DER RICHTIGE MIX FÜR IHR GELD
Mischfonds bieten einen einfachen Zugang zu vielenanlagekategorien, vonaktien bis Anleihen. Es gibt aber deutliche Qualitätsunterschiede.
» Die Grundidee eines Mischfonds ist einleuchtend: Anleger vertrauen ihr Geldeinemfondsmanageran, der das Vermögen nach allen Regeln der Kunst auf Aktien, Anleihen, verschiedene Währungen und vielleicht auch aufgoldverteilt. Sokönnendiefondsbesitzer Chancen auf Kursgewinne nutzen, ohne dass bei einem möglichen Börsen-crash zu hohe Verluste auftreten. Außerdem, falls möglich, soll der Manager bei drohenden Kursgewittern möglichst rechtzeitig die Reißleine ziehen und Kasse machen, um dann bei besserem Börsenwetter wieder rechtzeitig einzusteigen. Wer willdasnicht? Soist eskeinwunder, »
dassmischfonds zur mit Abstand beliebtesten österreichischen Fondskategoriewurden. Endeseptemberwurde die Schallmauer von 80Milliarden Euro Gesamtvolumen durchbrochen. Dazu kommen noch viele Milliarden in ausländischen Produkten. Indertheoriesindmischfondsalsofür viele Anleger genau das richtige Produkt. Angesichts der grassierenden Minizinsen eignen sich solche Alleskönner auch gut für die ersten Schritte wegvomsparbuch hin zu Wertpapieren. In der Praxishabenaberviele Produkte in den vergangenen Jahren ziemlich enttäuscht. Der Unterschied zwischen guten und schlechten Produkten fällt in keinem Fondssegment so extrem aus wie bei Mischfonds. Vor allem die ehrgeizigste Kategorie, die der flexiblen Mischfonds, hat seit der Finanzkrise mit wenigen löblichen Ausnahmen eher enttäuschend abgeschnitten. Anders als bei klassischen Mischfonds, wo der Aktienanteil in vorgegebenen engen Grenzen variiert, habensich diefondsmanagerhier das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Aktienanteil fast beliebig festzusetzen und im Extremfall auf null herunterzufahren. Das Problem: Schon seit Jahren werden die Börsenkurse nicht von halbwegs vorhersehbaren Wirtschafts- und Unternehmensdaten bestimmt, sondernvonpolitischenhauRuck-aktionen. Selbst der beste Anlagestratege ist überfordert, das nächste Manöver von Us-präsident Donald Trump vorherzusagen oder den Ausgang des Brexit-verfahrens.
Im Schnitt haben flexible Mischfonds in den vergangenen fünf Jahren 3,1 Prozent Rendite pro Jahr abgeworfen. Das ist deutlich besser als am Sparbuch, aber weit entfernt von dem, was in den vergangenen meist guten Börsenjahren möglich war. So hat ein durchschnittlicher Weltaktienfonds im gleichen Zeitraum im Schnitt 8,6 Prozent Rendite erwirtschaftet. Und es gibt laut der unabhängigen Fondsanalyseseite morningstar.at sogar einereihe von Fonds, die imfünfjahresschnitt Verluste produzierten. Dabeigehtesauchanders: Derflexible Fonds Flossbach von Storch Multi Opportunities ( in Österreich erhältlich mit der ISIN LU1038809395) vermehrteinden fünf Jahren seit Oktober 2014 im
STRATEGIEUNTERSCHIEDE.
Schnitt das Geld um 6,9 Prozent pro Jahr. Und wer Flossbach von Storch bereitsvorzehnjahrendiesummevon 10.000 Euro anvertraute, besitzt heute 23.160 Euro vor Steuern. Zum Vergleich: Der Durchschnitt gleichartiger Fonds erreichte in dieser Zeit nur 12.610 Euro ( siehe unterste Grafik). Ein weiterer Fonds, der das Geld binnen zehn Jahren mehr als verdoppelte, ist der Kepler Vorsorge Mixfonds ( AT0000722640, zweite Grafik von oben). Dabeilagderaktienanteilbei diesem Fonds der Kategorie ausgewogener Mischfonds mit ziemlich konstant 35 Prozent deutlich niedriger als bei dem Fonds von Flossbach von Storch. Noch etwas konservativer agiert der Value Investment Fonds der Capital Bank( ISIN AT0000990346, Grafik oben) mit einem ziemlich konstanten Aktienanteil von 30 Prozent, der ihn in die Kategorie der defensiven Mischfonds einreiht. Vorteil solch starrer Aktienquoten: das Risiko, dass der Fondsmanager durch falsches Timing von Käufen und Verkäufen immer wieder Geld verliert, ist gering. Deshalb reagieren solche klassischen Mischfondsmitrelativfixeraktienquoteviel verlässlicher und kamen insgesamt viel besser durch die politisch turbulenten Zeiten. Der Nachteil: Bei einem massiven Kursrutsch sind Fonds mit starrer Aktienquote entsprechend mit dabei. Hier bestehtmit flexiblen Mischfonds zumindest die Hoffnung, halbwegsungeschoren davonzukommen. Ein Beispiel ist der DWS Concept Kaldemorgen ( LU0599946893, dritte Grafik), der dasziel hat, auch in schlechten Jahren nicht mehralszehnprozentzuverlierenund damit seine Anleger noch halbwegs in ihrer Komfortzone zu belassen. Der Fonds startete anders als die anderen dreifondserstmitte2011. Deshalbist das Ergebnis nichtmit dem der anderen drei Fonds zu vergleichen, die schon eine volle Zehn-jahres-periode vorweisen können.
Angesichts der großen Renditeunterschiede von Mischfonds empfiehlt sich vor dem Kauf eine rechtzeitige Qualitätskontrolle und ein Vergleich mit ähnlich anlegenden Fonds. Eine gute Möglichkeit dazu bietet die Internetseite morningstar.at, die eine Auflis
QUALITÄTSKONTROLLE.
tung sämtlicher in- und ausländischer Mischfonds bereitstellt. Diese werden noch nach Merkmalen wie defensiv, ausgewogen, aggressiv oder flexibel unterschieden. Dort kannmannatürlich auch überprüfen, wie gut ein bestehender Mischfonds mit der Konkurrenz mithält. Durch Eingabe der Isin-wertpapierkennnummer eines Fondskannmanaufeinenblicksehen, wie er sich imvergleich zu Fondsmit ähnlicher Anlagestrategie entwickelt hat. Dasist oft aussagekräftiger als reinerenditezahlen. Ineinergrafikkann
manauchfeststellen, obsich einfonds relativgleichmäßigentwickeltoderzu starkenausschlägenneigt. Ambesten sind Fonds, die im Vergleich zumkategorie-durchschnitt laufend etwas besser abschneiden, wie das drei der hier in den Grafiken gezeigten Fonds geschaffthaben ( der DWS Concept hat durch seine spezielle Konstruktion keine Vergleichsgruppe auf morningstar. at). Dazu zeigt die Anzahldersterneaufdenerstenblick, wiederfondslangfristiginnerhalbseiner Kategorie unterwegs ist. Dabei werdensowohleinrelativhoherertrag als auch ein vergleichsweise niedriges Schwankungsrisiko positiv bewertet. Fünf Sterne sind die Bestnote. Bei nur ein bis zwei Sternen ist der Fonds ein Auswechselkandidat. Wichtig ist auch der Blick auf den Punkt laufende Kosten. Manche Mischfonds verlangeneinprozent, anderesogarüberdrei Prozentprojahrfürdasmanagement. Bei solchen Kosten haben Fondsbesitzer kaum Chancen, selbst noch Geld zu verdienen. Unter der Annahme, dass Aktien in den kommenden Jahrenimschnittetwasechsprozentrenditeabwerfenundsichere Euro-anleihen plus minus null, können die Bäume nicht in den Himmelwachsen. Noch eine Überlegung zum Schluss: Mankannsicheinearteigenenmischfonds selbst spesengünstig zusammenstellen, in dem man einen bestimmten Anteil des zur Verfügung stehenden Geldes, zum Beispiel 70 Prozent, am Sparbuch spesengünstig und kapitalgarantiert anlegt und die verbleibenden 30 Prozent direkt in einen reinen Aktienfonds investiert.