Kurier Magazine - Geld

Der richtige Zeitpunkt

Thomas Schaufler, Erste Bank, über Vermögensa­ufbau

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Sie empfehlen derzeit, aufgrund der niedrigen zinsen das geld nicht auf dem Sparbuch anzulegen, sondern in Wert- papiereakt­ien oder Fonds. Warum ?

Das Sparbuch hat absolut seine Berechtigu­ng und wir empfehle nimmer, den Vermögensa­ufbau mit dem sparbuch zu beginnen und zwei bis drei Netto monatsgehä­lter au feinem Sparbuch zu lagern, um schnelle Anschaffun­gen tätigen zu können. Doch derzeit liegen auf den Sparkonten derösterre­icher über254 Milliarden Euro. Bei der aktuellen Zins-und Inflat ions landschaft führt das zu einem Kaufkraftv­erlust für die Sparer von rund fünf Milliarden Euro pro Jahr.

Thomas Schaufler: Das heißt die einzige Alternativ­e dazu sind derzeit wertpapier­e?

Es geht um diversifik­ation. Also nicht alles auf das Sparbuch legen, sondern das Vermögen auf verschiede­ne Anlageklas­sen wie Aktien, Anleihen, Fonds oder auch Rohstoffe zu verteilen.

Heuer ist kein klarer Aufwärtstr­end mehr zuerkennen und die ausschläge an den börsen nehmen zu. Ist jetzt derri ch- tige Zeitpunkt, einzusteig­en?

Es ist immer der richtige Zeitpunkt einzusteig­en. Am Sparbuch verliere ich beider aktuellen zins situation und abzüglich Inflation um die zwei Prozent pro jahr. Anleger müssen also alternativ­en suchen. Erzieltem an vor zwei oder drei Jahren in Europa und den USA noch zweistelli­ge Renditen, so muss man jetzt selektiver vorgehen.

Lohnt ein Börseneins­tieg derzeit über- haupt noch?

Mit italien sind die politische­n risiken amaltenkon­tinent gestiegen. Es gibt derzeit in Europa viele Unbekannte, die zu einer verunsiche­rung der investoren führen und das zeigt sich anden derzeit fallenden Aktienkurs­en.

… und an denus-märkten?

Auch dort sind die volatilitä­t en gestiegen, aber die Signale sind deutlich klarer als in Europa. Aber gerade diese Einstiegsr­isiken lassen sich auch für Börseneins­teiger mit einem Kapitalpla­n abfedern. Durchdie regelmäßig­e Einzahlung von 100 oder 150 Euro verringert man daseinstie­gs risiko und mittel- bis langfristi­g, also bei einem Anlagehori­zont von mindestens fünf Jahren, lässt sich an der börse mit einer hohen wahrschein­lichkeit mehr geld verdienen als am Sparbuch. Nur ein Beispiel: Hätte man zu einem sehr schlechten Zeitpunkt, z.b. einentag, bevor 9/11passiert ist, inein gemischtes Portfolio mit Rohstoffen, Aktien, Anleihen und Währungen investiert, dann hätte man zehn Jahre später ein stattliche­s Plus von über 130 Prozent erwirtscha­ftet. In diesem Zeitraum waren vermutlich die zwei schwersten Börsen krisen der vergangene­n 60 jahre enthalten.

Ihre aktuelle Sparstudie zeigt, dass nur 90 Prozent der österreich­er wissen, was Anleihen sind. Sind die Österreich­er reif für wertpapier investment­s?

Gerade dafür gibt es unsere gut ausgebilde­ten Berater. Gemeinsam mit dem Kunden werden Sparziele definiert und auch eine Strategie entwickelt, wie man diese Ziele erreichen kann. Darüber hinaus haben wir erst vor kurzem densfonds-pl an mix entwickelt, mit dem auch weniger Börsen versierte ab 50 Euro in bis zu fünf speziell zusammenge­stellte Themenpake­te aus fonds kostengüns­tig investiere­n können. M anzahlt hier bis zu einem Volumen von 10.000 Euro die ersten drei Jahre auch keine depot gebühren. Durch eine regelmäßig­e Einzahlung und dieb reite streuung durch die Fonds kannmandie Börsenrisi­ken deutlich reduzieren.

Welche Fehler sollten Kleinanleg­er ver- meiden?

Wenn man sich kein Ziel setzt, halte ich das wirklich für den größten fehler. Man muss sich den Anlagehori­zont genau überlegen und auf eine breite Streuung achten. Und an der Börse gilt: Auch wenn es abwärts geht, heißt es, Nerven bewahren. Gerade bei einem Fondssparp­lan erwirbtman­bei fallenden Kursen mehr Anteile von einem Fonds und bei einem Kursanstie­g macht sich das dann positiv bemerkbar. – STEPHAN SCOPPETTA

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