PASSIVE ANLAGE
Indexfonds sind kostengünstig und bringenrendite. Deshalb sind sie zur beliebten Geldanlage geworden. Was es aus Anlegersicht zu beachten gilt.
Vor fast genau 20 Jahren wurde der erste börsengehandelte Fonds (exchange-traded fund, kurz ETF) in Europa gelistet. Heute boomt das Geschäft und wird nicht mehrnurvoninstitutionelleninvestoren, sondern auch von immer mehr Privatanlegerinnen und Privatanlegern nachgefragt. Glaubt man dem Fondsanalysehaus Morningstar, so wird das Etf-gesamtvolumen bis 2024innerhalbeuropas aufrundzwei Billionen Euro anwachsen. Für Blackrock, mitisharesdergrößteausländische Fondsanbieter in Österreich, nicht verwunderlich. „ETFPortfoliolösungen werden für die Altersvorsorge und die private Vermögensverwaltungimmerwichtiger. Die Vorteile liegen auf der Hand: Geringe Handels- und Transaktionskosten, niedrige Verwaltungsgebühren, hohe Transparenz und Flexibilität“, sagt Bahramsadighian, Headof Salesetf und Index Investments für Österreich und CEE bei Blackrock.
Börsengehandelte Indexfonds bilden – wie schon dernamesagt – einen gewissen Aktienindex wie den S&P500 oderdendaxpunktgenauab. Dadamit das aktive Fondsmanagement umgangen werden kann, ist die Gebührenstruktur für solche Finanzprodukte besonders günstig. Bahram Sadighian rechnet vor: „Im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds gibt es bei ETFS keinen Ausgabeaufschlag. Dieser bewegt sich in der Regel zwischen zwei und vier Prozent. Zusätzlich hat man bei aktiven Fonds eine jährliche Vermögensverwaltungsgebühr oder Management Fee zu bezahlen, die im Schnitt bei 1,8 Prozent liegt. BEIETFS wird lediglich eine kleine Handelsgebühr fällig. Diese beläuft sich je nach Broker auf einmalig 20 bis 30 Euro. Die laufenden Vermögensverwaltungsgebührenkostenimschnittzwischen 0,25 und 0,30 Prozent. Aus der Kostenperspektive haben ETFS also einen immensen Vorteil gegenüber aktiv gemanagten Fonds.“
Imunterschied zu aktiv gemanagten Investmentfondsbietenetfsnichtper se die Aussicht darauf, höhere Renditen als der breite Markt abzuwerfen. Das Potenzial eröffnet sich vielmehr dadurch, dass imrahmendes Risikomanagements des Gesamtportfolios mit ETFS eine hohe Diversifikation bei überschaubaren Kosten angestrebt werden kann. Auch schon mit kleineren Investitionen ist es möglich, sein Geldaufeinevielzahlvonwertpapieren zu streuen. „Manche ETFS bieten in einem einzigen Produkt Zugang zu Aktien vonmehr als 1.000 Unternehmen aus aller Welt“, so der Blackrock-experte. „Zudem sind Etfsbörsentäglich zu ständig aktuellen Preisen handelbar. Verschiedene Market Maker sorgen für eine hohe Preisqualität.“ETFS für einzelne Regionenstehenebensozurauswahlwie Marktsegmente oder verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe. Laut einer Studie der Universität Berkeley und der Investmentgesellschaft AQR lohnen sich ETFS vor allem für Investoren, die Wert auf Sicherheit legen und nicht übermäßigvielvermögenhaben– das sind klassischerweise Privatanleger.
DIVERSIFIKATIONSEFFEKT.
Wurden ETFS in ihren Anfängen eher kurzfristig eingesetzt, um von IndexSchwankungen zu profitieren, sieht Sadighian heute vor allem einen »
LANGFRISTIGER EINSATZ.
verstärkten langfristigen Einsatz, etwa in der Vermögensverwaltung. „Wo die Märkte effizient sind, sprich alle Marktteilnehmer über dieselben Informationen verfügen, da ergibt eine passive Wertanlage Sinn.“Von Blackrockempfohlenwerdenfüreinsteiger vor allem vollreplizierende Produkte mit hoher Liquidität. Das sind in erster Linie ETFS auf Basis von breit gefächerten Indizes. Sadighian: „Privatanlegerbevorzugenoftdiegrößerenbenchmarks aus der Region wie den ATX oder DAX, den Us-index S&P500 oder den globalen Index MSCI World. Darüber hinaus erfreuensichanleihen-etfsgroßerbeliebtheit und hier besonders jene, die in sogenannte Investment-grade-anleihen anlegen.“
Auchaufbestimmte Megatrends ausgerichtete Fonds, etwa zum technologischen Wandel, werdenimmerwichtigerund verzeichnen eine größere Nachfrage. Fondsgesellschaften bieten zudem Möglichkeiten, nach den Esg-kriterien (Environment, Social and Governance) zu investieren, alsonach ökologisch und sozial nachhaltigen Ge
TRENDSAMETF-MARKT.
sichtspunkten. Ein weiteres Thema, das laut Bahram Sadighian an Bedeutunggewinnt, sindsogenanntesmartBeta- ETFS. Dabei wird deretfnicht mehr nur anhand der Marktkapitalisierunggebildet, sondernetwaaufbasis des oft besser geeigneten RenditeRisiko-profils.
Von der Entwicklung digitaler Vermögensverwaltungslösungen erwartet sich der Blackrock-experte künftig ebenfalls eine verstärkte Nachfrage. Allerdings hat auch Chancen, wersein Etf-portfolio ineigenregie odermithilfe eines Muster-portfolios zusammenstellt. Wichtig ist in jedem Fall eine breite Streuung. „Wer als Privatperson selbst investieren will, dem raten wir, auf mehrereetfsgleichzeitig zu setzen. Diversifikationundtiming sind sehr wichtig. Außerdem sollte man natürlich auch beim Thema ETF nurindingeinvestieren, diemanauch versteht.“Oft werden gerade die vordergründig positiven Eigenschaften von Finanzprodukten durch den falschen Einsatz oder eine schlechte Auswahl vonseiten der Investoren wieder wettgemacht. – THERESA GIRARDI
DIVERSIFIKATION UND TIMING.