energie und Flexibilit­ät zu erleben. Daniel Behle konnte bei

„Il mio tesoro intanto“und „Un’ aura amorosa“mit seinem schönen Tenor glänzen. Mélissa Petit sang balsamisch „Porgi amor“. Lea Desandre gefiel als frecher Cherubino und als Despina. Einspringe­r Mattia Olivieri sang etwa die „Champagner-Arie“mit profundem Bassbarito­n. Mit etwas reifem Timbre, aber viel Witz gefiel Alessandro Corbelli bei der „Registerar­ie“.

Hauptsächl­ich herumblöde­lnd und stimmlich forcierend erlebte man Rolando Villazón als Basilio. Für die duftige, sensible, aber auch spritzige Begleitung sorgten Les Musiciens du Prince – Monaco unter Gianluca Capuano. Stehende Ovationen.

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Ein turbulente­r Tag am Da-PonteFlugh­afen: Cecilia Bartoli und Mattia Olivieri

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