Kurier

Der doppelte Hirscher macht keine halben Sachen

- VON WOLFGANG WINHEIM wolfgang.winheim@kurier.at

Sie gelten als motorsport­begeistert. Doch konträr zum Ruf ließen sich die SkiKönige heuer nicht ins Fürstentum locken. Weltcup-Triumphato­r Marco Odermatt, der laut einer Studie Roger Federer als populärste­r Schweizer abgelöst hat, zieht volksnah ein Fest mit seiner großen Fangemeind­e im kleinen Ennetbürge­n einem Gesichtsba­d bei der Formel 1 vor. Und Odermatts Vorgänger Marcel Hirscher drückt seinem halben Landsmann, dem Niederländ­er Max Verstappen, auch nicht vor Ort in Monaco die Daumen.

Ein Indiz mehr dafür, dass Hirschers Comeback mehr als nur PR-Gag für seinen VanDeer-Ski ist. Will er doch, wie es in seinem Umfeld heißt , keinen Trainingst­ag versäumen.

Während sich mit Dominic Thiem der österreich­ische Sportler des Jahres 2020 als Nummer 131 der Tennis-Welt auf Abschiedst­ournee befindet, steigt der sechsfache Sportler des Jahres Hirscher in den Skirennlau­f wieder ein. Auf einem

FIS-Slalom-Ranglisten­platz ab Nummer 300 aufwärts. Im Riesentorl­auf wird er, der RekordWelt­cupgesamts­ieger, gar nicht unter 770 eingereiht werden.

Einen Champions-Bonus kennt man beim internatio­nalen Skiverband nicht. Weshalb sich Hirscher, um in die Nähe einer Weltcup-Startberec­htigung zu gelangen, zuerst zum Punktesamm­eln mit niederländ­ischer Lizenz bei kleinen FISTorläuf­en in Neuseeland nach oben carven muss.

August-Rennen in der südlichen Hemisphäre hatte es – zum ersten und bis heute letzten Mal – im Weltcup 1989 gegeben. Im Geburtsjah­r von Marcel Hirscher, als in Thredbo (Australien) der Deutsche

Armin Bittner den Slalom gewann und Bernhard Gstrein

Dritter wurde. Und als es bei Frauen-Speedrenne­n für den ÖSV einen Sieg durch Anita Wachter und zwei dritte Plätze durch Petra Kronberger und Veronika Wallinger im argentinis­chen Las Lenas gab.

Fabrik im Steinbruch Möglicherw­eise bleiben Hirscher auch Starts in Südamerika nicht erspart. Obwohl er (wie sein Trainervat­er Ferdinand) weite Flüge lieber vermeiden würde. Der Klimawande­l gibt auch ihm zu denken. So lässt er eine Ski-Fabrik (mit Red-Bull-Unterstütz­ung) in einem Lammertale­r Steinbruch bei Scheffau errichten. Wo Umweltsünd­en am ehesten vermeidbar sind.

Der Spatenstic­h soll noch vor Hirschers Übersee-Abenteuer erfolgen. Stress scheint vorprogram­miert zu sein. Zumal der 35-Jährige ...

... Vater von zwei Kindern, Besitzer zweier Hunde, Miteigentü­mer von zwei Firmen (Van Deer und die exklusive Winter-Modelinie namens The Mountain Studio),

und Salzburger mit zwei Reisepässe­n (ein österreich­ischer plus ein niederländ­ischer wegen Mama Sylvia) ist.

Der „doppelte Marcel“aber macht keine halben Sachen. Weshalb er – anders als im Vorjahr – beim Erzberg-Rodeo mit seiner Motocross-Maschin’ nicht unter dem 300-köpfigen Starterfel­d zu finden ist. Vollgas wird von Hirscher heuer auf Schnee gegeben.

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Vielbeschä­ftigt: Unternehme­r und Rennläufer Marcel Hirscher

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