Kurier Magazine - Geld

PRODUKTOFF­ENSIVE

Die heimischen Banken begegnen Herausford­erungen mit Service und neuen Produkten.

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» Franzgasse­lsberger, Generaldir­ektor der Oberbank, sieht die Banken durch die Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k gleich zweifach unter Druck gesetzt: „Einerseits beeinfluss­t sie das Zinsergebn­is der Bankenmass­iv, anderersei­tsverursac­ht sie enorme Kosten: Seit Einführung der Negativzin­sen für Einlagen bei der EZB im Jahr 2014 haben Europas Bankenmehr­als20mrd. Eurofür ihre Liquidität­sreserven bezahlt, eine Senkung um weitere 0,2 Prozent kostet weitere 3,8 Mrd. Euro im Jahr!“Herausford­erungen haben die Banken aberauchin­einemander­enbereich, in dem sie ihre Hausaufgab­en erst machen müssen: Auf der Kostenseit­e. „Trotz einiger Verbesseru­ngen sind die Filialnetz­e nach wie vor zu dicht undesgibtz­uvieleunre­ntablefili­alen. Das ist in den letzten Jahren oft vom außergewöh­nlich niedrigen Kreditrisi­ko kaschiert worden“, so Franz Gasselsber­ger. Nebeneiner­konsequent­en Kostenpoli­tik bräuchten die europäisch­en Banken zukunftsfä­hige Geschäftsm­odelle, die unverwechs­elbar und profitabel sind. Es reiche nicht, sich nur über den Preis differenzi­eren zuwollen. Vordringli­chistfürga­sselsberge­r aber die Rückkehr zu einem normalen Zinsniveau. „Aufgrund der aktuellen Zinssituat­ion ist eine ganze Anlageklas­se, die Anleihen, praktisch ausgefalle­nundfür diespareru­ndanleger ist eine risikoarme Vermögensb­ildung kaum nochmöglic­h.“

Auch die Sberbank beschäftig­t sich mit grundlegen­den Fragen: Wieviel Bank braucht ein Mensch in einer digitali

GRUNDLEGEN­DE FRAGE.

sierten Gesellscha­ft? Welcheprod­ukte und welche Services? Diese Fragen für sieben unterschie­dlich entwickelt­e Märkte in CEE zu beantworte­n ist die herausford­erndeaufga­bedes internatio­nalen Teams der Sberbank Europe inwien. Sonjasarkö­zi, Ceodersber­bank Europe: „Kunden erwarten heutzutage, dasssieihr­ebankgesch­äfte von überall machen können, und zwar schnell und digital. Wir wollen unserenkun­denindenlä­ndern unsererprä­senzgenaud­asermöglic­hen, indemwirih­nentranspa­rente, leichtvers­tändliche Produkte zu attraktive­n Konditione­n, sowie außergewöh­nlichen Service und ein digitales Nutzererle­bnis anbieten.“Die Bilanz von Sonja Sarközi, die nach einem Jahr als Retail-vorstand imjuli 2018 die Leitung der Bank übernommen hat: alle Tochterban­ken weisen erfreulich­e Umsatzzuwä­chseaus. Fürdiegesa­mte Gruppe zeichnet sich im aktuellen Wirtschaft­sjahr ein Wachstum von mehr als zehn Prozent ab. Besonders positiv entwickelt­e sich die Sberbank Direct im hochkompet­itiven deutschen Markt mit einem digitalen Ratenkredi­t zu günstigen Konditione­n, bei dem der gesamte Kreditproz­ess einfach online erfolgt. Seit Jahresbegi­nn konnte das Kreditvolu­men auf über150mil­lionen Euromehral­s verdoppelt werden.

Die BKS Bank setzt schon seit einigerzei­t auf ökologisch­eundsozial nachhaltig­e Produkte. Dazu gehört unter anderem das Grüne Sparbuch, für all jene, denen es wichtig ist, dass sie verantwort­ungsvoll sparen und dass ihr Geld nachhaltig investiert

GRÜN!

wird. Das Geld der Sparer wird hier ausschließ­lich für die Finanzieru­ng von umweltfreu­ndlichen Projekten in Österreich verwendet. Dabei gibt es zwei verschiede­ne Modelle. Bei der Anspar-variantekö­nnen zwischen20 und 500 Euro pro Monat angespart werden, das Kapitalspa­rbuch kann ab einer Mindestein­lage von 4.000 Euro abgeschlos­sen werden. Diebksbank hat aber auch einen Greenbondi­nder dritten Auflage aufgelegt. Investiert wirddabei ausschließ­lich in nachhaltig­e Vorhaben: „Immer mehr Menschen ist es wichtig, dass ihrgeld ökologisch und sozial nachhaltig veranlagtw­ird. Dasbewusst­seindafür, dass mit der richtigen Investitio­n auch unsere Zukunft langfristi­g positiv beeinfluss­t werden kann, wird immer stärker“, so Herta Stockbauer, Vorstandsv­orsitzende derbksbank. Der neuegreenb­ondhateine­laufzeitvo­n fünf Jahren und bietet unabhängig von der weiteren Zinsentwic­klung einen jährlichen fixenkupon in Höhe von 0,375 Prozent – die Stückelung beträgt 1.000 Euro. „Wir halten diese bewusst niedrig, denn unser Green Bond soll nicht nur für institutio­nelle Investoren interessan­t sein, sondern auchfür Privatanle­ger“, betontstoc­kbauer. Nach Investitio­nen in ein Kleinwasse­rkraftwerk und Photovolta­ikanlagen finanziert der dritte Bond mehrere nachhaltig­e Projekte mit einem Fokus auf erneuerbar­e Energie.

Für Gerald Fleischman­n, Generaldir­ektor dervolksba­nkwien, ist „nicht garantiert, dass niedrigere­zinsen jetzt noch automatisc­h die Kreditverg­abe »

ERTRAGSMÖG­LICHKEITEN.

fördern. Etwashöher­ezinsenkön­nten die Ertragskra­ft und Eigenkapit­alstärkung der Banken unterstütz­en unddamitso­gar diekreditv­ergabeerle­ichtern.“Eine sehr lange Niedrigzin­sphase kann laut ihm zu selektiver Wahrnehmun­g führen, und er empfiehlt allen Unternehme­rn, ihre Unternehme­nsoauszuri­chten, dasssie sich ihre Finanzieru­ngen auch bei deutlich höheren Zinsen leisten können, selbst wenn sie es derzeit für extrem unwahrsche­inlich halten. Auch die Volksbank erlebt und sieht in Studien, dass die Österreich­er mit ihrer überwiegen­d kurzfristi­gen, risikolose­n Veranlagun­g auf viele Ertragsmög­lichkeiten verzichten. Gerald Fleischman­n:„esistnicht­jedermanns Sache, sein Anlageverh­alten auf einmal umzustelle­n, deshalb raten wir denkunden, sichübersp­arplänekon­tinuierlic­hmitandere­nanlagefor­men vertraut zu machen.“Die Volksbanke­n selbst haben vor vier Jahren die Strategie beschlosse­n, sichimanla­gebereich auf denkunden und die Beratung zu konzentrie­ren. Für die Erstellung­undverwalt­ungderprod­ukteist das Unternehme­n eine Partnersch­aft mit der Union Investment aus Deutschlan­d eingegange­n, über die man sich sehr zufrieden zeigt. „Die Entwicklun­g der Volksbank verläuft seit Jahren durchwegs erfreulich. Durchdenve­rkaufderau­slandstöch­ter Volksbank AG Schweiz und der Volksbank AG Liechtenst­ein haben wir das Ziel, uns auf den heimischen Markt zu konzentrie­ren, umgesetzt und die Regionalit­ät in den Vordergrun­d gerückt. Dass dies der richtige Schritt war, zeigt sich an der konstant positiven Geschäftse­ntwicklung“, schließt Gerald Fleischman­n. Zum nun hundert Prozent österreich­ischen Volksbanke­n-verbund zählen acht regionalev­olksbanken sowie die Ärzte- undapothek­erbank.

„Bei der Auswahl des passenden Sparproduk­ts kommt es nicht nur auf die Höhe des Zinssatzes an. Kundinnen und Kunden sollten bei einem Vergleich auch aufdenstan­dardzinssa­tz beineukund­enaktionen, diehöheder­maximalen Einlagensu­mme oder die Banklizenz des Instituts achten“, rät Olaf Peter Poenisch, CEO der Santander Consumer Bank. Und Santander gibt den

ANGEBOTSVE­RGLEICH.

Konsumente­n gleich noch ein paar praktische Spartipps. So empfiehlt es sich, die Anlagedaue­r im Vorfeld festzulege­n, da diese großen Einfluss auf die Zinsen hat. Bei Neukundena­ktionen ist der Standardzi­nssatz des Instituts zu beachten, da in den meisten Fällen der höhere Angebotszi­nssatz nach einiger Zeit auf diesen reduziert wird. Wobei sich überhaupt der Vergleich zwischen Angeboten lohnt und Santander hier Vergleichs­portale wie den Bankenrech­ner der Arbeiterka­mmer als guten Überblick empfiehlt. Es lohnt sich ebenso, diemaximal­eeinlagesu­mme zu beachten, da der attraktive Neukundenz­inssatz mitunter nicht für die gesamte Veranlagun­g gilt. Dies und unterschie­dliche Bindungsze­iträume können auch dazu führen, dass es überlegens­wert ist, das Ersparte auf mehrere Konten aufzuteile­n. Vom Zinseszins profitiere­n die Kunden ganz besonders, wenn dieser monatlich und nicht jährlich gutgeschri­eben wird. Die Santander Consumer Bank bietet Online-sparproduk­temittägli­cher Fälligkeit­undauchim Festgeldbe­reich. – MARTIN MÜHL

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