Zaha Hadid
Die bekannteste zeitgenössische Architektin
Für viele waren ihre Ideen zu abgehoben. Den Höhenflug der Zaha Hadid konnte aber trotzdem niemand in der Architekturwelt stoppen.
„Schon als junge Frau umgab Zaha eine mythische Aura“, erinnert sich Madelonvriesendorp. Inden1970ern besuchte Hadid ihre Mal-workshops an der AA (Architectural Association School). „Sie war eine unglaubliche Person, sie trug Schals und Federn in mehreren Lagen und Schuhe mit transparenten Absätzen.“Im Gespräch mit The Guardian erzählt Vriesendorp auch davon, dass die junge Hadid die Angewohnheit gehabt hatte, die Kanten ihrer Malblätter zu versengen :„ sie sahen wie futuristische Schätze aus, die aus dem Boden ausgegraben worden waren. Darauf befanden sich verrückte Formen, die sich in kurven legten, sich verdrehten, überlagerten. Ich liebte ihre Bilder, habe aber gar nicht erst versucht zu verstehen, was sie bedeuteten.“Acht Monate nach Zaha Hadids frühemtodimmärz2016– siestarbmit 65 Jahren an einem Herzinfarkt in Miami – zollte ihr die Londoner Serpentine Sackler Gallery mit einer Ausstellung tribut. Das museum, für da sH adidu.a. einen Zu bau geplant
zitiert:
„Zaha war ebenso Architektin wie Künstlerin. Sie sagte immer: ‚Ich bekomme die gleiche Gänsehaut von Francis Bacon wie von Oscar Niemeyer.‘“
Brian Clarke.
Der britische Künstler über Hadids Faible für Malerei und Architektur
hatte, präsentierte Gemälde und Tinten zeichnungen, die die britische Architektin irakischer Herkunft in den 1970ern bis frühen 1990er-jahren anfertigt hatte. Mit ihrer Devise, dass „das Experimentieren nie aufhören darf“, habe sich Hadid ihren Platz als wegbereiter inder modernen Architektur sichern können, so Museumsdirektor Hans-ulrich Obrist. „Ihre Arbeit war so weit entfernt von künstlerischen und bautechnischen Normen und Konventionen, dass es Zeit benötigte, bis sie die verdiente Anerkennung bekam.“Anfangs noch abschätzig als „Papier-architektin“tituliert, kamen ihre ideen lange nicht über die Entwurfsphase hinaus. Sie galten schlicht als unrealisierbar.
SPIEL MIT DEMFEUER.
Erst 1993 solltehadid, damals 43 jahre, inweilam Rhein nahe Basel erste internationale Aufmerksamkeit bekommen: mit einem Feuerwehrhaus für den Möbelhersteller Vitra. Der durchaus zweckmäßigebauwirktwieeineinbetongegossene Skulptur. Und hebt sich wegen des Verzichts auf rechte Winkel und aufrechtstehen de wände von den benachbarten Produktion sh allen ab.
zitiert:
„Frauen wird immer gesagt: Das wirst du nicht schaffen, es ist zu kompliziert, das kannst du nicht. Nimm erst gar nicht an dem Wettbewerb teil, du wirst ihn nie gewinnen. Frauen benötigen mehr Selbstbewusstsein in ihrem Tun – aber auch Menschen, die sie voranbringen.“
Zaha Hadid. Als Frau in einer typisch männlich dominierten Berufssparte war sie selbst oft mit Vorurteilen konfrontiert.
Bei Auftraggeber Vitra wird der Bau anschaulich mit einer „erstarrten Explosion“verglichen. Mit diesem Projekt sollte die welt der architektur endlich Feuer fürHadidsun gewöhnliche Entwürfe fangen. Ob das deutsche wissen schafts museum phæno in Wolfsburg(2005), dasmaxxi-kunstmuseum in Rom (2009), das London Aquatics Centre (2011), das HeydarAliyev-kulturzentrum in Baku (2013) oder das Hafenhaus in Antwerpen (2016): Sie zeigen Hadids Bestreben, Räume zu schaffen, die nicht nur komplex, sondern fließend und biegsam sind. Dabei gehen ihren baute nimmer öfters die Ecken und spitzen Winkel abhanden. Auch mit Österreich war die weltenbummler in, die 15 jahre an der universität für angewandte kunst in Wien lehrte, eng verbunden.
GLATTEIS.
Zwischen 2005 und 2008 wurden in innsbruck die stationen der Hunger burg bahn errichtet, die beider Eröffnung auf großes weltweites echo stießen. Die Gesamt konstruktion zeichnet eine ungemeine Dynamik aus, wobei diese auch von dem lebt, was nicht vorhanden ist: Unter den tief geschwungenen Dächern scheinen alle tragenden Säulen zu fehlen. Trotz der zweifelsfrei modernen architektur ist damit der Übergang der Stationen zur umgebenden Gletscher welt fließend. Nach der im Jahr2003ge bauten bergisel-s ch anzew ar die hungerburg bahn bereits das zweite Projekt, das Hadid für Innsbruck plante. Unzufrieden war sie hingegen mit ihrem 2006 an der Spittelauer Lände in Wien errichteten Wohnhaus. Die Realisierung zog sich mehr als zehn Jahre hin und nach dieser langen Zeitspanne empfand sie das eigene Design als veraltet. Sie hatte sich längst weiterentwickelt. Wien hat aber trotzdem sein Juwel, denn im Herbst 2013 eröffnete das Herzstück des neuen Wu-campus: ein markanter Bibliotheksbau made by Hadid.
ERBE.
Ihr Schaffen war so prägnant, dass die Architektin selbst mit den Jahren zur globalen Marke wurde. Auch nach ihrem Tod wird in ihrem Namen weiter geplant und gebaut. Für Zaha Hadid Architects arbeiten derzeit ca .400 Architekten aus 55 nationen an 950 Projekten in 44 Ländern. Niederlassungen des Büros gibt esinnewyork, Mexiko-stadt, Dubai, Peking und Hongkong: „Unsere Design philosophie orientiert sich am Heute, an einer Zeit, die dynamisch und komplex ist und rücksicht auf den Netzwerk charakter unserer
Faktencheck Wussten Sie, dass … … sich Hadids komplizierte Bauprojekte ohne Computer nicht entwerfen ließen, aber sie die ersten Designs stets per Hand zeichnete?
Die erste Frau am Pritzker-planeten
Der Pritzker-architekturpreis ist in Fachkreisen hochgeschätzt und wird gerne als „ Nobelpreis der Architektur“gehandelt. Die mit 100.000 Us-dollar dotierte, jährlich vergebene Auszeichnung wurde 1979 von dem Us-amerikaner Jay A. Pritzker (Besitzer u. a. der Hyatt-hotelkette) und seiner Gattin Cindy ins Leben gerufen und wird heute von der Hyatt-stiftung organisiert. Die Liste bisheriger Preisträger liest sich wie dasWho’ swhoderv ergangenen Architekturjahrzehnte–wie Oscar Nie meyer, Frank Gehry,TadaoAndo, Renzo Piano, Norman Foster, Rem Koolhaas, Jean Nouvel, Jacques Herzog und Pierre de Meuron oder Peter Zumthor. Der erste und bisher einzige österreichische Pritzker-preisträger ist Hans Hollein (1985). 2004 wurden mit Zaha Hadid erstmals die Leistungen einer Frau gewürdigt. Als zweite folgte 2010 die Japanerin Kazuyo Sejima vom Architekturbüro SANAA in Tokio. Heuer wurde der Preis zum 40. Mal verliehen und ging an den indischen Architekten Balkrishna Doshi, der in seinen Anfangsjahren im Büro Le Corbusiers arbeitete.
Gesellschaft nimmt“, so Patrik Schumacher, der heute das Büro führt. Auch wenn Hadid im Jahr 2004 mit demPritzk er-preis die höchste Anerkennung in Fachkreisen ausgesprochen bekam, fühlte sie sich selbst zeitlebens als rebell in. Als sie 2016– zwei Monate vor ihrem tod–dieroyal gold Medal des Royal Institute of British Ar chitectsentge gen nahm,m einte sie, sie habe noch immer nicht das gefühl, Teil des Establishments zu sein. Inwieweit Patrik Schumacher in Zukunft Hadids Devise der Experimentierfreude treubleiben kann oder selbst Teil des Establishment wird, wird sich zeigen.
zitiert:
„Ich liebe Zeichnungen und Modelle, man kann dabei Fehler machen und ist so gezwungen, die Dinge anders zu sehen.“
Zahahadid. Im bild unten einevisuali sie rungvonzaha Hadid Architects, die einen Zu bau fürdi eden km algeschützte Serpentine Sackler GalleryinLon don zeigt.