Aktionäre sind Gewinner
Was sich aus den 10 Jahren nach Lehman lernen lässt
» Am 15. September 2008 erschütterte die Pleite der Us-investmentbank Lehman die Welt. Ursache war das Platzen einer jahrelangen Spekulat ions blase mitUs- immobilien, die durch eine viel zu lockere kreditvergabe an Schuldner ausgelöst wurde, die sich die Raten eigentlich nicht leisten konnten. Die kredit gebenden banken hielten sichmit der Prüfung derbonität nicht lange auf, weil die Darlehen für sie nur ein durchlauf posten waren. Die schulden wurden zu verschachtelten Anleihe- paketen geschnürt und mithilfe von Investment bankenwelt- weit weiterverkauft. Auch europäische Banken griffen gerne zu, weil die Anleihen angeblich beste Bonität aufwiesen und die etwas höheren Zinsen lockten. Doch im Zuge der LehmanPleite zeigte sich rasch, dass die Besitzer auf einem Haufen Schrott saßen und viele Banken nur durch staatliche Rettungspakete überleben konnten. Für Aktionäre waren die Folgen der Lehm an-pleite kurzfristig extrem heftig. So fiel de rAT X, der Aktienindex derwiener Börse, von 3200 Punkten unmittelbar vor der Insolvenz auf nur 1412 Punkte zum Tiefpunkt am 9. März 2009, das entspricht einemminus von 56 Prozent. Die Börse Wien gehörte damals zusammen mit Moskau zu den Aktienmärkten mit den höchsten Verlusten weltweit. Dafür gab es mehrere Ursachen: Der langjährige Vorteil der nähe zu osteuropa kehrte sich in derkrise zu einer Belastungum, außerdem warderatxvon einem besonders hohen Gewicht von Bankaktien geprägt. Dazu kamen als Sonderfaktor die auch bei Privatanlegern sehr beliebten Immobilienaktien Immofinanz und Meinl European Land, die sich als totales Desaster erwiesen.
Doch ab März 2009 war der Kursrutsch beendet. Es begann eine der längsten Boom-phasen der Börsengeschichte. Unter dem Strich haben Investoren, die Geld in ein gut gestreutes Aktiendepot angelegt haben und im Börsencrash 2008/2009 nicht die nerven verloren, ordentlich Geld verdient. Selbst wer kurz vor der Lehman-pleite Geld in Fonds anlegte, sitzt heute auf hohen Gewinnen. So wurden zum Beispiel au seinem betrag von 10.000 euro, die am4. September 2008 in einen Weltaktienfonds investiert wurden, zehn Jahre später 22.960 Euro (siehe Grafik). Basis dieser Auswertung ist das Durchschnittsergebnis aller Welt aktienfonds, die in österreich angeboten werden. Noch erstaunlicher sind die 19.510 Euro für käufer vonf in anzak-
LANGE BOOM-PHASE.
tien-branchenfonds. Hintergrund: Während europäische Banken immer noch weit von ihren höchst kursen notieren,s chr eibenus- banken Rekordgewinne. Selbst Käufer von Österreich- aktienfonds haben laut der Fonds-analyseseite morningstar. at mit durchschnittlich 16.840 Euro keinen Grund zum Klagen. Viele Fonds schnitten damit weit besser ab als ihr Vergleichs maßstab AT X.
Dafür laborieren alle Besitzer von zins produkten immer noch unter den Spätfolgen der Lehman-pleite. Um die besonders hoch verschuldeten Staaten der Eurozone wie Italien vor dem Kollaps zu retten, drückte die EuropäischeZentral bankezb die zinsen teilweise sogar
GEMISCHTE ERGEBNISSE.
in den Minusbereich. So müssen Banken, diegeld bei derezbparken, derzeit 0,4 Prozent im Jahr draufzahlen. Ein großer Teil der Euro-staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten weist ebenfalls negative Renditen auf. Das stellt die gesamte betriebliche und private Alters vorsorge vor nie gekannte Herausforderungen. Bei Lebensversicherungen ist die Gewinnbeteiligung stark abgesunken. In deutschland habendes halb sogar namhafte Institute das Neugeschäft mit klassischen Polizzen eingestellt. Auch die früher sehr beliebten Anlageprodukte mit Kapitalgarantie sind derzeit mangels Zinskomponente praktisch nicht mehr darstellbar. Die sparguthaben in Österreich blieben zwar bisher von Negativzinsen verschont, aber verlie- ren laufend an Kaufkraft. Bei Zinsen von zum beispiel 0,1 prozent und einer Inflationsrate von 2,1 Prozent beträgt derwertschwund volle zwei Prozent pro Jahr. Eherent täuschend ist das durchschnittliche ergebnis von misch fonds, die in den vergangenen Jahren besonders bei österreichischen Anlegern beliebt waren. So wurden aus 10.000 Euro in einem defensiven Mischfonds mit einem hohen Anleiheanteil nur 13.750 Euro. Das war sogar weniger als mit reinen Euro- anleihe fonds. Allerdings ist die streuung der Ergebnisse hoch: Neben einigens ehr guten Produkten gab es auch zahlreiche Fonds, die in den vergangen zehn Jahren viel Geld liegen ließen. – MARTIN KWAUKA