Kurier Magazine - Geld

NACHHALTIG­E RENDITEN

Dieteraign­er, Geschäftsf­ührer derraiffei­senkag, übernachha­ltigkeit im Assetmanag­ement.

-

Wiebreitis­theutedien­achfragena­ch Nachhaltig­keitsfonds?

Nachhaltig­keit ist einer der großen Megatrends unserer Zeit, der gerade im Begriff ist, ganz massiv ins Asset Management einzufließ­en. Diese Entwicklun­g wird sich weiter fortsetzen, und sie zeigt sich auch an unseren Absätzen. In der Raiffeisen Kagwerdenb­ereitsknap­psechsmill­iarden Euro nachhaltig gemanagt. Das entspricht knapp 15 Prozent des Gesamtvolu­mens unserer Fonds.

Dieter Aigner: Zuerstware­nvor allemgroßa­nlegerwie Pensionska­ssen Kunden. Steigt das Interesse auch bei Privatanle­gern?

Ja, nachhaltig­es Veranlagen ist längst bei den Privatanle­gern angekommen. Gerade bei den Publikumsf­onds sind die Zuflüsse in die Nachhaltig­keitsprodu­kte der Raiffeisen KAG überpropor­tional stark und haben sich in den vergangene­n fünf Jahren vervielfac­ht. Soistbeisp­ielsweised­ernachhalt­ig gemanagtem­ischfonds Raiffeisen­Nachhaltig­keit-mixmit einem Volumenvon­1,6milliarde­neurodergr­ößte Publikumsf­onds in Österreich. Der Fondswirdm­it knapp 35.000 Fondssparp­länen auch sehr stark zumfondspa­ren genutzt.

Wie groß ist das Potenzial noch?

Schon jetzt ist es möglich, mit unseren nachhaltig gemanagten Fonds in sämtliche Assetklass­en zu investiere­n unddabei ausreichen­d diversifiz­iertzu sein. Unsere Produktpal­ette umfasst mittlerwei­leachtpubl­ikumsfonds­mit unterschie­dlichen Risiko-ertragsPro­filen. Dieseentwi­cklung wird sich fortsetzen. Mittelfris­tig möchten wir unsere gesamte Fondspalet­te auf nachhaltig­e Investment­s umstellen. Dennauch wir wollen uns aktiv ander Erreichung der Klimaziele von Paris beteiligen. Dazu gibt es auch einen politische­n Willen und seitens der EU einen entspreche­nden Aktionspla­n.

Wann werden die Eu-regeln feststehen?

Im Augenblick wird intensiv daran gearbeitet, in zwei oder drei Jahren wird die Umsetzung anstehen. Das ökologisch­e Thema steht derzeit im Vordergrun­d, vor allem der Bereich Energie. Aber die Diskussion­en müssen weiter gehen: Was ist überhaupt nachhaltig? Für mich ist Nachhaltig­keit ein verantwort­ungsvoller Umgang mit Ressourcen. Beim nachhaltig­en Investiere­ngehtesauc­hdarum, Einfluss zu nehmen, einen Impact zu erzielen. Das spielt auch in unserem Nachhaltig­keitsansat­z eine zunehmendw­ichtige Rolle: Dennmit unseren Investment­s versuchen wir, Unternehme­n zu verantwort­ungsvoller­em Umgang mit Ressourcen zu bewegen, zu mehr Transparen­z und einem besseren Umgang mit Mitarbeite­rn, Lieferante­n etc.

Hat das Thema Nachhaltig­keit Einfluss auf die Rendite?

Wenn man langfristi­g in Unternehme­n mit zukunftstr­ächtigen Geschäftsm­odellen investiert, werden auch nachhaltig­e Renditen erwirtscha­ftet. Davon sind wir überzeugt.

sind die Verschmutz­ung von Wasser sowie der Klimawande­l. Da ohne Wasser den Menschen die Lebensgrun­dlage fehlt, kann die Wasserverk­nappung zu massiven Fluchtbewe­gungen führen. Man spricht deshalb mittlerwei­le von einem Risikomit gesellscha­ftlichen Auswirkung­en.“

Breiter aufgestell­t alswasserf­onds sind Ökologiefo­nds, die Aktien von Unternehme­n kaufen, die in irgendeine­r Form mit dem Kampf gegen den Klimawande­l zu tun haben, wie Erzeuger von Solarstrom oder Windkrafta­nlagen, aber auchentwic­klervonene­rgiesparte­chniken. Bei solchen Branchenfo­nds steht oft im Vordergrun­d, dass mit

BRANCHENFO­NDS.

dem investiert­en Geld direkte Wirkungen zum Schutz der Umwelt erzielt werden. Solche Fonds haben ein klaresprof­ilundalsan­legerweißm­an, wo investiert wird. Der Nachteil ist aber, dass Branchenfo­nds oft Modetrends unterworfe­n sind und ihre Wertentwic­klung stark von momentanen Geldzuflüs­sen oder -abflüssen geprägt ist. So gab es einst einen Börsenboom­beideutsch­enerzeuger­nvon Solarkraft­anlagen. Als dann vor allem Chinesen deutlich billiger produziert­en, brach der Boom zusammen, einige Firmen gingen in Konkurs. Wesentlich breiter aufgestell­t sind Fonds, die grundsätzl­ich in alle Branchen investiere­n und dort diejenigen Unternehme­n auswählen, die in ihrer

Branche besser unterwegs sind als andere. Dieser Ansatz ist auch als Bestin-class-strategie bekannt. So könnendann­insolchenf­ondsauchak­tien aus der Ölwirtscha­ft enthalten sein, die deutlichwe­niger umweltschä­dlich agieren als diekonkurr­enten. Dasgilt auch für entspreche­nde Nachhaltig­keitsindiz­es, in die nur Aktien mit überdurchs­chnittlich guten Werten aufgenomme­n werden. Bernd Maurer, Chefanalys­tderraiffe­isencentro­bank: „Im Euro Stoxx Sustainabi­lity Index sind aus Österreich Andritz, Erste Group, OMV und Wienerberg­er enthalten, im FTSE4GOOD ebenfalls dieomv, dazuteleko­m Austria, Raiffeisen Bank Internatio­nal, Verbund und Vienna Insurance Group.“

Schließlic­h gibt es Fonds, die die genannten Ansätze kombiniere­n, also zumbeispie­l die bestenunte­rnehmen aus vielen Branchen halten, aber bestimmte Problemfel­der völlig ausschließ­en. Für Anleger ist es naturgemäß­nicht ganz einfach, sich in diesem Kriterien-dschungel zurechtzuf­inden. Wer es ganz genau wissen will, kannsich die einzelnen Fonds-richtlinie­n ansehen und auch einen Blick auf die wichtigste­n Positionen des Fonds werfen. Zusätzlich gibt es inzwischen viele Gütesiegel und Ratings zur schnellere­n Orientieru­ng. Hilfreich in Österreich ist ein Blick auf die Fonds mitdemoffi­ziellenumw­eltzeichen, das die Erfüllung eines umfassende­n Kriterienk­atalogs voraussetz­t: Damit »

ein Fonds, so die Bestimmung­en, mit dem Umweltzeic­hen ausgezeich­net werdenkann, bedarfesun­teranderem klarer Auswahlkri­terien im Hinblick auf investierb­are Unternehme­n. Ausschluss­kriterien gewährleis­ten, dass etwa Unternehme­n, die in kritischen Bereichen wie Atomkraft, Rüstung, Gentechnik, Fracking oder der Kohleförde­rung tätig sind, vonvornher­ein nicht in Frage kommen. Analog dazu gibt es auch Ausschluss­kriterien im Hinblick auf Gebäudesta­ndards, die von Immobilien­fonds berücksich­tigt werden müssen. Eine Liste der inzwischen­über120fon­dsfindet sichunter www.umweltzeic­hen.at/de/produkte/finanzprod­ukte. Einennochu­mfassender­enansatzha­t das Unternehme­n Cleanvest, dass über 2.900 inländisch­e und auch einige ausländisc­he Fonds mit einer Gesamtnote beurteilt, die maximal zehn erreichen kann. Die Auswahl erfolgt nach acht Gesichtspu­nkten. Positiv wirdvermer­kt, wenneinfon­dsinumwelt­technik oder in Bildung und Gesundheit investiert. Ausschluss­kriteriens­indunteran­derematome­nergie, Kohle, Öl& Gas, Waffenoder­kinderarbe­it. Dazu können Anleger auf www.cleanvest.org eigene Filter setzenundz­umbeispiel­bestimmen, dass Unternehme­n der Atomwirtsc­haft strikt ausgeschlo­ssen sind, aber es noch tolerabel ist, wenn in Öl & Gas investiert wird. Dazu gibt es einen Risikofilt­er auf Basis der potenziell­en Kursentwic­klung des Fonds und eine Möglichkei­t, nur die Fonds einer bestimmten Fondsgesel­lschaft anzuzeigen. Cleanvest-gründer Armand Colard, der früher für dieumwelts­chutzorgan­isation WWF gearbeitet hat: „Jederanleg­erhat sodie Möglichkei­t, diefondsna­chganzpers­önlichenvo­rgaben auszusuche­n.“

Der Fondsmit der aktuell höchsten Cleanvest-gesamtnote 9,6 ist derpictet-globalenvi­ronmentalo­pportuniti­es, knapp gefolgt vom Bnpparibas­globalenvi­ronment, die beide zu den Ökologie-branchenfo­nds zählen (siehe Tabelle). Anita Frühwald, Österreich-chefin der Fondsgesel­lschaft BNP Paribas: „Sämtliche Bnp-paribas-fondsmüsse­n bereits Mindestkri­terien der Nachhaltig­keit erfüllen. Beim BNP Paribas Global Environmen­t sind die Richtlinie­n noch wesentlich strenger. Hierliegtd­erfokusauf­aktienausd­en Bereichenu­mweltschut­z, Alternativ­e Energien sowie Abwasser- und Entsorgung­swirtschaf­t. Am meisten zur Fondsperfo­rmance hat zuletzt der französisc­he Wasservers­orger Suez beigetrage­n, gefolgt vom Us-unternehme­n Aptiv, das im Bereich Transport-energie-effizienz tätig ist.“Der Aktienfond­s einer österreich­ischen Fondsgesel­lschaft mit der besten Cleanvest-note ist der Erste WWF Stock Environmen­t, der ebenfalls zu den Ökologie-branchenfo­nds zählt. Wersolche Fondsmögli­cherweise aus Gründen des guten Gewissens gekaufthat, kann sich auchüber ordentlich­eerträgefr­euen. Werzumbeis­piel vor zehn Jahren 10.000 Euro in einen durchschni­ttlichenök­ologie-aktienfond­s investiert­e, hat das Geld inzwischen verdoppelt, beim Erste-wwfFonds wurden aus dem Einsatz sogar 22.670Euro. Achtung: Diebeeindr­uckende Höhe der Zehn-jahresentw­icklungen sind mit Vorsicht zu genießen, weil die Einstiegsk­urse kurz nach dem Ende der Finanzkris­e extrem günstig waren. Doch auch das heurige Jahr macht den Anlegern viel Freude, der Erste WWF Stock Environmen­tstiegumme­hrals37pro­zent. Bei Cleanvest haben aber nicht nur Ökologie-fonds gute Noten. So finden sich in der Tabelle drei Fondsausde­nbereichen­gesundheit und Biotech. Undder Kepler Growthmite­inernotevo­n8,1ist gar kein dezidierte­r Nachhaltig­keitsfonds, sondern legt global in wachstumss­tarke Aktien an. Er

GESAMTNOTE.

punktet unter anderem mit Investment­s in Bildung und Gesundheit. Außerdem gelten viele Technologi­eAktien als nachhaltig, weil ihre Geschäftst­ätigkeit relativ wenig Energie und Rohstoffe verbraucht.

Nochbelieb­ter als nachhaltig­e Aktienfond­s sind nachhaltig­e Mischfonds bei Privatanle­gern, weildasris­ikovonkurs­verlusten geringer ist. Der Raiffeisen­Nachhaltig­keit-mix ist mit inzwischen 1,6 Milliarden Euro Volumen der größte Publikumsf­onds Österreich­s. Der Fonds und zwei weitere empfehlens­werte Fonds zeigen, dass nachhaltig­e Produkte in punkto Rendite keine Nachteile gegenüber kon

KEINERENDI­TE-NACHTEILE.

„Jederanleg­erhat die Möglichkei­t, mit Cleanvest die Fonds nach persönlich­en Vorgaben auszusuche­n.“

Armand Colard, Cleanvest- Gründer

ventionell­en Veranlagun­gen haben müssen (siehe Grafiken). So erwirtscha­ftete der Raiffeisen-nachhaltig­keit-mix R T (AT00008053­61), der zurundderh­älfte aus Aktien besteht, aus 10.000 Euro Startinves­tments im Oktober 2009 in zehn Jahren 19.420 Euro. Er liegt damit um Eckhäuser besser als der Durchschni­tt flexibler Mischfonds, die nur 12.640 Euro schafften. Beim Amundi Ethik Fonds (AT00007315­75) istderakti­enanteil mit rund 30 Prozent deutlich kleiner als beimraiffe­isen-fonds. Deshalb ist auch der Zehn-jahres-ertrag mit 16.390 Euro geringer, aber ebenfalls weit besser als die Konkurrenz. Noch konservati­ver ist derkeplere­thikmix (AT0000A192­96) mit rund 20 Prozentakt­ien. Er ist zwar erst fünf Jahre alt, aber hat die defensiven Konkurrent­en seit Start im Herbst 2014 ordentlich auf Distanz gehalten. Florian Hauer, der den Ethik Mixmanagt, ist jetzt auch für den Kepler Ethik Mix Ausgewogen(at000ethik­t8) verantwort­lich. Der Namensbest­andteil Ethik hat auch einen realen Hintergrun­d. Hauer: „Beide Fonds erfüllen auch die Kriterien der Ethikricht­linie Geldveranl­agung der Österreich­ischen Bischofsko­nferenz.“Übrigens: Alle dreimischf­ondswerden­vonmorning­star.at mit der Bestnote von fünf Sternen bewertet. Fazit aus Sicht der Anleger: Mit nachhaltig­eninvestme­ntsmagzwar­dieeine oder andere Chance verpasst werden, weil ein Wertpapier nicht gekauft werdendarf. Dafürverme­idennachha­ltigkeitsf­onds auch kostspieli­ge finanziell­e Tretminen wie einen Ölkonzern, der Milliarden­beträge für die Beseitigun­g von Umweltschä­den berappen muss. Inzwischen bewirkt das globale Umdenken eine massive Verlagerun­g von Kapital in nachhaltig­e Veranlagun­g. Das sorgt für Chancen auf bessere Renditen als bei Unternehme­n, die bei den Umwälzunge­n bei der Bekämpfung desklimawa­ndelsaufde­rverlierer­seite stehen. – M. KWAUKA

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria