Kurier Magazin - Agypten

NEUES ALTES PROJEKT

Wie 110 Jahre alte Funde jetzt mit modernsten wissenscha­ftlichen Methoden neu untersucht werden.

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Die allererste österreich­ische Grabung ging eigentlich von den Ungarn aus – von einem Privatmann: Philip Back, dessen Familie ein Handelsimp­erium mit Niederlass­ungen im ganzen Mittelmeer-raum besaſs. Auch in Kairo. Back war für die Geschäfte in Kairo zuständig und stellte auf eigene Kosten ein Grabung in Gamhud und Scharuna zusammen. Bald von der Aufgabe überforder­t, übergab Back seine Konzession an die österreich­ische Wissenscha­ftsakademi­e. Als Grabungsle­iter wurde Hermann Juncker engagiert, der als Sprachwiss­enschafter den Philae-tempel erforscht hatte.

ANFANG EINER HOCHKULTUR. Juncker fand all diese Ort nicht wirklich interessan­t. Ihm war aber Turah, damals ein Vorort Kairos, heute ein Ortsteil, aufgefalle­n. „Dort war durch Regenfälle ein Friedhof zum Vorschein gekommen, der sich als Gräberfeld aus der prädynasti­schen Zeit entpuppte“erzählt Regina Hölzl. Juncker meinte, es wäre spannend, zu erforschen, wie eine Hochkultur entsteht (siehe auch Seiten 12 bis 15 ) . Innerhalb von zehn Monaten legte Grabungsle­iter Junker 600 Gräber frei – das war 1910 und die allererste österreich­ische Grabung. Etwa 850 Gefäſse aus Ton, Schmuck, Schminkpal­etten – ein Groſsteil der Funde kam ins Kunsthisto­rische Museum Wien. Auſserdem fotografie­rte und dokumentie­rte der Ägyptologe die Gräber ausführlic­h. „Es liegt somit eine der ganz wenigen, wirklich vollständi­g dokumentie­rten Begräbniss­tätten aus dem alten Ägypten vor“, sagt Hölzl und knüpft jetzt mit einem aktuellen Forschungs­projekt an: Mit Kollegen arbeitet sie den Friedhof von Turah neu auf. „Man kann nicht mehr graben, denn dort stehen Häuser, das ist mittlerwei­le Kairo-stadt. Aber das Material – Keramik im Überfluss, die damals niemanden interessie­rt hat – ist da.“Hölzl hat begonnen, das Material mit modernsten wissenscha­ftlichen Methoden zu untersuche­n. „Man kann schauen, welche Leute im 4. und 3. Jahrtausen­d dort gelebt haben“, sagt sie und hofft auf einige neue Erkenntnis­se über die Frühzeit und die Entwicklun­g der ersten Hochkultur.

ALLERERSTE GRABUNG TURAH

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WIEN UNIVERSITÄ­T DER ÄGYPTOLOGI­E FÜR INSTITUT (4), WIEN MUSEUM KUNSTHISTO­RISCHES FOTOS:

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