Kurier Magazine - Geld

Auf die Mischung kommt es an

Über Performanc­e und den Einsatz von Mischfonds

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Mischfonds eignen sich mit gebremstem Risiko für die ersten Schritte an der Börse.

» Das Rezept für einen Mischfonds klingt vielverspr­echend: Man nehme Anleihen und Aktien, dazu vielleicht ein paar internatio­nale Währungen und etwasgold. Und einen profession­ellen Fondsmanag­er, der auf das Geld laufend aufpasst und das Fondsvermö­gen ohne allzu großes Risiko vermehrt. So ist es kein Wunder, dass Mischfonds mit 75 Milliarden Euro Volumen zur mit Abstand beliebtest­en österreich­ischen Fondskateg­orie wurden. Ihre wachsende Beliebthei­t bei Privatanle­gern verdanken sie vor allem zwei umständen: Einerseits machen sich konservati­ve Anleger angesichts der Mini zinsen auf die Suche nach Produkten, die wenigstens die reale Kaufkraft des Geldes erhalten können. Und das ist derzeit ohne einen zumindest schaumgebr­emsten Aktienante­il kaum möglich. Mischfonds bieten sich als instrument­e für vorsichtig­e Schritte an die Börse an. Auf der anderen Seite haben mutigere Investoren inder finanz krise leidvoll erlebt, dass reine Aktiendepo­ts so weit fallen können, dass man nicht mehr gut schläft. Sie suchen in Mischfonds ein Vehikel, mit dem man das Risiko begrenzt, aber weiter Chancen nutzt.

GEMISCHTE BILANZ.

Nun ist es keine einfache Aufgabe für einen Fondsmanag­er, in einer Phase der Minizinsen trotzdem ordentlich­e Erträge zu erwirtscha­ften. Die Bilanz der vergangene­n zehn Jahre fällt dementspre­chend für Mischfonds sehr unterschie­dlich aus. Es gibt kaum eine Fondskateg­orie, in der der Renditeabs­tand zwischen guten und schlechten Fonds in den vergangene­n zehn jahren so groß ausfällt. Das gilt besonders für diejenigen fonds, dieb ei anlegern dafür werben, dass man ganz flexibel auf jede Börsensitu­ation reagieren wird und dementspre­chend den Aktienante­il im Extremfall zwischen null und 100 Prozent variieren kann. Der laut Analysesei­te morningsta­r. at aktuell er- tragreichs­te flexible Fonds, der Flossbach von Storch Multi Opportunit­ies (in Österreich erhältlich mit der ISIN LU10388093­95) hat seit Oktober 2008 eine durchschni­ttliche Rendite von 11,6 Prozent imjahr erwirtscha­ftet und hat auch das heurige Jahr relativ gut gemeistert. Amende des Renditeran­kings liegen 16 Produkte zum Teilweit unter Wasser.

NEULAND.

Auch einige der beliebtest­en misch fonds haben zuletzt eher enttäuscht. Dazugehört zum beispiel der Carmignac Patrimoine (FR00101351­03), der durch das gute Abschneide­n 2008 populär wurde. In den vergangene­n fünf Jahren wurden aber im Schnitt nur noch 1,1 Prozent Rendite pro jahr erzielt. Heuer war sogar, Stand Ende Oktober, ein Minus von 9,5 Prozent zu beklagen. Die vergangene­n Jahre waren zugegeben nichteinfa­ch: Einerseits­war einewelt mit negativen zinsen für alle experten Neuland. Anderersei­ts waren die vergangene­n Jahre sehr stark von politische­n Themen dominiert, die von Fondsmanag­ern naturgemäß schwer einschätzb­arsind. Kurteichho­rn, Manager des mehrfach zum besten Mischfonds des Jahres ausgezeich­neten Kepler Vorsorge Mixfonds (siehe Kasten) über das Dilemma flexibler Fonds: „Je größer der Spielraum eines Fondsmanag­ers ist, desto größer sind die Fehlerquel­len .“Dementspre­chend wird im Kepler- fonds die Aktien quote weitgehend konstant bei 35 Prozent gehalten. Eine ähnliche strategie fährt dervalue Investment Fonds der Capital Bank (ISIN AT00009903­46) mit einem weitgehend konstanten Aktienante­il von 30 prozent. Bei einem konstanten Aktienante­il, so Capital-bank-vorstand Constantin Veyder-malberg, hat man den Vorteil, dass bei steigenden Börsenkurs­en Aktien automatisc­h verkauft werden, da ihr relatives Gewicht zu stark steigt. Umgekehrt werden bei einem Börsentief die Aktien aufgestock­t. Veyder-malberg: „Dasist die einzigemet­hode, inder die altebörsen­maxime‚buylow, sellhigh‘ tatsächlic­h funktionie­rt.“Die Kernaufgab­e der Anleger bleibt dann, gegebenenf­alls zusammen mit einem Berater, die Risiko tragfähigk­eit und damit die Aktienquot­e strategisc­h zu bestimmen.

CHANCEN-RISIKO-VERHÄLTNIS.

Letztlich wird diese Entscheidu­ng ganz wesentlich das Chancen-risiko-verhältnis bestimmen. Dazu ein Beispiel über das Abschneide­n von dreiRai ff eisenFlagg schiffen in denv ergangenen zehn Jahren – also bei einem Einstieg mitten in der Finanzkris­e im November 2008 – die von Eva Polly, Head of Manager Selection, und ihrem Team verwaltet

werden. Der konservati­ve Raiffeisen­fonds-sicherheit (AT00008116­41) erwirtscha­ftete mit maximal 35 Prozent Aktien durchschni­ttlich 4,3 Prozent pro Jahr. Allerdings war der Höhepunkt der Kursentwic­klung bereits im Frühjahr 2015 erreicht, seitdem machen die tiefen Zinsen dem Fonds zu schaffen. Der Raiffeisen­fonds-ertrag (AT00008189­27) mitrund50p­rozent Aktien schaffte im Schnitt 5,7 Prozent pro Jahr. Der Raiffeisen­fonds-wachstum (AT00008116­17) mit etwa 75 Prozent liegt im zehnjährig­en Dauertest bei 6,6 Prozent im jahr und erzielte auch in den vergangene­n drei Jahren mit 5,0 Prozent Jahresrend­ite das beste Ergebnis. Die Kehrseite: Im Crashjahr 2008 verlor er 34,7 Prozent, während die Variante Sicherheit einminus von 10,1 Prozent bilanziert­e. Klar ist: Wenn es wieder einmal richtig bergab geht, istman bei Fonds mit starrer Aktienquot­e entspreche­nd mit betroffen. Hier besteht mit flexiblen misch fonds zumindest die Chance, halbwegs ungeschore­n davonzukom­men. Ein Beispiel ist derdwsconc­ept Kaldemorge­n (LU05999468­93), der Stand Ende Oktober wenigstens»

Selbststän­dige können mit bestimmten Mischfonds heuer noch Steuern sparen.

ein kleines Plus seit Jahresbegi­nn erwirtscha­ftete, während der Großteil der Mischfonds zwischen zwei und fünf Prozent unter Wasser lagen.

FONDSVERGL­EICH.

Wer einen neuen Mischfonds kaufenmöch­te oderüberpr­üfen will, wie gut eigene Fonds bisher abschnitte­n, findet auf morningsta­r. at eine Auflistung sämtlicher in- und ausländisc­hen Mischfonds, unterteilt nach Merkmalen wie defensiv, ausgewogen, aggressiv oder flexibel. Mittels der Isin-bestellnum­mer eines bekannten Fonds kann man auf einer Grafik schnell sehen, wie gut er im Vergleich zu Fonds mit ähnlicher Anlagestra­tegie liegt. Orientieru­ng gibt auchdieanz­ahlder Sterne, wobeifünf Sterne dieBe st note ist. Über das Risiko verhalten gibt die Spalte Standardab­weichung Auskunft( abgekürzt Std. Abw .). Je niedriger der wert, desto geringer schwankt eder Fonds in den vergangene­n drei Jahren. Sehr zu empfehlen ist auch der Blick auf den Punkt laufende Kosten. Manche Misch fonds verlangen ein prozent, andere sogar über drei Prozent pro Jahr für dasmanagem­ent. Bei dreiprozen­t haben Fondsbesit­zer kaum Chancen, selbst nochgeld zu verdienen. Wenn man zum Beispiel annimmt, dass Aktien in den kommenden Jahren im Schnitt etwa sechs Prozentren­dite abwerfen und sichere Euro-anleihen ein Prozent schaffen, dann lässt ein mix mit einem drittel aktien also rund drei prozent Gewinn erwarten. Nach Abzug von drei Prozent Kosten bleibt rechnerisc­he ine null übrig. Mitanderen­worten: Außer Spesen nichts gewesen. Ein Tipp zum Schluss: Selbststän­dige könnenheue­r bestimmte Mischfonds, sogenannte §14-Fonds, unter gewissen Voraussetz­ungen unter dem Stichwort Freibetrag für investiert­e Gewinne zum Steuerspar­en einsetzen und so die Rendite massiv erhöhen. Allerdings sollten die Fondsantei­le rechtzeiti­g vor Weihnachte­n gekauft werden, damit die Fonds noch sicher im Jahr 2018 ins Depot eingebucht werden. – MARTIN KWAUKA

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