EINGRIFF IN DIE GESCHICHTE
Anita Posch ist Expertin für Bitcoin und Krypto-assets, gibt mit ihrem Buch „Bitcoin& Co.“Einsteiger-ratschläge für Menschen, die digital investierenmöchten, und hältvorträge, in denen sie Einblick in die digitalewährung gibt.
Frau Posch, warum sindkryptowährun- gen noch nicht bei allen ein Thema?
Ichdenke, dasssichvorallem junge Menschen mit dem Thema beschäftigen. Für Digital Natives ist der Umgang mit dem Internet völlig natürlich, weshalb der Zugang zu Kryptowährungen wie Bit co inl eichtfällt. Das thema ist hoch komplex und damit nicht für jeden verständlich. Man greift gleichzeitig mit dem Entwurf eines neuen Geldes massiv in die Geschichte ein: Wir kennen unser Geld inder jetzigen form seith und erten Jahren und sind das Bankwesen gewohnt. Dazu kommt, dass es etwas so neues ist, dass man es mit denw orten, die wirkennen,g ar nichtbe schreiben kann. Es ist natürlich auf de reinen Seite geld, mit dem man etwas kaufen kann, aber gleichzeitig auch eine Anlage möglichkeit.
Anitaposch: Wie behältman bei all den Kryptowäh- rungen den Überblick?
Zugegeben, es ist schon sehr schwierig, Bit co in zu verstehen und dann sind da noch rund 2000 andere so genannte Kryptowährungen. Jede Blockchain hat unterschiedliche Ziele, Komponenten, Technologie-und Konsensmodelle, die auch ein wichtiger Faktor beider Unterscheidung sind. Sie werden in verschiedenen Bereichen angewendet, müssen sich aber alle erst noch beweisen. Bevorman in eine dieser Währungen investiert, sollte man sich gut informieren und immer bewusst sein, dass das Investment verloren gehen kann. Für einen ersten risikolosen Zugang und um zu experimentieren empfehle ich, sichamhandyeine Wallet zu installieren und zu einem der vielen Bitcoin-automaten zu gehen, die es in Österreich gibt, und sich da mal 20 Euro in Bitcoin zu wechseln.
Man hört immer wieder, dass Krypto- währungen für den internationalen Handel interessant sind–wo herkommt dieses Interesse?
Der große Vorteil von Bitcoin ist, dass die Kosten für Transaktionen nicht von derhöhe des Betrages abhängen. Es ist egal, ob man 1 Euro oder 1Million Euro nach China überweist, die Transaktionskosten sind die gleichen. Das ist für Unternehmen eine enorme Einsparungs möglichkeit. Dazu kommt, dass es viel schneller geht als beimbankensystem. Auchwennviele sagen, Bitcoin sei noch zu langsam, dauert es doch nur 3 bis 4 Stunden, bis eine Transaktion ausgeführt wurde, und nicht einige Tage. Im Bereich Logistik und internationaler handel sind Kryptowährungen sicherlich gefragt und bleiben ein Thema.
Müssen die Banken auf Kryptowährun- gen reagieren?
Bit co in wurde ja eigentlich geschaffen, umbanken obsolet zumachen. Desto bankenähnlicher das geregelt wird, desto mehr geht die grundidee der Inklusion verloren. Es sollen ja auch Menschen, die keine Möglichkeiten haben, einkonto zu bekommen, sparen und am wirtschaftlichen Leben teilnehmen können. Trotzdem ist es so, dass Menschen jemanden haben wollen, der sie beim Umgang damit unterstützt. Vorallem dasaufbewahren der privaten Schlüssel wollen viele Menschen, auch Investoren, gar nicht selbst machen. Die Banken täten gut daran, damitzumachen. – FRANZISKA BECHTOLD