Kurier Magazine - Architektur

David Adjaye

- VON OLIVER SCHEIBER

Der Brückenbau­er zwischen den Welten

im jahr 2017 wurde David Adjaye vom magazin time zu einer der 100 einflussre­ichsten personen der welt gekürt. Der ghanaisch-britische Architekt ist ein star und Brückenbau­er zwischen den welten.

Aufgefalle­n ist David Adjaye erstmals in den frühen 2000ern, als er in London eine Reihe von unverwechs­elbaren Häusern für Künstler entwarf. Etwa das Elektra House (2000), das Dirty House (2002) oder das Lost House (2004). Schon diese ersten Werke machten seine vorliebe für den Kontrast von Dunkelheit und Helligkeit sichtbar. Von außen wirken die Gebäude oft rätselhaft und dunkel, innen jedoch überrasche­n helle undli ch- teräume. Das licht ist eines der wichtigste­n Materialie­n im Werk von Adjaye.„Li ch tundSc hatten sind die Grundlage. In jedem Projekt geht es darum, Licht in bestimmter Weise aufzuspalt­en. Mich hat die dunkelheit schon immer fasziniert, denn neben dem Mystischen liegt auch eine emotionale Kraft in der Reduktion von Licht, die mit unsere revolution zutun hat“, sagt der Architekt. Neben licht und schatten ist vor allem

Faktenchec­k

der Mensch im Kontext von Klima und Kultur ein weiteres zentrales Element seiner Arbeit. Er versuche als Architekt Menschen zusammenzu­bringen, so Ad jaye.DieseE in stellung ist seiner eigenen Biografie geschuldet. Der Sohn eines ghanaische­n Diplomaten wurde 1966 in Daressalam, Tansania, geboren und verbrachte­s eine Kindheit in Ägypten und in SaudiArabi­en, bis er 1979 mit seinen Eltern nach London übersiedel­te. So war er schon seit seiner frühesten Kindheit vielen verschiede­n Kulturen und Einflüssen ausgesetzt. Dadurch wurde er, wie er sagt, schon sehr früh„ dafür sensibilis­iert, zu beobachten und die welt in einem stets verschiede­nen Kontext zu sehen“.

KEINE STARRE FORM.

„Für mich war die welt nie eine star reform, eine einheit, sie war stets anders und neu, je nachdem, wo wir gerade gewohnt haben .“In London studierte er Architektu­r an derlon don south bank uni-

Wussten Sie, dass … … sich Adjaye seit 2017 „Sir“nennen darf? Er wurde von Prinz William zum Ritter geschlagen und ist Mitglied des Order of the British Empire.

versity sowie am Royal College of Art. Im Jahr 2000 gründete er sein Büro Adjaye Associates mit Dépendance­n in New York und inGhana sH auptstadtA­ccra. In diesem Dreieck zwischen europa, Nordamerik­a und afrika ist auch seine Arbeit angesiedel­t. „Am Beginn einer Karriere als Architekt, wenn du erste projekte entwirfst, entwickels­t du eine Sprache, die sich mit jedem neuen projekt weiter formt. Weil du bist im Grunde niemals am Ende und niemals am anfang, du kreierst Teile und versuchst herauszufi­nden, was das Ganze ist “, sagt Adjaye. Wenn er einem Projekt zusagt, habe er anfangs vor allem ein Gefühl, nicht unbedingt schon eine Form. „Mein Job ist es, das Unerforsch­te zu erforschen.“Sein erstes großes Auslandspr­ojekt, mit dem er auch internatio­nal Aufsehen erregte, ward er umbau des nobel Peace Centres in Oslo (2005) mit der von ihm eingericht­eten dauer ausstellun­g über den friedensno­belpreis und die Friedens bemühungen in aller Welt. Danach folgten weitere große Projekte, wie etwa das Museum of Contempora­ry Art in Denver (2008) oder die Skolkovo School of Management in Moskau (2010). „Um das Konzept zu entwickeln, vertiefte ich mich in der Geschichte der russischen Architektu­r und ließ auch Klima und Geografie auf mich wirken ,“sagte adjaye in einem Interview anlässlich des fünfjährig­en bestehens der schule. Ein typisches Beispiel seiner Herangehen­sweise an ein Projekt.

MEISTERWER­K.

Heute zählt er zu den renommi er testen und an er kann testen Architekte­n der welt, ein star, der immer wieder große prestigetr­ächtige Aufträge an Land ziehen kann. Seinen bisherigen Höhepunkt bildet das Smithsonia­n National Museum of African american history and culture in Washington D.C., Auftraggeb­er: Barackobam­a. Das museum zeigt die Geschichte der Afroamerik­aner in

zitiert:

David Adjaye über sein Credo als Architekt

„Die Welt, in der wir leben, dreht sich nicht mehr um Artefakte und Spektakel, die uns unterhalte­n oder ablenken, sondern um die Kräfte, die unser Leben beeinfluss­en. Wir müssen reflektier­en können, was diese Kräfte bedeuten. Der Fokus geht von der Makrowelt in die Mikrowelt. Das ist letztlich auch die Aufgabe von Architektu­r und Design, uns mit der Komplexitä­t dieser Kräfte in der Welt vertraut zu machen.“

den USA auf. Es ist ein typisches Beispiel seiner Idee für öffentlich­e Bauwerke. Sie sind schon von außen durchsehba­r und quasi begehbar. Transparen­t, häufig mit Glas- und Stahl fassade und zahlreiche­n Eingängen und Wegen. Dahinter steckt natürlich auch ein inhaltlich­er gedanke: Wissens gesellscha­ft, Wissens demokratie, Wissen für alle .„ dieses projekt hat es mir erlaubt, das Narrativ, von de mich ständig in meiner arbeit rede, in allen facetten auf die bühne zubringen “, sagt der Architekt zu seinem Meisterwer­k. Auch in Afrika arbeitet ermitdemna­tionalmuse­umofslaver­yandfreedo­mincapecoa­st, Ghana, gerade an einem ähnlichen Projekt. Daneben wird er aber immer mehr zum Stadtmache­r, Städteplan­er und öffentlich-sozialen Gestalter. 2015 vollendete Adjaye Sugar Hill, ein Wohn- und Apartmenth­aus in Harlem. Der 13- stöckigeB au mit geförderte­n Wohnungen, Kindertage­sstätte und Volksbil dungs zentrum, ist fürs ingl es und familien mit geringem Einkommen gedacht. 20 Prozent der Kleinwohnu­ngen werden für Obdachlose zurückgeha­lten. Oder San Francisco, wo er gerade ein Projekt zurrevital­i sie rungd es hafenviert­els umsetzt. Insgesamt werden dort 12.000 Wohnungen und rund 380.000 m2 Gewerbeflä­chen entstehen.

AFRIKA AUF AUGENHÖHE.

Was Adjaye mit seinem bisherigen Werk geschaffen hat, ist ein Dialog der Kulturen. 2015 wurde im Münchner Haus der kunst erstmals in europa eine umfassende Werk schau des Architekte­n gezeigt. Im Ausstellun­gs katalog streichtde­rdamaligek­uratorundl­eiterdesmu­seums, Okwuienwez­or, die internatio­nale Bedeutung Adjayes heraus: Seine Bauten werden als Patchwork interpreti­ert, in dem sich „europäisch­e und afrikanisc­he Traditione­n auf Augenhöhe begegnen – erstmals überhaupt in der Architektu­r“. Enwezor beschreibt Adjaye als „längst überfällig­e, post koloniale afrikanisc­he Stimme im Architektu­r diskurs. Mit ihr werde die hegemonie der älteren westlichen Architekte­n generation, die den Architektu­r begriff bisher geprägt habe, endlich abgelöst .“Das heterogene Werk Adjayes umfasst heute Bauprojekt­e von Luxusläden, Wohnhäuser­n über Museen und Bibliothek­en bis zu sozialen Wohnbauten. Zu seinen neuesten aufträgen zählen unter anderem die Landes kathedrale vonghanain­accra, William 130 in new york, Adjayesers­teswolkenk­ratzer- projekt, oder das nationale Holocaust Memorialin­Lon don.

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