WIE LIBRA DIE WELT DER KRYPTOASSETS AUFMISCHT
Facebook will 2020 eine eigene Kryptowährung auf denweg bringen. Was das für dienutzer bedeutet und wie sich Libra von Bitcoin und Co. unterscheidet.
» Mitdemvorhaben, 2020eine eigene Währung einzuführen, hat Facebook für heftige Reaktionen gesorgt. Nicht nur Datenschutzrechtler äußern Bedenken, auch Regierungsvertreter und Notenbanken sehen das Ganze kritisch. Zu recht, wie Beat Weber, Seniorexpertinderabteilung Integrationsangelegenheiten und Internationale Finanzorganisationen bei der OENB, findet: „Zahlungsmittel sind ein sehr sensibles Thema, bei dem die Bevölkerung höchste Ansprüche hinsichtlich Wertstabilität und Sicherheit stellt. Deshalb ist das ein hochregulierter Bereich, in den ein Konzern-konsortiumnichteinfachso hineinmarschieren und sagen kann, wir probieren da haltmal was aus.“Genau genommen soll die Kryptowährung namens Libra nicht nur von Facebook, sondern von weiteren etwa 20 Mitbegründern, die unter dem Dach der Libra Association zusammenfinden, inslebengerufenwerden. Dasziel dahinter: Geldtransaktionen so einfach „wie das Senden einer SMS“zu gestalten. In einem digitalen Wallet, der sogenannten Calibra, sollen Nutzer künftig die Möglichkeit haben, Libra Coinszuspeichern, über die Plattformenwhatsappundfacebook Messenger an Freunde zu versenden oder ganz einfache Dinge wie Taxifahrten und Konzertkarten zu begleichen. Erklärtermaßenwilldiekryptowährung aber auch Menschen in wirtschaftlich schlecht entwickelten Ländern helfen, Geld möglichst billig zu transferieren. Vorbehalte haben Kritiker des Projekts besonders aufgrund der Marktmacht, die Facebook besitzt. „Facebook bestreitet zwar, dass Libra anderen Währungen Konkurrenz machen will. Aberinkleinerenundwenigerrobusten Währungsräumen könnte Libra durch Auslösen von Kapitalflucht destabilisierend wirken“, meint Weber.
NICHTMIT BITCOIN ZU VERGLEICHEN.
Was will Libra? Und wo liegen die Risiken des Projekts? Für Krypto-expertin Anita Posch von Bitcoin Austria stellt die Libra-währung keine Kryptowährungimoffenen Sinne dar. „Meiner Ansicht nach kannmanlibra nicht mit Bitcoin, Litecoin oder Monero vergleichen. Librawirdgesteuertdurchein Konsortium von Unternehmen, die für diese Beteiligung jeweils zehn Millionen Us-dollar als Einstieg zahlen mussten. Libra ist daher nicht erlaubnisfrei.“Die Idee von offenen Blockchains wie bei Bitcoin odermonero ist, dass eine Art öffentliche Internet-zahlungsinfrastruktur geschaffenwird, die niemandemgehört.„hiersindzahlungen immer neutral, allen Menschen steht diebenutzung frei.“Auch glaubt sieehernicht, dassdielibraassociation alle datenschutzrechtlichen Bedenken ausdemwegräumenkann.„facebook und Libra sprechen in ihrer Ankündigung davon, dass die Profile der Mitglieder nicht mit den Zahlungen verknüpft werden. Aber glaubt das wirklich jemand?“
Als Anlage- und Spekulationsobjekt taugt die Digitalwährung, so wie sie derzeit geplant ist, jedenfallswenig.„erstensistmitwertschwankungen zu rechnen, und zweitens ist bei Libra eine Verzinsung von Kundenguthaben grundsätzlich nicht vorgesehen, unabhängig vom aktuellen Zinsniveau“, begründet Weber.
ALS ANLAGEOBJEKT.
„Zahlungsmittel sind ein sensibles Thema, bei dem die Bevölkerung höchste Ansprüche hinsichtlich Sicherheit stellt.“
Beat Weber, Österreichische Nationalbank
Unterdessen wird in Krypto-kreisen gerade Bitcoin als Gold der Zukunft gehandelt. Expertengehendavonaus, dassdie vertrauensstärksteallerkryptowährungen die Entwicklung des Edelmetalls in den kommenden Jahren kopieren könnte. Dazu Posch: „Was nach außen wie Stillstand erscheint, entpuppt sich bei genauerem Betrachten als Innovationsmaschine.
Mittlerweile sind auch bei Bitcoin die Ausgabe von Tokens und die Ausführung von Smart Contracts möglich. Aufgrund seiner monetären Charakteristika wie dem fixen Maximum an 21 Millionen Bitcoins, die jemals ausgegeben werden, und die dezentraleausgabeform kann Bitcoin als eine Anlageform wie Gold gesehen werden.“