Antoni Gaudí
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Der Herr über das Kombinieren der Stile
Für Antoni Gaudí war Religion das geordnete Werk eines Schöpfers, das in der Natur ihren höchsten Ausdruck findet. Daran richtete der Katalane auch seine Architektur aus.
Eine so kollektive Anteilnahme hat es in barcelona niemals zuvor und auch später niewiedergegeben. Alleineder Trauerzug soll über einen Kilometer lang gewesen sein. Überdies standen Abertausende Menschen gut vier Kilometer Spalier, als der Architekt Antonigaudíam12. Juni1926zugrabe getragen wurde. Der letzte wegführte den berühmtenKa tal anen vom Hospital de santa cruz inder altstadt, in das Gaudí gebracht wurde, nachdem er von einer Straßenbahn angefahren und tödlich verletzt wurde, zur Kirche Sagrada Familia. Zu „seiner“Sagradafamilia. Diearbeitenandem gigantischen Dom, an dem nach wie vor gebaut wird – mit dem ambitionierten Ziel der Vollendung 2026 – begannen 1882 und beschäftigten Gaudíüb er jahrzehnte bis zum seinem tragischentod. Dort, woerdieletzten 43 Jahre seines Lebens gearbeitet hatte, wurde er–mit Sondergenehmigung des Papstes–begraben: inder Krypt ader sagra da familia.Si ei steine der berühmtesten Kirchen der Welt und gewissermaßen das Lebenswerk Gaudís. In ihr zentriert sichge ballt die kreative kraft des meisters. Gleichzeitig ist sie ein sinnbild für seine vorstellung von Architektur, diesoun konventionell, manchmal geradezu aberwitzig und immer kühn wirkt.„gaudí hat mit seinen ungewöhnlichen Bauten vor allem die mathematik und statik in ihre Grenzen verwiesen und im Rückgriff auf die Gotik und durch die genaue Beobachtung der Natur
traumhafte Formen erfunden. Gaudí hat eine neue ästhetik der architektur kreiert, verbunden mit einer tiefen religiosität eines christlich-mystischen Ursprungs. Damit hat er die fantastischsten Werke unserer Zeit geschaffen. Allein seiner Bauten wegen lohnt sich eine Reise nach Barcelona“, kom- mentierte einmal der Architekt und Gaudí-spezialist Juan Bassegoda Nonel. Tatsächlich findet sich das Gros seiner Bauten in der katalanischen Hauptstadt.
VERWURZELT.
Wohin man in Barcelona auch geht, Gaudí war schon da.
Er selbst ist als Siebzehnjähriger 1869 nach Barcelona gekommen, wo er an der kurz zuvor gegründeten escola superiord’ arquitectura zu studieren begann. Barcelona befandsich damals im totalen auf- und umbruch, die gründung der Hochschule für Architektur war kein Zufall. 1869 wurden, wie in so vielen Städten Europas, die Festungswälle niedergerissen und die Stadt damit ihres engen Korsetts entledigt. Jenseits der alten Wälle erstreckten sich weite ebene Flächen, ideal zum Verbauen. Im selben Jahr genehmigte die Stadt den Erweiterungspl an für barcelona. Die entwürfe für die„ neue City“sollten unter anderem die absolventen der hochschule liefern, darunter auch ein gewisser Antoni Gaudí i Cornet.
Ein sonderlich guter Student ist er nicht gewesen, wenngleich er durch seine Ideen auffiel. Sie waren beseelt von der Natur. Bäume, Blumen, Farben, Formen – all das fand Ausdruck in surrealen Fantasiebauten, gebündelt im katalanischen Modernismus, flankiert von gotischen Anklängen, schön zusehen an häusern wieder casaVicens, Ca sa Batllóo der im Park Güell. Wild, exotisch, lebendig, typisch Gaudí. Der Direktor der Hochschule, der das Examen abnahm, tat sich schwer damit: „Entweder haben wir ein Genie oder einen Verrückten bestehen lassen.“Gaudí-fans in aller Welt haben das längst klargestellt.
Faktencheck
Wussten Sie, dass …
… Antoni Gaudí 43 Jahre an der Sagrada Familia baute, zuletzt sogar da wohnte, um die Baustelle nicht verlassen zu müssen?