NACHHALTIGE MISCHUNG
Fast jederzweite Fonds in Österreich ist ein Mischfonds. So kann in Aktien mit gebremstem Risiko investiertwerden, weil Anleihen die Schwankungendämpfen. Die Fonds sollten Anleger aber gründlich unter die Lupe nehmen, der Abstand zwischen guten und schlec
» Der Absatz boomt: Bis September 2021flossenheuerlautstatistikdesösterreichischenfondsverbandesvöig 7,4Milliardeneuroneuinmischfonds. Das entspricht immerhin Neuinvestitionen von 830 Euro pro Einwohner. Das Gesamtvolumen hat auch dank einer guten Wertentwicklung erstmals die 100-Milliarden-euro-marke überschritten, esliegenexakt101milliarden Euro in Mischfonds. Das entspricht einem Anteil von 48 Prozent am gesamten Fondsvolumen. Angesichts der minimalen Zinsen wollen immermehranlegerzumindesteinen Teil inaktien stecken.
Entsprechend der Risikofreudigkeit gibt es Fonds mit mehr oder weniger Aktien. Außerdem sind viele Mischfonds nachhaltig, hier steigt der Absatz besonders rasant. Der Raiffeisen-nachhaltigkeit-mix (ISIN AT0000805361) ist mit 4,8 Milliarden Euro der größte Fonds Österreichs. Auch der Amundi Ethik Fonds (ISIN AT0000731575) zählt mit 1,8 Milliarden Euro zu den absoluten Schwergewichten. Beide sind Träger des staatlichen Österreichischen Umweltzeichens, was ein verlässliches Qualitätssiegel ist. Jörg Moshuber, Fondsmanager des Amundi-ethikFonds:„dasösterreichischeumweltzeichen hat umfassende Nachhaltigkeitskriterien und schließt zum Beispiel Atomkraft ausdrücklich aus.“( Siehe Interview.) Auch die Rendite passt bei diesen Fonds. So hat zum Beispiel der Amundi Ethik Fonds mit einem
MEHR ODER WENIGER AKTIEN.
Aktienanteil von rund 30 Prozent heuerbismitteoktobereinengewinn von3,9prozenterzieltundliegtdamit umrundzweiprozentpunktebesserals einkonservativer Vergleichsindex mit wenig Aktien. Auch auf lange Sicht kann die Wertentwicklung überzeugen: Wer dort im Oktober 2011 den Betrag von 10.000 Euro investierte, hat den Einsatz in zehn Jahren auf 16.950 Euro vermehrt. Das ist deutlichbesseralsdasdurchschnittsergebnis konservativer Mischfonds, die laut dem Analysehaus Morningstar im gleichen Zeitraum bei 12.990 Euro landeten. Noch sportlicher ist das Ergebnisdes Raiffeisen-nachhaltigkeitMix, der dank einer Mindest-aktienquote von rund 50 Prozent heuer bereits 11,2 Prozent zulegte, der allerdings, wie die Grafik zeigt, naturgemäß stärker schwankt. Im Zehnjahresvergleich wurden aus 10.000 Euro Ausgangskapital inzwischen 19.930 Euro. Die MorningstarVergleichsgruppederflexiblenmischfondsmit variableraktienquote blieb mit 14.180 Euro deutlich zurück. Derart große Abstände zwischen einzelnen Fonds sind gerade für diekategorieder flexiblenmischfondscharakteristisch. Während bei vielen Mischfonds die Aktienquote weitgehend konstant vorgegeben ist, können die flexiblen Varianten den Anteil der Aktien je nach Marktlage variieren, ja bei einigen Produkten sogar zwischen 0und100prozent. Das klingt auf den erstenblickvorteilhaft, weildiefondsmanager bei drohender Crashgefahr das Risiko runterfahren und bei »
freundlicherem Börsenwetter wieder stärkergas geben können. In der Praxis gelingt das aber nur wenigen Fondsmanagern, weildiebörseninder Praxis kaum vorhersehbar sind. Wer hätte zum Beispiel Anfang Februar 2020 mit einem derartigen Einbruch der Börsen durch Corona gerechnet und dann noch vorhergesagt, dass schon kurz danach ein spektakulärer Boomeinsetzt? Wohlkaumjemand– und wenn, war es meist Glück. Im schlimmsten Fall geht es den Fondsmanagern so wie vielen Privatanlegern, die amtiefpunkt verkaufenund dann lange mit dem Wiedereinstieg warten und das Beste verpassen. Auch andere heimische nachhaltige Mischfonds haben bisher das Jahr gut gemeistert. So hat zum Beispiel der Schoellerbank Ethik Vorsorge (ISIN AT0000820477), der nach den Vorgaben der Österreichischen Bischofskonferenz anlegt, mit einer Aktienquote zwischen 30 und 70 Prozent heuer bereits 11,4 Prozent erwirtschaftet. Der ebenfalls von Jörg Moshuber gemanagte flexiblemischfonds Amundi Ethik Fonds Evolution (AT0000A2L443) erzielte mit einer aktuellenaktienquotevon75prozent seit Jahresbeginn ein Plus von 12,6 Prozent. Der C-quadrat Greenstars ESG (ISIN AT0000A1YH15) liegt mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 70 Prozent und aktuell 80 Prozent heuer sogar bei 13,2 Prozent.
Natürlich gelingt es nicht nur nachhaltigen Fonds, überdurchschnittlich ab
ABSEITS DER NACHHALTIGKEIT.
zuschneiden. Der flexible Mischfonds Flossbach von Storch Multi Opportunities II (ISIN LU0952573482) hat in denvergangenenzehnjahrendeneinsatz mehr als verdoppelt, aus 10.000 Eurowurden21.850euro. Seitjahresbeginn stehen plus 9,4 Prozent zu Buche, die aktuelle Aktienquote liegt bei rund 80 Prozent. Anleihen lässt der Fondsderzeit links liegen, der Restdes Kapitals besteht aus Cash und Gold. Im Dollar-raum bringen Anleihen rund anderthalb Prozent mehr als in der Eurozone. Davon profitieren Anleger im Blackrockglobal Allocation (LU0171283459), einemausgewogenenmischfondsmitaktuell67prozent Aktien und einem traditionell relativ hohen Gewicht von Us-papieren. Heuer können sich Anleger über 12,7 Prozent Rendite freuen. Wieerwähnt, zeigtsichbeidenbeliebten Mischfonds, was die langfristige Wertentwicklung betrifft, nicht nur Licht, sondernauchvielschatten. Deswegenempfiehltsichderkonkurrenzvergleich der Erträge und der (mitunter stolzen) Managementgebühren ganz besonders. Auf der Webseite www.morningstar.atkanndurcheingabederisin-nummereinfondsauf Herzundnierengeprüftwerden. Entscheidend ist aber weniger der heurige Gewinn, sondern die langfristige Wertentwicklungüberfünfoderzehn Jahre. Aufschlussreich sind auch die größten Positionen des Fonds und die Grafiken, die zeigen, ob die Kursentwicklung eher gleichmäßig erfolgte oder mit erheblichem Auf und Ab. – MARTIN KWAUKA