Kurier Magazin - Agypten

„ICH MÖCHTE ES FÜR NICHTS IN DER WELT MISSEN“

Der Direktor des Grand Egyptian Museums Tarek Tawfik über die Last der

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Der Direktor des Grand Egyptian Museums, Tarek Tawfik, über die Last der Verantwort­ung, besondere Artefakte und fünf Millionen erhoffte Besucher.

Im August 2014 bekam Tarek Tawfik einen Anruf vom damaligen Antikenmin­ister, Mamdouh el-damaty, der ihn fragte, was er vom Grand Egyptian Museum (GEM) hielte. „Ich äuſserte Bedenken gegenüber diesem Projekt“, erzählt der Ägyptologe. „Wunderbar“, antwortete der Minister, „dann sind Sie der Beste, es zu leiten.“Heute ist Tawfik, 47, Sohn einer deutschen Mutter und eines der führenden ägyptische­n Archäologe­n, Direktor des GEM. „Das alte Ägypten hat mich immer fasziniert“, sagt er, der die deutsche Schule in Kairo besuchte und in Bonn promoviert hat. Sein Spezialgeb­iet sind Hieroglyph­en, er ist verheirate­t und hat einen 13-jährigen Sohn.

KURIER-HISTORY: Herr Professor Tawfik, drückt Sie die Verantwort­ung? Schlieſsli­ch leiten Sie eines der wichtigste­n Projekte Ihres Landes. Tarek Tawfik: Ich bin Ägyptologe. Ehe ich das Amt übernahm, war ich Professor an der Universitä­t Kairo und wusste nicht, dass ich zum Topmanager befördert werde. Das ist eine groſse Herausford­erung. Es kann manchmal eine Last sein, aber es ist ein fantastisc­hes Erlebnis. Ich möchte es für nichts in der Welt missen.

Welche Schwerpunk­te setzen Sie in Ihrem neuen Museum? Es wird fünfzehn Galerien geben, die miteinande­r offen verbunden sind und das alte Ägypten von der Prähistori­e bis in griechisch-römische Zeiten zeigen. Man kann unsere Geschichte also chronologi­sch erleben – wie der ägyptische Staat gegründet wurde, die Beziehung zwischen König und Volk, die Suche nach der Ewigkeit, schlieſsli­ch haben 80 Prozent der Artefakte einen religiösen Hintergrun­d.

Man hört, dass es auch Liveschalt­ungen zu Objekten geben soll, die sich im Ausland befinden. Wir wollen tatsächlic­h eine Art Hyperlink zu den groſsen Kulturschä­tzen im Ausland, die nicht im Museum sind. Wenn wir also bestimmte Ausstellun­gskontexte haben, zu denen Stücke im Ausland gehören, soll es eine Art Liveschalt­ung zu den Objekten geben. Ob die Nofretete in Berlin dazu gehört, ist noch nicht klar.

Woran denken Sie dann? Es gibt einige Artefakte, die teilweise ins Ausland gekommen sind, während andere Teile in Ägypten geblieben sind, etwa Gräber aus dem Alten Reich, wo Statuen hier sind, andere ins Ausland gegangen sind. So könnte man die Fundsituat­ion komplettie­ren.

Welche Stücke wurde bereits ins neue Museum in Gizeh übersiedel­t? Als ich angefangen habe, hat man sich darauf geeinigt, dass die Masterpiec­es, die im Kollektivg­edächtnis der Welt mit dem Ägyptische­n Museum in Verbindung stehen, am Tahrirplat­z bleiben. Ausgenomme­n die Kollektion von Tutanchamu­n. Auch die Mutter von Cheops, Hetepheres I., wird nach Gizeh kommen und auf die Pyramide ihres Sohnes schauen. Denn dort wird sie vor einer 27 Meter hohen Glasfassad­e ausgestell­t und direkt den Platz ihrer Entdeckung überschaue­n. Somit kommt die Mutter von Cheops wieder in die Nähe ihres Sohnes .

Auf wie viele Besucher hoffen Sie ? Ich glaube, dass mindestens 10.000 Besucher pro Tag ein erreichbar­es Ziel sind. Das ist der Durchschni­tt jener Besucher, die derzeit das Tahrir-museum besuchen und jener, die zum Gizeh-plateau kommen. Wir glauben, dass Tutanchamu­n in der neuen Ausstellun­gsweise mit mehr als 5000 Artefakten und dem neuen Slogan, dass wir den Mann hinter der Maske vorstellen wollen, viele Besucher anziehen

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