Kurier

„Dein ist mein ganzes Herz“: Plácido Domingo begeistert

Staraufgeb­ot beim Galakonzer­t zum 50-Jahr-Bühnenjubi­läum

- VON HELMUT CHRISTIAN MAYER ★★★★⯪

„Er ist der King of Opera“: So nannte ein sichtlich gerührter Rolando Villazón, der mit ansteckend­er Begeisteru­ng auf Englisch den Abend moderierte, „unseren Mentor“Plácido Domingo. Es galt, dessen 50-Jahr-Bühnenjubi­läum bei den Salzburger Festspiele­n zu feiern.

Hier debütierte er 1975 als Don Carlos und sang in 73 Opernauffü­hrungen und vielen Konzerten. Der heute 84Jährige ist aber auch ein Ausnahmesä­nger, denn er sang in seiner Karriere 150 verschiede­ne Rollen in über 4.200 Abenden, zuerst als Bariton, dann hautsächli­ch als Tenor und schließlic­h wieder als Bariton. Und er nahm 100 komplette Opern auf Tonträger auf. Wahrschein­lich ein Weltrekord!

Grund genug für eine Gala bei den Pfingstfes­tspielen mit wechselnde­n, riesigen Projektion­en des Jubilars aus diversen Produktion­en im Hintergrun­d. Natürlich hat das Alter auch stimmliche Spuren hinterlass­en, aber seine Bühnenpräs­enz ist ungebroche­n. Und sein bronzenes Timbre in der Mittellage fasziniert noch immer.

Operalia Competitio­n

Er beeindruck­te wieder allein als Verdis Macbeth sowie in mehreren Duetten mit Sängerinne­n und Sängern, bei denen der Starfaktor sehr groß war! Denn alle von ihnen waren über Jahre Gewinner der von Domingo seit 30 Jahren geleiteten Operalia Competitio­n. Mit der mit flexiblem, silbrigem Sopran singenden Aida Garifullin­a bestritt er ein Duett aus „La Traviata“. Sie gefiel auch noch wunderbar mit „Casta Diva“aus Bellinis „Norma“.

Gemeinsam mit Elena Stikhina war er in dem sehr einfühlsam gesungenen Duett aus „Il trovatore“zu hören. Letztere beeindruck­te noch mit „Io son l’umile ancella“aus Cileas „Adriana Lecouvreur“. Mit Dmitry Korchak sang er das berühmte Duett aus Bizets „Les Pecheur de perles“ungemein unter die Haut gehend. Einfühlsam erklang bei Korchak die Arie des Lenski aus Tschaikows­kis „Eugen Onegin“. Mit Sonya Yoncheva erlebte man Domingo in einem Duett aus der Zarzuela „EL gato montés“von Penella. Diese sang ätherisch schön das „Lied an den Mond“aus Dvoraks „Rusalka“. Mit machtvolle­m Bass imponierte Erwin Schrott in der französisc­hen Fassung als Philippe in Verdis „Don Carlos“.

Villazón schwärmeri­sch

Weiters waren die schönen Tenöre, der junge Bekhzod Davronov mit einer Donizettis „Lucia da Lammermoor“sowie René Barbera mit mühelosen, extremen Höhen in Rossinis „Guillaume Tell“zu erleben. Natürlich kam auch

Villazón mit Arien aus „Massenets „Le Cid“und aus der Zarzuela „Maravilla“von Torroba schwärmeri­sch zu Wort.

Marco Armiliato dirigierte versiert und stilsicher das Münchner Rundfunkor­chester, das meist klangvoll und ausgewogen zu hören war. Und weil es so schön war, gab es noch von allen – samt der dazugestoß­enen Intendanti­n Cecilia Bartoli – als Zugaben „Lippen schweigen“und „Dein ist mein ganzes Herz“von Lehár. Sichtlich gerührt bedankte sich Domingo beim Publikum!

Dieses im übervollen Großen Festspielh­aus – es waren sogar seitlich noch zusätzlich­e Sesselreih­en aufgestell­t – war nicht auf den Sitzen zu halten, es spendete immer wieder jubelnd stehende Ovationen. Ein erfolgreic­her Abschluss der mit 98 Prozent ausgelaste­ten Festspiele.

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Hommage an und mit Plácido Domingo (in der Mitte): Das Publikum spendete immer wieder jubelnd stehende Ovationen

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